Trautmann
Darsteller: David Kross, Freya Mavor, John Henshaw, Harry Melling
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: squareone-entertainment.com
Facebook: facebook.com/trautmann.derfilm
Filme über Sportler und ihre besonderen Leistungen gibt es immer mal wieder. Zumeist kommen diese dann von “unten”, wie man zu ärmlichen Verhältnissen oder sonstigen eher unvorteilhaften Voraussetzungen gerne sagt, und schaffen es nach ganz “oben”, sie triumphieren also in irgend einer Art, was sich in besonderen Siegen widerspiegelt oder auch einfach nur große Beliebtheit sein kann wie bei witzigen, ehrgeizigen Skispringern (“Eddie The Eagle”) oder jamaikanischen Bobmannschaften (“Cool Runnings”). Bernd Trautmann kam als Deutscher im Krieg in britische Gefangenschaft, und es aus dieser nicht nur in die Premier League zu schaffen, sondern dort zu einer Legende zu werden, das ist ein Biopic durchaus wert, so dass sich Marcus H. Rosenmüller (“Wer früher stirbt ist länger tot”) dem Thema gewidmet hat.
Wir sehen David Kross in der Hauptrolle von Trautmann, der mit 17 Jahren bereits in die Wehrmacht eingezogen wurde und dann im Zweiten Weltkrieg in England kämpfte. Hier wird er zu einem Kriegsgefangenen und in der Nähe von Liverpool und Manchester inhaftiert. Als die deutschen Soldaten im Hof ihres Lagers ein Elfmeterschießen veranstalten, wird der gerade einigen Proviant aus seinem Lebensmittelgeschäft abliefernde Jack Friar (John Henshaw) auf Bernds Talent im Tor aufmerksam.
Da Friar nebenbei auch Coach des Provinzclubs St. Helens ist und deren Goalie lieber feiert, als an seinen Künsten zwischen den Pfosten zu feilen, überredet Friar den leitenden Sergeant Smythe (Harry Melling), Trautmann für die Spiele des Clubs abzustellen. Auch wenn seine Mitspieler natürlich erst einmal nicht mit einem Deutschen antreten wollen, den sie als Kriegsverbrecher ansehen, überzeugt “Bert”, wie er genannt wird, durch seine zurückhaltende Art, vor allem aber im Tor, so dass die Mannschaft den drohenden Abstieg verhindern kann und fortan gute Ergebnisse erzielt.
Bernd punktet nicht nur sportlich, sondern auch privat, wo er das Herz von Friars hübscher Tochter Margaret (Freya Mavor) gewinnt. Als der Krieg endet, schlägt Trautmann auch deswegen das Angebot zur Repatriierung und der damit verbundenen Rückkehr nach Deutschland aus und arbeitet lieber auf dem Hof Friars, wenn er nicht gerade für St. Helens den Kasten sauber hält.
Als irgendwann der Trainer von Manchester City, Jock Thomson (Gary Lewis), ein Spiel sieht, um eigentlich einen anderen Spieler zu begutachten, fällt ihm Bernd auf und so landet dieser schließlich beim Erfolgsverein Manchester City. Die Verpflichtung geht allerdings einher mit Anfeindungen von Fans und Öffentlichkeit, die den “Nazi-Torwart” nicht bei sich haben wollen. Trotzdem hält Thomson zu “Bert” und dieser spielt sich schließlich in der Herzen der Fans, nicht nur durch das legendäre Cup-Finale 1956, als Trautmann vor 100.000 Besuchern im Londoner Wembley-Stadion die letzten 20 Minuten mit einem gebrochenen Halswirbel durchhielt. Während die Fußballwelt ihn als Helden feiert, erleidet er allerdings einen privaten Schicksalsschlag.
Nachdem “Trautmann” im Januar bereits beim 40. Bayerischen Filmpreis für die Produktion von Robert Marciniak ausgezeichnet wurde, kommen Sportfans und andere interessierte Zuschauer nun ab Mitte März in den Genuss, den Film im Kino sehen zu können. Ein Besuch lohnt sich durchaus, hat Regisseur Marcus H. Rosenmüller, der zusammen mit Marciniak und Nicholas Schofield auch das Drehbuch schrieb, doch ein Biopic erschaffen, das unterhält und einen auch noch packt, wenn man die Eckpunkte von Trautmanns Karriere bereits kennen sollte.
An selbige hielt sich Rosenmüller natürlich auch, ließ ansonsten aber auch einige Fakten aus und passte die Story so an, dass sie noch etwas pathetischer und privat weit romantischer erzählt wird. Statt als Helfer auf einem fremden Bauernhof zu arbeiten, zieht es Trautmann auf der Leinwand zu Friar, ausgelassen wird zudem der Umzug nach Liverpool-Huyton oder auch sein von Fans durch Spenden erst möglich gemachter erster Heimaturlaub, nach dem er für seine Rückkehr nach England und Verlängerung des Vertrags bei St. Helens gefeiert wurde.
Während es im Film so scheint, dass der Trainer von Manchester City durch Zufall auf Bernd aufmerksam wurde, waren in Wirklichkeit schon mehrere Profivereine am deutschen Talent dran, so dass ihm Anfragen von Arsenal, Everton, Tottenham, Manchester United und eben Manchester City vorlagen, bevor er sich für Man City entschied.
Auch in Sachen Liebe flunkert der Streifen etwas, sehen wir hier doch Margaret als frühe Bekanntschaft und dadurch direktes Ziel der Begierde mit amtlicher Romanze, während der wahre Trautmann sich erst einmal mit Marion Greenhill verlobte und mit dieser sogar eine Tochter bekam, bevor er 1950 Margaret kennen lernte und heiratete.
Manche der Änderungen machen für die erzählerische Linie des Films Sinn, andere aber hätte man auch umgehen können, um ein noch wahreres Bild von Trautmann zu zeichnen, denn seiner Legende hätte sie nicht geschadet. Trotzdem weiß der Streifen zu gefallen, als Mischung aus sportlicher Erfolgsstory und einer emotionalen, teilweise auch dramatischen persönlichen Geschichte.
Am Ende bekommt man dann noch einige Fakten über den großen Trautmann, nach dessen letztem, 590. Spiel für Man City im Jahr 1964 die Fans im Stadion an der Maine Road die Pfosten heraus rissen, da zwischen diesen niemand anderes mehr stehen sollte als Trautmann. Für seine Verdienste um die deutsch-britischen Beziehungen erhielt er 1997 das Bundesverdienstkreuz, 2004 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Honorary Officer of the Most Excellent Order of the British Empire ernannt.
Nur in die deutsche Nationalmannschaft schaffte es “Bert” nie, da der damalige Bundestrainer Sepp Herberger prinzipiell keine Legionäre ins Team berief. Heute wäre das natürlich anders. So freuen wir uns über ein würdiges, filmisches Denkmal für Bernd Trautmann, der von David Kross stark gespielt wird.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten