Home Film “Mid90s” – Jonah Hills Regiedebut ist eine feine Beobachtung der kalifornischen Jugend in den 90ern

“Mid90s” – Jonah Hills Regiedebut ist eine feine Beobachtung der kalifornischen Jugend in den 90ern

Autor: Mick

"Mid90s" Filmplakat

Mid90s

Darsteller: Sunny Suljic, Na-kel Smith, Olan Prenatt, Lucas Hedges
Regie: Jonah Hill
Dauer: 85 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.mfa-film.de/kino/id/mid90s
Facebook: facebook.com/mfa.filmdistribution


Nachdem Jonah Hill schon eine erfreuliche Wandlung vom Clown (“Superbad”, “Nie wieder Sex mit der Ex”) zum Charakterdarsteller (“Die Kunst zu gewinnen – Moneyball”, “The Wolf of Wall Street”) vollzogen hat, traut er sich jetzt mit seinem Debut “Mid90s” sogar, erste Schritte im Regiefach zu machen. Dafür hat er sich nichts anderes vorgenommen, als eine Zeitreise in die – wie schon der Titel unschwer erraten lässt – Mitte der 90er Jahre.

Seine Hauptfigur, der 13-jährige Stevie (Sunny Suljic), wächst in L.A. auf und weiß mit sich zwischen seiner überforderten, alleinerziehenden Mutter (Katherine Waterston) und seinem älteren Bruder Ian (Lucas Hedges) nicht viel anzufangen. Mit seiner Mutter ständig bei der Arbeit und den regelmäßigen Prügeleien mit seinem Bruder noch als engster Verbindung zu seiner Familie, kommen ihm da die in der Nachbarschaft abhängenden Skater-Kids wie gerufen, um sich irgendwo Halt zu suchen. Die nämlich lassen sich von niemand etwas sagen und bilden für ihn schnell einen neuen Orientierungspunkt. Denn während er bei seinem Bruder allerhöchstens die sortierte Mixtape- und CD-Sammlung bewundert, findet er in den deutlich älteren Skatern endlich jemanden, zu dem er aufschauen kann.

Jonah Hill gelingt es vom Fleck weg wunderbar, die Stimmung von Stevies begrenzter Teenie-Welt einzufangen, er hangelt sich geschickt von der frustrierenden Klopperei mit dem Bruder zur ersten Begegnung mit der Clique von gegenüber, die dem Heranwachsenden eine herbeigesehnte Ausbruchsmöglichkeit aus dem tristen Alltag bietet. Der besteht eigentlich nur aus Schule, Videospielkonsole-Zocken und Gängelung durch den Bruder. Jetzt aber macht das Leben wieder Sinn, gilt es doch, zunächst einmal von den bewunderten Skatern akzeptiert zu werden. Denn obwohl die die Weisheit auch keineswegs mit Löffeln gefressen haben und den halben Tag mit Rumhängen und blöd Quatschen verbringen, sind sie doch die personifizierte Coolness und können zumindest eins richtig gut: Skateboard fahren.

Es ist schon erstaunlich, wie man sich in die eigene Jugend versetzt fühlt, auch wenn die in den Neunzigern tatsächlich schon einige Zeit hinter einem lag, als es um alles in der Welt galt, möglichst cool zu wirken. Hier ist man zusammen mit Stevie plötzlich wieder dreizehn, raucht, trinkt, macht überhaupt bescheuerte Sachen, nur um die Akzeptanz in der Gruppe zu steigern. Und Stevie entwickelt endlich Begeisterung für etwas, das untrennbar damit verbunden ist: Skateboard fahren.

Es bedarf gar keines hochentwickelten Drehbuchs, um das Lebensgefühl von Freiheit, Abenteuerlust und Drang nach Selbstbestimmung auszudrücken, welches die Jungs auf den Straßen von L.A. da umweht. Die Kunst besteht einzig und allein darin, eine Atmosphäre zu schaffen, die einen hineinzieht in deren Mikrokosmos und so manches nur allzu nachvollziehbar macht. Das gelingt dem Debutanten Hill wirklich beeindruckend mit fast an ein Home-Video erinnernden, minimalistischen Mitteln, mit denen er einen mitnimmt auf seine nostalgische Reise in die Mitte der Neunziger. Und selbst wenn einen sowohl zeitlich als auch örtlich Einiges von der Jugend in L.A.s 90ern trennt, so hinterlässt der Film doch ein wohliges Gefühl der Erinnerung an eine Zeit, als das Leben noch herrlich unbeschwert war.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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