Nachdem Alvaro Soler auch mit seinem zweiten Album “Mar de Colores” wieder Erfolge feiern und die Top Ten einiger Länder wie Deutschland, Italien oder Spanien erreichen konnte, entschied man sich Ende 2018 dafür, die für den Frühling 2019 geplante Europa-Tournee zur Scheibe in den Herbst zu verschieben, um “auch seine Fans im internationalen Ausland bis hin nach Südamerika” glücklich machen zu können, wie es im offiziellen Statement hieß. Statt Alvaro live gab es im Mai eine “Version Extendida” des Albums, um drei Stücke erweitertet (lies unsere Rezension hier).
Mit noch aktuelleren Songs wie der neu hinzu gefügten Single “Loca” sowie weiter gestiegenem Bekanntheitsgrad durch die Teilnahme an der letzten Staffel der TV-Show “Sing meinen Song – das Tauschkonzert” hatte sich der in Barcelona geborene und seit 2015 in Berlin lebende Sohn einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters zum Abschluss der Europa-Tournee am 19. September 2019 in der Oberhausener König-Pilsener-ARENA angesagt, und die Ränge waren gut besetzt.
Nachdem Kelvin Jones alleine und hierbei durchaus überzeugend die Stimmung angeheizt hatte, trat Alvaro Soler um 20.40 Uhr mit seiner achtköpfigen Band auf die Bühne. Mit Songs wie dem fröhlich-hymnischen “La Libertad”, dem flott-folkigen “Puebla” und dem melodisch groovenden “Histerico” brachte er die Menge im Saal schnell auf seine Seite, und passend zu der für die zweite Wochenhälfte noch einmal zurück gekehrten Sonne ging es sommerlich und gutgelaunt zu bei seinen spanischen, stets auf gute Melodien setzenden Titeln.
“Gutgelaunt” ist das richtige Stichwort, denn so präsentierte sich Alvaro den ganzen Abend, wobei er sich in den Ansagen zwischen den Titeln äußerst sympathisch und bodenständig präsentierte. Mit “El Mismo Sol” erreichte er bald schon, dass auch auf den Rängen fast alle aufstanden, mitsangen und tanzten – ohne Aufforderung, ein gutes Zeichen.
Für “Te Quiero Lento”, bei dem er zusammen mit der Band oben im gut passenden Bühnenbild Platz nahm, bat er darum, mal keine Smartphones zu nutzen und sich wie in alten Tagen auf die Musik zu konzentrieren. Gedankt wurde es einem mit dem schönen Song in bester Harmonie, der nicht einzig ein Indiz dafür war, wie gut die Chemie in der Band stimmte.
Hierbei hatte Soler tolle Musiker hinter sich versammelt, aus denen Michaela Danner als einziges weibliches Mitglied des Ensembles noch etwas mehr als die anderen heraus ragte als Duettpartnerin, Geigerin und Keyboarderin, und mit sehr viel Ausstrahlung. Aber auch die anderen boten diverse Highlights, ob Drummer und Percussionist, Gitarrist und Bassist, Keyboarder oder beide Bläser. Alvaro ließ es sich am letzten Abend der Tour auch nicht nehmen, jeden von ihnen mit sehr liebevollen Worten dem Publikum vorzustellen.
Neben stimmungsvollen gab es auch leise Töne. Die Ballade “Niño Perdido” spielte Soler am Klavier, nur vom Geigenspiel Michaelas begleitet, und zu “Cuando Volveras” wurden Fotos aus Kindertagen auf den beiden großen Leinwänden links und rechts der Bühne eingeblendet. Nicht zu vergessen sei auch “1 mit dir”, den Soler als einzige deutschsprachige Nummer aus “Sing meinen Song” mitgebracht hatte, in einer emotionalen Version, die das Original von Karat mit Jeanette Biedermann an Intensität noch deutlich übertraf.
Neben seinen Songs und einer guten Show, bei der auch mal Schnipsel und Papierschnüre durch die Halle geschossen wurden oder riesige Bälle flogen, erreichte Soler seine Fans auch damit, dass er sich sehr publikumsnah präsentierte. Für “Esperandoté” ging er in die Mitte der Menge und bat alle, sich zu setzen, sang das Stück dann schließlich mit einer Dame im Arm. Kurz darauf nutze er eine kleine Bühne im hinteren Bereich am Technik-Mischpult, und später bei der ersten Zugabe “El Camino” tauchte er dann plötzlich in den Rängen auf und sang die erste Hälfte dort. Hierbei ging er stets auffallend freundlich, einfühlsam und rücksichtsvoll mit den Menschen um sich herum um – einfach ein netter und erfrischenderweise gar nicht abgehobener Typ, dieser Alvaro.
Als Gäste begrüßte er seinen Support-Act Kelvin Jones für ein kleines Mash-Up und später seinen Bruder Gregory beim als einzige Nummer rockig mit fetten Riffs aufwartenden “Bonita”. Und natürlich fehlten auch die großen Hits nicht, “La Cintura” und “Sofia” wurden ausgiebig gefeiert gegen bzw. am Ende des 130-minütigen Gigs. Ein musikalisch sommerlicher Abend mit guter Laune und einem sehr sympathischen Protagonisten.
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Links:
Website von Alvaro Soler
Website der König-Pilsener-ARENA Oberhausen