Home Film “Midsommar” – der Horrortrip nach Schweden geht unter die Haut

“Midsommar” – der Horrortrip nach Schweden geht unter die Haut

Autor: Mick

"Midsommar" Filmplakat

Midsommar

Darsteller: Florence Pugh, Jack Reynor, Vilhelm Blomgren, Will Poulter
Regie: Ari Aster
Dauer: 147 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.weltkino.de/filme/midsommar
Facebook: facebook.com/Midsommar.DerFilm


Wenn sich einer als Meister des subtilen Horrors erwiesen hat, dann Ari Aster, der vor einem Jahr mit seinem Langfilmdebüt “Hereditary – Das Vermächtnis” für ein absolutes Highlight des Genres sorgte. Zusammen mit Jordan Peele (“Get Out”, “Wir”) verkörpert er sowas wie die junge, wilde Filmemacher-Generation, die in jüngster Vergangenheit gewaltig frischen Wind in das zwischenzeitlich etwas eingestaubte Gruselfach geblasen hat. Und genauso wie Peeles scheint auch sein Ideenreichtum noch lange nicht erschöpft zu sein, wie er mit “Midsommar” jetzt gerade mal ein Jahr später eindrucksvoll beweist, bei dem er wieder sein eigenes Drehbuch gleich selbst umsetzt.

Wie auch in “Hereditary” geht er es erneut ganz gemächlich an und lässt allenfalls kleine Unstimmigkeiten aufkommen, als die Vorfreude auf den herbeigesehnten Jungs-Europatrip der vier Freunde Christian, Pelle, Josh und Mark plötzlich durch die unerwartete Begleitung durch Christians (Jack Reynor) emotional vorbelastete Freundin Dani (Florence Pugh) getrübt wird. Doch haben sie alle erstmal ihren Frieden mit der neuen Zusammensetzung der Gruppe gemacht, gestaltet sich die vom Schweden Pelle (Vilhelm Blomgren) eingefädelte, bewusstseinserweiternde Reise zu einem Mittsommerfestival einer abgelegenen, schwedischen Kommune in der malerischen Sommerlandschaft überaus angenehm. Zwar haftet dem übertrieben herzlichen Empfang der gastfreundlichen Gemeinschaft von Anfang an etwas merkwürdig sektenhaftes an, aber großer Grund zur Klage besteht für die von Pelle bestens eingestellten Amis nicht.

Doch lässt Aster in der ländlichen Idylle schleichend schnell Misstrauen aufkommen, das nur an kleinen Andeutungen festzumachen ist, und schafft so auch hier meisterhaft nahezu unbemerkt eine Atmosphäre des absoluten Unbehagens. Das ist ebenso spannend zu beobachten wie die weitere Entwicklung auf dem entlegenen Hof ungemein gut unterhält. Denn aus den Andeutungen wird doch sehr bald nur allzu greifbares Grauen, das Aster mit gezielten, wenig dezenten Bildern verbreitet, wenn die Bewohner ihren spirituellen, nordischen Riten nachgehen. Dass für die Besucher dabei nicht nur die Rolle der unbeteiligten, wenn auch drogenberauschten Beobachter vorgesehen ist, lässt Aster einen ja schnell ahnen. In welche Richtung sich ihr Aufenthalt aber bewegen wird, überlässt er geschickt unserer Fantasie.

"Midsommar" Szenenbild (© Csaba Aknay Courtesy of A24)

Isabelle Grill (© Csaba Aknay Courtesy of A24)

Eine weitere Handlungsebene tut sich dann fast von selbst auf, denn die Reisegruppe lässt sich nicht nur immer mehr in die merkwürdigen Rituale einbinden, sondern zerlegt sich im weiteren Verlauf immer mehr selbst in internen Auseinandersetzungen. Immer ganz nah dabei hält uns dabei Aster mit seiner direkten Kamera, schärft so mit seinen schlauen Zügen unsere Sinne für jeden noch so vagen Verdacht, der auf die eventuelle schicksalhafte Eskalation der Lage hindeutet.

Das treibt die Spannung auf einen enormen Höhepunkt, lässt uns mit dem harmonischen Zusammenspiel der grandiosen Darsteller die Erfahrungen der unbedarften Figuren hautnah miterleben und macht so Asters neuen Film zu einem absoluten Horrortrip, der genau den Nerv trifft. Da verzeiht man ihm gern die eine oder andere in die Länge gezogene Einstellung, tragen doch auch die zum Gänsehauterlebnis des esoterischen Schwedenausflugs unserer Collegefreunde bei.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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