Die Addams Family
Animation
Regie: Conrad Vernon, Greg Tiernan
Dauer: 87 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: upig.de/micro/die-addams-family
Facebook: facebook.com/addamsfamily.DE
Wie viele Filmversionen der „Addams Family“ gibt es eigentlich? Wir erinnern uns wohl alle an die gute, alte Schwarz-Weiß-Fernsehserie, mit der in den 60ern zum ersten Mal Charles Addams‘ beliebte Cartoons aus den 30er Jahren als laufende Bilder über die Bildschirme flimmerten, und die uns aus unzähligen Wiederholungen noch überaus präsent ist. Die aber ist keinesfalls mit den ungefähr gleichzeitig gelaufenen, aber noch etwas populäreren „Munsters“ zu verwechseln, die den Addams mächtig Konkurrenz machten. Ins Bewusstsein eingebrannt hat sich die sonderbare, morbide Familie jedoch erst mit ihren erfolgreichen Kinoauftritten Anfang der Neunziger, die dann auch die „Munsters“ nahezu vergessen machten. Nun also hielten es Conrad Vernon („Shrek 2“, „Madagascar 3“) und Greg Tiernan („Thomas & seine Freunde“) offensichtlich für an der Zeit, uns mit „Die Addams Family“ zum ersten Mal nach diversen Zeichentrickverfilmungen auch einen Animationsfilm über die liebenswürdigen Außenseiter zu präsentieren.
Und die kommen bei ihnen erstmal erfrischend außergewöhnlich daher, könnten mit ihrem Design direkt einem Tim-Burton-Film entsprungen sein und widerstreben so zumindest mal dem handelsüblichen, niedlichen Mainstream-Format. Das aber darf man von der abgedrehten Familie schließlich auch erwarten, deren Verhaltensweisen sich nicht immer mit gesellschaftlichen Konventionen vertragen und so immer wieder Abscheu und Verfolgung auslösen. So sind sie auch hier mal wieder auf der Suche nach einem neuen Zuhause, wo sie in Ruhe und Frieden leben können und dabei auch weitestgehend akzeptiert werden.
Das aber ist gar nicht so einfach in einem Städtchen, das sich ganz dem Diktat der durchgestylten TV-Innenarchitektin Margaux Needler unterworfen hat, deren Show vielsagend „Assimilation“ heißt und deren nächstes Projekt selbstredend das heruntergekommene, abgelegene Anwesen der Addams darstellt. Noch dazu ist Töchterchen Wednesday dabei, die beste Freundin von Margaux‘ Tochter Parker zu werden und hat dabei nicht nur gewaltige Selbstfindungsprobleme zu bewältigen, sondern kommt mit Parker zusammen auch noch auf die Spur einer perfiden Verschwörung, die von Parkers Mutter orchestriert wird.
Diese Handlung ist zwar alles andere als originell und kann auch im weiteren Verlauf nicht mit großartigen Überraschungen aufwarten, lebt aber von der Situationskomik, die Vernon und Tiernan mit ihren netten Einfällen und ihrem Spiel mit dem abnormen Wertesystem der Addams immer wieder erzeugen. Da kann dann auch ein öder Mobbing-Schultag beim Aufeinandertreffen der so gegensätzlichen Welten der pubertierenden Mädels noch ganz lustig enden, wenn sich beide zum Schrecken der Mütter plötzlich enorm in die Richtung der anderen entwickeln, „Assimilation“ halt.
So kann man in all den althergebrachten Themen wie Aufnahmerituale in die Familie, Schulmobbing und Entwicklung von Selbstbewusstsein dann doch noch so etwas wie Gesellschaftskritik entdecken, wenn das höchste Ziel von Margaux‘ Assimilations-Programm volle Gleichschaltung ist, der zwangsläufig jegliche Toleranz von Andersartigem zum Opfer fallen soll. Dass das für die Hauptzielgruppe im Teenie-Alter eher zweitrangig ist, ist klar, denn die wird mit oben genannten Themen bereits bestens bedient und kommt bestimmt auf ihre Kosten, selbst wenn den Figuren ein wenig mehr Tiefe ganz gutgetan hätte.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten