Home Film “Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe” – ein durchschnittlicher Kinderfilm, mehr nicht

“Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe” – ein durchschnittlicher Kinderfilm, mehr nicht

Autor: Tobi

"Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe" Filmplakat (© Little Dream Pictures)

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe

Darsteller: Paola Cortellesi, Stefano Fresi, Fausto Maria Sciarappa, Giovanni Calcagno
Regie: Michele Soavi
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.littledream-entertainment.com/filme/weihnachtshexe
Facebook: facebook.com/weihnachtshexederfilm


Mit “Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe” kommt Anfang November der erste Weihnachtsfilm ins Kino, und wie der Titel deutlich macht handelt es sich bei der Zielgruppe des Streifens vor allem um Kinder, auch wenn das Ganze natürlich als Film für die ganze Familie beworben wird. Erwachsene versucht man mit dem Vermerk zu ködern, dass Nachrichtensprecherin und Moderatorin Judith Rakers in der deutschen Synchronisation die Weihnachtshexe spricht – jedoch muss man schon Tagesschau-Fanatiker sein, um hiervon einen Kinobesuch abhängig zu machen.

Kindern hingegen, und sicher nicht nur ihnen, muss man eigentlich erst einmal erklären, wer oder was eine Befana ist, während im Produktionsland Italien, wo die Komödie über eine Millionen Besucher ins Kino lockte, jeder Bescheid weiß. Dort gibt es im Volksglauben die Legende einer Hexe, die “in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf der Suche nach dem Jesuskind auf einem Besen von Haus zu Haus fliegt und Geschenke bringt oder straft” (Quelle: Wikipedia). Ein bisschen also ist sie vermutlich für die Kinder Italiens so etwas wie für unsere einen Monat vorher der Nikolaus, dessen begleiter Knecht Ruprecht schließlich auch eine Rute für unartige Kinder im Gepäck hat … Befana straft sie mit Kohlestücken statt Geschenken.

In “Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe” ist Paola (Paola Cortellesi) tagsüber Grundschullehrerin, und um Mitternacht verwandelt sie sich stets für sechs Stunden in die optisch weit weniger attraktive Befana, welche den Kindern auf dem Besen Geschenke bringt und in der Zeit davor natürlich mit Wunschzetteln, Spielwarenorganisation und Einpacken auch mächtig zu tun hat.

Als der gemeine Spielzeughersteller Mr. Johnny (Stefano Fresi) sie entführt, weil sie ihn vor 20 Jahren durch ein Missgeschick nicht beschenkt hatte, machen sich sechs ihrer Schulkinder auf, den Grund des ominösen Verschwindens ihrer Lieblingslehrerin heraus zu finden, wobei sie bald auch auf die Doppel-Identität derselben stoßen und sie nun natürlich umso mehr retten wollen.

"Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe" Szenenbild (© Little Dream Pictures)

(© Little Dream Pictures)

Dass “Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe” hierzulande als Geschichte zum Weihnachtsfest beworben wird, ist irgendwie verwirrend, auch für Kinder, die mit einer Hexe zunächst trotz Bibi Blocksberg und Co. ja nichts Gutes verbinden. Dass es nicht um das Weihnachtsfest im Dezember geht, sondern um den Abschluss desselben Anfang Januar, und dass die Hexe hier Gutes im Sinn hat, kann man ihnen aber ja vorab erklären.

Der Film lässt insgesamt aber einige Wünsche offen, auch wenn er Judith Rakers den langersehnten Kindheitstraum erfüllt, Synchronsprecherin bei einem Kinofilm zu sein, denn diese ist zumindest zufrieden und erklärt: “Für die Erwachsenen gibt es die harten Fakten in den Nachrichten, und die Kinder entführe ich ein eine Welt voller Fantasie und Herzlichkeit. Ich finde, das ergänzt sich perfekt.”

An ihr liegt es dann auch nicht, dass der Streifen wohl nur der eher unkritischen Zielgruppe der Kinder gefallen dürfte – wobei er für diese manchmal überraschend rabiat daher kommt, von einer drohenden Zerquetschung der Kinder in einer Schrottpresse bis zu reichlich unsanften Umgangsmethoden.

Die Grundidee der anstrengenden Doppelrolle für Paola, die hierdurch natürlich auch keine richtige Beziehung eingehen kann, ist eigentlich ganz gut. Auch die Schauspieltruppe um Paola Cortellesi und eine wirklich engagiert spielende Schar von Kindern weiß zu gefallen. Mit der Entführung durch den nur sehr limitiert böse wirkenden Mr. Johnny und seine Handlanger aber verliert der Film an Qualität und verstrickt sich zunehmend in Unlogik.

Nicht nur nehmen die Kinder und auch Paolas neuer Schwarm es ohne angemessenes Staunen hin, dass sie nachts zur Weihnachtshexe wird, im weiteren Verlauf sind einige erzählungstechnische Merkwürdigkeiten und sogar Anschlussfehler nicht zu übersehen. Hinzu kommt, dass die deutsche Synchronisation einige Schwächen aufweist. Auch wenn Judith Rakers ihre Rolle gut erfüllt hat, sind ein paar der Kinder nicht durchgängig gut gesprochen. In der Summe bleibt der Film somit im Mittelmaß hängen.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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