Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum mischten Cigarettes After Sex Mitte 2017 das Indie-Genre gehörig auf. Die amerikanische Formation verstand es, einen mit ihren vor Melancholie und Schönheit nur so strotzenden Songs zwischen Dream-Pop, Ambient und Indie gefangen zu nehmen. Das funktionierte bestens, vom Debüt wurden mehr als 550.000 Einheiten verkauft, zudem über 360 Millionen Spotify-Streams und 350 Millionen YouTube-Streams verbucht.
Mit “Cry” veröffentlichte das Quartett kürzlich sein zweites Album, und auch mit diesem wissen Cigarettes After Sex wieder einzulullen (lies unsere Rezension hier). Da die Tour zum Album nur sehr limitiert die Möglichkeit gibt, die Jungs live bei uns zu erleben, war es fast klar, dass das Konzert in Köln am 25. November 2019 nach der Verlegung vom größeren Palladium ins ca. 1.600 Besucher fassende Carlswerk Victoria ausverkauft vermeldete, schließlich sah man sie in den Tagen zuvor nur zweimal in Zürich, zweimal in Wien und einmal in Berlin – und der Gig in Hamburg folgt erst Anfang April 2020.
Man lügt nicht, wenn man das Konzert als minimalistisch bezeichnet. Dies überrascht zwar nicht bei einer sehr zurück genommenen Band, die musikalisch wie auch sonst keine großen Töne spuckt und sich vom Cover über Videos bis zu Pressefotos komplett in Schwarz-Weiß-Tönen inszeniert – die Frage ist nur, ob dies für ein gutes Konzert ausreicht.
Die Antwort ist ein klares “Jein”, je nach Stimmung. Auf eine Vorband wurde verzichtet, statt dessen sah man ab 20 Uhr für eine halbe Stunde die Projektion einer verregneten Landschaft, manchmal mit einzelnen Textzeilen versehen, und dazu gab es entspannte Klangwelten, die beim Publikum eher Ungeduld als Begeisterung auslösten.
Um 20.30 Uhr dann kamen die Jungs auf die Bühne und positionierten sich dort, wo sie den ganzen Gig lang bleiben sollten. Sänger und Gitarrist Greg Gonzalez war hierbei noch der einzige, der sich in kleinem Radius manchmal etwas von seinem Mikro weg bewegte, während auch Bassist Randall Miller wie Drummer Jacob Tomsky und Keyboarder Josh Marcus fix an seiner Position blieb, und die war nicht selten von Dunkelheit umgeben.
Manchmal vor stoischen Projektionen, manchmal auch nur vor schwarzem Hintergrund spielten Cigarettes After Sex ihre Lieder, eingehüllt in spärliches weißes oder graues Licht, das abgesehen vom allerletzten, einzig mal mit knarziger E-Gitarre lauter werdenden Song “Dreaming Of You” auch Tempoverbot in seinen Bewegungen zu haben schien.
Vom eröffnenden “Opera House” über Stücke wie “John Wayne” und “Don’t Let Me Go” bis zu den bekanntesten Nummern “Sweet”, “K”, “Heavenly” oder “Apocalypse” spielten Cigarettes After Sex sich äußerst unaufgeregt durch ihre beiden Longplayer, boten hier und da mal Non-Album-Tracks und mit “Keep On Loving You” auch ihre bekannte REO-Speedwagon-Coverversion.
Wer jemanden zum Kuscheln oder Knutschen dabei hatte erlebte den perfekten Live-Soundtrack, und wer es schaffte, sich voll in die natürlich auch live schönen, ruhigen Melancholie-Perlen der Band fallen zu lassen, der war sicher auch zufrieden. Anderen hingegen fehlte aber etwas Abwechslung, da die Grundstimmung der Stücke für ein langes Konzert mit voller Konzentration auf die Band vielleicht doch etwas zu monoton ausfiel, gerade weil auf der Bühne so gut wie nichts an Show geboten wurde und die Songs auch nicht von den bekannten Versionen abweichend arrangiert daher kamen. So wurde auch kaum gemeckert, als der Gig nach eher spärlich anzusehenden 75 Minuten bereits vorüber war.
Hier sind Cigarettes After Sex noch live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
01.04.2020 Hamburg -Fabrik
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Links:
Website von Cigarettes After Sex
Website des Carlswerk Victoria Köln