Auerhaus
Darsteller: Damian Hardung, Max von der Groeben, Luna Wedler, Devrim Lingnau
Regie: Neele Leana Vollmar
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/kino/auerhaus.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosGermany
Mit “Auerhaus” kommt die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von Bov Bjerg aus dem Jahr 2015 ins Kino und nimmt uns mit in die deutsche Provinz und in die 80er-Jahre. Dies ist normalerweise recht dankbar, wecken früher angesiedelte Filme doch bei entsprechend älterem Publikum gerne wohlige Erinnerungen an die Vergangenheit. Das bekommen US-Produktionen regelmäßig hin, von Polit-Dramen und Musik-Biopics über Action-Streifen wie “Bumblebee” bis zu Horror-Hits wie “Es”. Auch in Deutschland ist es einigen Filmen wie dem beschaulichen “Sommerhäuser”, dem spannenden Flucht-Thriller “Ballon” oder auch dem Psychopathen-Porträt “Der goldene Handschuh” in den letzten Jahren gut gelungen, viel Nostalgie aufkommen zu lassen – “Auerhaus” reiht sich hier aber leider nicht ein.
Im Jahr 1983 muss man in einem württembergischen Kaff nicht zwingend befreundet sein, um Zeit miteinander zu verbringen. Während Höppner (Damian Hardung) auf den ersten Sex mit seiner Freundin Vera (Luna Wedler) hinarbeitet, sieht sie es mit ihrer Beziehung nicht ganz so eng. Die beiden wirken hierbei allerdings noch sehr normal, ganz im Gegenteil zur verschlossenen Cäcilia (Devrim Lingnau) oder dem im Gegensatz zu ihr extrovertierten Frieder (Max von der Groeben).
Letzteren kennen sie im Dorf als durchgeknallten Jungen, als er aber einen Selbstmordversuch unternimmt, da verstehen sie, dass er Hilfe braucht. Diese bekommt er zunächst in der praktischerweise am Ortsrand gelegenen Heilanstalt für psychisch kranke Menschen, doch da hält es ihn nicht lange und ins Haus der Eltern möchte er nicht zurück, da dieses ihn umso kranker macht. Auch wenn Höppner bald nach West-Berlin aufbrechen müsste, um der Wehrpflicht zu entfliehen, ziehen die vier Jugendlichen somit als Wohngemeinschaft zusammen in das baufällige Haus von Frieders Großvater, um den labilen Frieder aufzumuntern und auf das Ende der Jugend zu warten.
Warten ist ein gutes Stichwort, denn Regisseurin und Drehbuchschreiberin Neele Leana Vollmar ist es nicht gelungen, eine Handlung zu kreieren, die einer zeigenswerten Dramaturgie folgt. Statt dessen serviert sie die Bestandsaufnahme einer viel zu selten mit Charme aufwartenden Gruppe von grundverschiedenen Charakteren mit reichlich Langeweile.
Die Provinz macht es ihr hierbei einfach, die 80er darzustellen, denn hier sieht es heute ja oft nicht entscheidend moderner aus. Ein paar alte Werbeplakate am lokalen Supermarkt, Klamotten wie Cordhosen und blasse Seidenblusen, Muster-Tapeten und Musik wie das für die WG namensgebende “Our House” von Madness reichen aber bei weitem nicht aus, um ausreichend Flair des Vergangenen zu entwickeln. Hier verschenkt der Film extrem viel Potenzial und wirkt teilweise sogar etwas lieblos, was sich in der fragwürdigen Auswahl der verwendeten Musik ebenso widerspiegelt – Nostalgie bleibt somit größtenteils aus.
Die junge Riege um die nicht zum ersten Mal überzeugende Luna Wedler, Damian Hardung und Max von der Groeben spielt durchaus beachtlich, ihre Charaktere werden aber leider auch nicht tief genug ausgemalt, um einen als Drama fesseln zu können, auch weil man den Figuren ihre Handlungen – wenn vorhanden – nicht immer abkauft. Auch die potentielle Schönheit der Landschaft rund ums Kaff wird nicht gewinnbringend eingebracht, und so bleibt der Film über weite Strecken schlichtweg blass.
Trailer:
Bewertung: 4 von 10 Punkten