Cats
Darsteller: Francesca Hayward, James Corden, Judi Dench, Jason Derulo
Regie: Tom Hooper
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: upig.de/micro/cats
Facebook: facebook.com/CatsFilm.DE
Im Mai 1981 feierte das Musical “Cats” im New London Theatre seine Weltpremiere. Sir Andrew Lloyd Webber hatte zu Gedichten von T. S. Eliot aus seinem 1939 erschienenen “Old Possum’s Book of Practical Cats” wundervolle Musik geschrieben, für den Welthit “Memory” wurde ein ergänzender Text von Trevor Nunn hinzu genommen. “Cats” wurde zu einem der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten, das nach neuestem Stand von rund 81 Millionen Zuschauer in 50 Ländern und in 19 verschiedenen Sprachen gesehen wurde. So ist es fast schon überraschend, dass es so lange gedauert hat, bis zum Ausklang des Jahres 2019 nun eine Verfilmung vorliegt.
Mit Tom Hooper (Oscar®-prämiert für “The King’s Speech”) holte man sich hierfür einen erfahrenen Regisseur ins Boot, hatte dieser doch 2012 bereits mit “Les Misérables” eine überzeugende und erfolgreiche Musical-Adaption abgeliefert. Auch in puncto Besetzung wurden neben der erstmals in einem langen Kinofilm auftrumpfenden Ballerina Francesca Hayward große Namen verpflichtet, von den erfahrenen Alt-Schauspielern Judi Dench und Ian McKellen über angesagte Hollywood-Gesichter wie Idris Elba und Rebel Wilson sowie Komiker und Talkmaster James Corden bis zu Musik-Größen wie Jason Derulo, Jennifer Hudson und Taylor Swift. Diese schrieb mit Andrew Lloyd Webber dann auch noch einen neuen Song für die Kinoversion, das schöne “Beautiful Ghosts”.
Im Gegensatz zur in den 80er-Jahren spielenden Musical-Bühnenversion verlagerten Tom Hooper und Lee Hall, die zusammen das Drehbuch schrieben, die Handlung ins London der 30er-Jahre, und statt auf einem Schrottplatz spielt sich nun vieles in einem alten ägyptischen Theater ab. Die größte Änderung der eigentlichen Geschichte ist aber der Fokus auf Katze Victoria. In der Bühnenversion war sie eine Randfigur, hier nun steht sie von Francesca Hayward verkörpert im Mittelpunkt, wird sie doch zu Beginn in einer Gosse ausgesetzt, wo sie dann nach und nach die Jellicle-Cats kennen lernt.
Die Katzen haben sich zum alljährlichen Jellicle-Ball zusammen gefunden, denn in der Katzenversammlung wählt das greise Katzenoberhaupt Old Deuteronomy (Judi Dench) diejenige Katze aus, der die Chance zu einem zweiten Leben gegeben wird. Viele der Katzen erzählen nun in je einem Lied von ihren Stärken, Wünschen und Hoffnungen, sind dabei inbrünstig bestrebt, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, damit die Gnade der Wahl am besten sie fallen möge.
In revuehaften Gesangsnummern präsentieren sich die rundliche, gemütliche Gumbie-Hauskatze Jennyanydots (Rebel Wilson), der draufgängerische, von den Katzendamen angehimmelte Rock’n’ Roll-Kater Rum Tum Tugger (Jason Derulo), der mit Zaubertricks aufwartende Mr. Mistoffelees (Laurie Davidson), die frechen, überall Chaos verbreitetenden Mungojerrie (Danny Collins) und Rumpleteaser (Naoimh Morgan), der verfressene Feinschmecker Bustopher Jones (James Corden) oder auch der in die Jahre gekommene Theaterkater Gus (Ian McKellen). Zunächst unbemerkt hat aber auch Bösewicht Macavity (Idris Elba) seine Pfoten im Spiel, entführt er doch auf magische Art und Weise die aussichtsreichsten Konkurrenten, um selbst auserwählt zu werden – unterstützt von der glamourösen, verführerischen Bombalurina (Taylor Swift).
Nur Grizabella (Jennifer Hudson) scheint außen vor, denn auch wenn sie einst die berühmteste Katze des Showbusiness war, lebt sie nun verarmt und gebrechlich auf der Straße. Das allerdings tut Victoria leid, und so verfolgt sie nicht nur – geleitet von Mr. Mistoffelees – das bunte Treiben im Theater, sondern auch, was sich draußen tut.
Es wurden zwar nur einige der Katzen wirklich mit Kostümen versehen, zu diesen gehören aber mit Old Deuteronomy, Mr. Mistoffelees, Grizabella, Gus, Bustopher Jones, Macavity, Jennyanydots und Rum Tum Tugger tragende Figuren. Die anderen kamen mittels Motion-Capture-Verfahren und CGI zu ihrer tierischen Verwandlung, die im Vergleich zu den von viel Schminke und langen Haaren geprägten Gestaltungen der Bühnenversion moderner wirken, hierbei aber die Anlehnung an eine “simple” Maske nicht verlieren.
Generell muss man festhalten, dass die filmische Umsetzung viel vom Charme des Musicals beibehalten hat, auch in den Kulissen und der Handlung, wo dank heutiger Techniken weit wildere Dinge möglich gewesen wären. Auf diese hat Hooper zum Glück verzichtet und so wird die revueartige Inszenierung beibehalten.
Nun ist das Ganze ein Musical, welches vermutlich auch fast nur Anhängern dieses Genres gefallen dürfte, wird doch kaum gesprochen, somit fast durchgängig gesungen. Die Musik wiederum ist hierbei so abwechslungsreich wie die darbietenden Charaktere, und tänzerisch wird unter der Leitung des vielfach preisgekrönten Choreografen Andy Blankenbuehler (“Hamilton”, “In the Heights”) Hochklassiges verabreicht, von klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz über HipHop und Jazz Dance bis zu Streetdance und Stepptanz. Primaballerina Francesca Hayward kann als Solotänzerin des Londoner Royal Ballets hierbei glänzen, spielt aber auch sonst stark und singt “Beautiful Ghosts” sehr anständig.
Von den Stars überzeugen vor allem Judi Dench und Ian McKellen, aber auch James Corden, Jason Derulo und Taylor Swift, der ihre verführerische Nummer wie auf den Katzenleib geschneidert ist. Auch die Nebenrollen sind mit Robbie Fairchild (“An American in Paris am Broadway”) als Munkustrap, Ray Winstone (“Departed – Unter Feinden”) als Growltiger, den HipHop-Tänzern Les Twins (Larry & Laurent Bourgeois) als Plato und Socrates, der renommierten Tänzerin Mette Towley (“Hustlers”) als Cassandra, Royal-Ballet-Solotänzer Steven McRae als Skimbleshanks, Zizi Strallen (Musicals “Strictly Ballroom” und “Mary Poppins”) als Tantomile, Danny Collins als Mungojerrie sowie Newcomer-Sänger Bluey Robinson als Alonzo gut besetzt.
Die Musik weiß natürlich wieder zu bestechen, und hier hat man sich auch an die bekannten Stücke in wenig abweichenden Versionen gehalten. Nicht nur die Gänsehaut-Ballade “Memory” (“Erinnerung”) packt einen, auch die anderen Stücke haben ihren Reiz nicht verloren, und im Abspann hört man das von Taylor Swift mitgeschriebene, aber im Film von Victoria gesungene “Beautiful Ghosts” auch noch einmal in ihrer Version.
Wer keine Musicals mag, braucht den Film nicht anzuschauen, aber wer dem Genre zugetan ist, der wird gut unterhalten. Wer des Englischen mächtig ist, sollte hierbei allerdings im Optimalfall das Original anschauen. Im Deutschen wird zwar von Sabrina Weckerlin, Patrick Stanke, Patricia Meeden, Philipp Büttner und Co. gut gesungen, aber die wohl leider bei Festhalten an den bekannten Texten kaum vermeidbare Unsynchronität des Vorgetragenen zu den Lippenbewegungen stört hin und wieder doch.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten