Dúlamán
Voice Of The Celts
(CD, RCA, 2017)
Na das passte ja bestens. Die irische Formation Dúlamán trat in der RTL-Show “Das Superlatent”, in deren Jury ja bekanntlich Dieter Bohlen regiert, mit seinem Modern-Talking-Klassiker “Brother Louie” auf, in einer Folk-Pop-Version samt Stepptanz. Das gefiel Bohlen und dem Publikum so gut, dass die Truppe es bis ins Finale schaffte. Bei diesem belegte man dann zwar mit 3,77% der Stimmen nur den vorletzten Platz, aber während sich Siegerin Alexa Lauenburger mit ihrer Hundedressur feiern ließ, hatten Dúlamán längst einen Vertrag mit dem Major-Label RCA abgesahnt und ein Album produziert, das bereits einen Tag vor der Finalshow veröffentlicht wurde.
15 Tracks sind auf 57 Minuten zu finden, und da Dieter Bohlen hier Profit-Potential sah, hat er auch gleich die Produktion des Albums übernommen – oder auch erzwungen, wenn man sein Zitat liest: “Ihre Art, meine Kompositionen von Modern Talking zu interpretieren, hat mich einfach begeistert. Sie wollten die Songs so gern veröffentlichen, da sie die Lieder aber in keltischer Sprache singen, geht das nicht ohne meine Einwilligung. Es stand also nur zur Debatte, die Jungs zu enttäuschen und ihnen die Zustimmung zu verweigern, oder es zusammen mit Ihnen zu machen.” Hmm.
Dass hier dann mit “Cheri, Cheri Lady”, “You’re My Heart, You’re My Soul” und “Brother Louie” gleich drei Hits von Modern Talking ins irische Universum übergehen, finden Bohlen-Fans sicher ganz toll – und für diese und optimale Reichweite hat der Pop-Titan sie dann auch wenig bescheiden unter den ersten fünf Tracks platziert. Die Geldmaschine Bohlen dominiert hier also zunächst weit mehr als der irische Geist, und man fragt sich schon, wie viel Einfluss die Truppe um die Sänger Aaron Doyle, Sean Keany, Conor McQuaid und Gavin Ryan denn überhaupt auf ihr Debütalbum “Voice Of The Celts” hatte, klingen die drei Titel doch nach typischem Bohlen-Pop, hier natürlich mit irisch-keltischen Klängen zu seinen typischen Beats und Bässen.
Wenn man das Projekt als Ganzes aber mal nicht zu kritisch beleuchtet, dann ist positiv festzuhalten, dass abseits der genannten Songs auch viele irisch-keltische Traditionals wie “Irish Rover”, “Danny Boy”, “Greensleeves”, “Whiskey In The Jar” oder “Auld Lang Syne” zu finden sind, und das in durchaus gut anhörbaren Versionen, die nicht durch den Bohlen-Pop-Wolf gedreht wurden und daher auch Flair von der grünen Insel aufbieten anstatt aus Tötensen.
Auch die anderen Coverversionen wie “Scarborough Fair” (Simon & Garfunkel), “You Raise Me Up” (Westlife) und “Mull Of Kintyre” (Wings) sind gut anzuhören, und abschließend gibt es mit “Dúlamán” noch den Titel, dem die Formation ihren Namen verdankt, einen Klassiker von Clannad aus dem Jahr 1976. Insgesamt ein Album, welches sich bis auf die Modern-Talking-Coverversionen gut anhören lässt – aber gerade wegen diesen wird es wohl gekauft werden.
www.dulamanshow.ie
www.facebook.com/dulamanceltic