7500
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Omid Memar, Aylin Tezel, Carlo Kitzlinger
Regie: Patrick Vollrath
Dauer: 92 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.universumfilm.de/filme/153556/7500.html
Facebook: facebook.com/UniversumFilm
Schon “Flug 93” (2006), in dem Paul Greengrass die Geschehnisse an Bord einer am 11. September 2001 entführten United-Airlines-Maschine rekonstruierte, nahm uns damals extrem mit, woran sicherlich auch das Wissen um das Schicksal der Passagiere einen wesentlichen Anteil hatte. Jetzt zeigt Patrick Vollrath mit seinem Debüt “7500” in noch beeindruckenderer Manier, dass auch nach dem so einschneidenden Tag der Anschläge in Amerika und aller anschließend getroffenen Sicherheitsvorkehrungen ein ähnliches Szenario keinesfalls ausgeschlossen ist. Dass er für die recht schlanke, deutsch-österreichische Produktion auch noch einen namhaften Hauptdarsteller wie Joseph Gordon-Levitt (“Snowden”, “Looper”) gewinnen konnte, überrascht ein wenig, ist aber doppeltes Glück, denn der macht einerseits die Vermarktung des Films sicherlich um einiges einfacher und andererseits als amerikanischer Co-Pilot Tobias Ellis eine ausgesprochen gute Figur.
Auf dem Linienflug von Berlin nach Paris übt der sich im Cockpit mit dem deutschen Piloten Lutzmann (Carlo Kitzlinger) vor allem erstmal in Smalltalk, läuft doch die Startroutine wie gewohnt ab und lässt nebenher sogar Zeit für ein privates Schwätzchen mit seiner als Stewardess ebenfalls an Bord befindlichen Freundin Gökce (Aylin Tezel). Das aber soll sich kurz nach dem Abheben schlagartig ändern, als die beiden Piloten bei kurz geöffneter Cockpittür plötzlich von Passagieren angegriffen werden. Von einer Sekunde auf die nächste ist die gerade noch gelöste Stimmung komplett gekippt, schießt das Adrenalin geradezu ein und versetzt auch alle unsere Sinne in höchste Alarmbereitschaft. Wir haben einen 7500 – das ist der internationale Notfallcode für eine Flugzeugentführung. Zwar gelingt es Tobias, einen der Eindringlinge zu überwältigen und die anderen aus dem jetzt wieder verriegelten Cockpit zu drängen, aber dadurch hat er außer einem Moment Ruhe, um seine Gedanken zu sortieren, nicht sonderlich viel gewonnen. Die mit Scherben bewaffneten islamistischen Entführer in der Kabine zeigen sich nämlich zu allem bereit und haben obendrein vorher den Piloten lebensgefährlich verletzt.
Vollrath inszeniert seinen gesamten Thriller in der begrenzten Enge des Cockpits, entwickelt gerade dadurch eine enorme Spannung und macht Tobias’ Extremsituation so in beeindruckender Form greifbar. Der scheinbare Schutz des einbruchsicheren Raums reicht für den dabei gerade soweit, wie er Datenströme von außen ausblenden kann, die seine Entscheidungen maßgeblich beeinflussen wollen. Außer den Anweisungen der Flugsicherung bedient sich Vollrath dazu überaus effektiv der Direktübertragung aus der Kabine, reduziert damit die Welt jenseits der Cockpitwände auf den kleinen Monitor neben der Tür, auf dem die Bedrohung durch die gewalttätigen, ausgesperrten Terroristen allzu deutlich wird.
Und schon befindet sich Tobias in einem gewaltigen Dilemma, da sich die Gewalttäter in ihrem Bemühen um die Kontrolle des Flugzeugs jetzt die Fluggäste vornehmen, während er über Kopfhörer dazu angehalten wird, die Standardprozedur zu befolgen und die Maschine notzulanden. Das aber ist für ihn leichter gesagt als getan, muss er doch mitansehen, wie plötzlich auch das Leben seiner Freundin von seinen Entscheidungen abhängt.
Vollrath gelingt es, die Spannung seines intensiven Thrillers auf die Spitze zu treiben, indem er das Szenario der Entführung in der spärlichen Beleuchtung des nächtlichen Cockpits hyperrealistisch abbildet. Dabei lässt er einen in der dichten Atmosphäre die Tragweite jeder Entscheidung, die Tobias in dem Psychospiel treffen muss, unmittelbar spüren und wirft so philosphische Fragen zur Rettung von Menschenleben auf, die so ähnlich schon im Zusammenhang mit einem Flugzeugabschuss gestellt wurden. Leider geraten letztlich die Motivation der Entführer und der präsentierte Lösungsansatz etwas banal und schmälern das nervenaufreibende Vergnügen doch ein wenig.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten