Home Film “Lindenberg! Mach dein Ding” – die amüsante Biografie macht uns mit dem Leben des Entertainers vertraut

“Lindenberg! Mach dein Ding” – die amüsante Biografie macht uns mit dem Leben des Entertainers vertraut

Autor: Tobi

"Lindenberg! Mach dein Ding" Filmplakat (© 2019 DCM Letterbox)

Lindenberg! Mach dein Ding

Darsteller: Jan Bülow, Charly Hübner, Detlev Buck, Max von der Groeben
Regie: Hermine Huntgeburth
Dauer: 134 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.lindenberg-film.de
Facebook: facebook.com/lindenberg.film


Erstaunlich, wie wenig man eigentlich von der Vita Udo Lindenbergs weiß. Als Assoziation zu seinem Namen schießen uns ja sofort Bilder des extravaganten Entertainers mit Hut und Sonnenbrille in den Kopf, der ansonsten vor allem durch seine provozierte, medienwirksame Kontroverse mit der DDR-Regierung in Erinnerung ist. Aber wie er zu dem geworden ist, was er jetzt im schon gesetzten Alter repräsentiert, ist nur Wenigen geläufig. Genauso hat wohl auch Hermine Huntgeburth („Bibi Blocksberg“, „Die weiße Massai“) empfunden und macht sich jetzt mit ihrer Biografie „Lindenberg! Mach dein Ding“ daran, ein wenig Licht ins Dunkel des Lebens des erfolgreichen deutschen Musikers zu bringen.

Das lässt einen sofort an Caroline Links letztjährigen Megaerfolg „Der Junge muss an die frische Luft“ denken, mit dem sie Hape Kerkeling geradezu ein Denkmal setzte. „Lindenberg! Mach dein Ding“ ist zwar zeitlich zwei ganze Jahrzehnte früher angesiedelt, weist aber vom Look und der liebevoll detaillierten Requisite durchaus Parallelen auf, wenn er uns tief in die Fünfziger und Udos Kindheit versetzt. Da beweist der Sechsjährige (Jesse Hansen) in der westfälischen Provinz ähnlich wie Kerkeling erstes Talent, als er die suffbedingten Dirigenten-Einlagen seines exzentrischen Vaters (Charlie Hübner) im piefigen Wohnzimmer auf dem Blecheimer begleitet. Seine Förderung allerdings geht dann doch eher von Mutter Hermine (Julia Jentsch) aus, während ihn sein Vater vehement zur handfesten Klempnerlehre drängt.

Das ist von Huntgeburth einfühlsam nacherzählt und verdeutlicht Lindenbergs frühe Prägung, den es schon im zarten Alter von fünfzehn aus der Enge des Elternhauses zu einer Kellnerlehre in Düsseldorf zieht. Was folgt, sind seine verschiedenen Lebensphasen, die die Regisseurin nahezu chronologisch abarbeitet und uns besonders beeinflussende Episoden auch immer wieder in gezielten Rückblenden präsentiert. Dabei versteht sie es wirklich, unser Interesse zu wecken – wer weiß schon, dass Lindenberg (Jan Bülow) sein Freiheitsdrang früh nach Libyen zog, wo er sich als Trommler im Jazz-Club des US-Luftwaffenstützpunktes verdingte und anschließend ein stattliches Trauma mit nach Hause brachte – was die Persönlichkeitsfindung der so schillernden Figur angeht, die sie plausibel herausarbeitet.

"Lindenberg! Mach dein Ding" Szenenbild (© 2019 DCM Letterbox)

Udo (Jan Bülow) mit Mattheisen (Detlev Buck) (© 2019 DCM Letterbox / Gordon Timpen)

Mit unserer Vorstellung schon eher verträglich ist da, dass der es trotz chronischer Geldnot spätestens auf dem Hamburger Kiez der späten 60er Jahre in so mancher äußerst unterhaltsamen Szene immer ordentlich krachen lässt und sich dabei auch von einschlägigen Rotlichtgrößen nichts vorschreiben lässt. So lernen wir, dass Lindenberg, den wir mit seinen Ecken und Kanten auch heute noch als etwas verschroben wahrnehmen, schon damals überaus egoistisch seine Karriere verfolgte, sich dabei aber niemals verbiegen ließ und sich bis heute eine gewisse Herzlichkeit bewahrt hat. Dass er sich auch bei mäßigem Erfolg als Musiker nicht von seinem Weg abbringen lässt, soll sich dann, das zumindest wissen wir, in den Siebzigern als Segen herausstellen, als er mit seiner deutschen Rockmusik in eine Nische vorstößt und den Nerv einer großen Hörerschaft trifft.

Huntgeburths Biografie charakterisiert den immer ein wenig unnahbar wirkenden Musiker anhand seines Werdegangs trefflich und gibt teilweise einen tiefen Einblick in seine Seele. Dabei verkörpert Jan Bülow den Exzentriker so plastisch, dass man ihm den bekannten Musiker in seiner Jugend jederzeit abnimmt, und weckt selbst dann noch Sympathie, wenn man mit der Figur Udo Lindenberg eher wenig anfangen kann. Dafür aber, dass die Geschichte nur noch wenig Neues zu bieten hat, hat sich Lindenbergs Erfolg erstmal eingestellt, ist der Film trotz aller erzeugten Nähe zum Charakter des Stars um einiges zu lang geraten. So erzählt er uns zwar mit Liebe zum Detail die eine oder andere amüsante Episode, unsere Aufmerksamkeit jedoch lässt zum Ende hin merklich nach.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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