Little Women
Darsteller: Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen
Regie: Greta Gerwig
Dauer: 134 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.LittleWomen.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Nachdem sich Greta Gerwig mit ihrem mehrfach Oscar®-nominierten Indie-Hit und Einzel-Regie-Debüt (nach einer Co-Regie beim 2008er-Streifen “Nights and Weekends”) “Lady Bird” 2017 in die vorderen Ränge der Filmemacherinnen katapultierte, nahm sie sich nun einer weiteren Verfilmung von Louisa May Alcotts zweiteiligem Coming-of-Age-Klassiker “Little Women” aus den Jahren 1868 und 1869 an.
Nachdem es bereits Kino-Adaptionen mit Katharine Hepburn und Joan Bennett (“Vier Schwestern”, 1933), Elizabeth Taylor und Janet Leigh (“Kleine tapfere Jo”, 1949) sowie Winona Ryder und Claire Danes (“Betty und ihre Schwestern”, 1994) gab, zudem eine zweiteilige US-TV-Version (1978) und in Japan sogar diverse Zeichentrickumsetzungen, weiß die von Gerwig als Drehbuch verfasste und dann inszenierte Neuverfilmung zu verzaubern.
Im Fokus stehen die March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen), deren Schritt von der Kindheit zu jungen Frauen uns in Zeitsprüngen zwischen 1861 und 1868 nahe gebracht wird. Hierbei geht es um die Mädels und ihre durchaus sehr verschiedenen Charaktere, aber auch um die Familie als Ganzes.
Wahrend ihr Vater (Bob Odenkirk) im Bürgerkrieg gegen die Sklaverei kämpft, kümmert sich Mutter Marmee (Laura Dern) in Massachusetts liebevoll um die Töchter – und nicht nur um diese, versorgt sie doch in all ihrer Gutmütigkeit zu Weihnachten sogar die verarmte, in der Nähe wohnende und ebenfalls kinderreiche Familie Hummel mit Essen. Dies, obwohl es auch im Hause March finanziell gerade nicht so rosig aussieht – ganz anders als beim reichen Nachbarn Mr. Laurence (Chris Cooper), der sich widerum auch um die Marchs sorgt, während sein Sohn Theodore (Timothée Chalamet), den alle nur Laurie nennen, mit einer Mischung aus Charme und selbstverliebtem Draufgängertum eher an den Töchtern interessiert ist.
Auch wenn sie als Mädchen noch eng beisammen standen trennen sich dann im Laufe der Jahre die Wege der Schwestern. Während die äußerlich resolute, innerlich aber doch verletzliche Jo sich in New York in Schriftstellerei versucht und noch bereut, dass sie Laurie einst den Laufpass gab, verschlägt es Amy mit ihrer Tante (Meryl Streep) nach Paris, wo sie ihre Liebe zur Malerei auszuleben hofft. Die schüchterne Beth hingegen ist als einzige zu Hause geblieben, und Meg hat geheiratet und hierbei Liebe über Reichtum gesetzt. Die örtliche Distanz sorgt allerdings nicht dafür, dass die jungen Damen nicht doch noch Grund genug hätten, in Kontakt zu bleiben, schließlich gibt es auch immer wieder mal familiäre Anlässe für rar gewordene Aufeinandertreffen.
Greta Gerwigs neuer Film ist nicht zu Unrecht für sechs Oscars® nominiert, hierunter als “Bester Film”, und für “Bestes adaptiertes Drehbuch” (Gerwig). Das Ensemble weiß als Gesamtheit zu überzeugen, wobei die als “Beste Hauptdarstellerin” norminierte Saoirse Ronan und die als “Beste Nebendarstellerin” ebenfalls auf eine Trophäe hoffende Florence Pugh mit ihren umwerfenden Leistungen tatsächlich herausragen. Mit der in ihren wenigen Momenten herrlichen Meryl Streep und der die Mutter zwischen Sorgen und Hoffnung toll spielenden Laura Dern ergänzen erfahrene Schauspielerinnen die Reihen, und auch das große Talent Timothée Chalamet weiß einmal mehr zu glänzen.
Die Handlung des Streifens weiß einen als interessante und bewegende Familiengeschichte im 19. Jahrhunderts mit den in puncto Charakter doch sehr unterschiedlichen March-Schwestern zu fesseln, wobei Jo hier nun etwas mehr im Mittelpunkt steht und auch am ehesten die Schwierigkeiten der damaligen Zeit reflektiert. Der Film transportiert wunderbar, wie kompliziert es damals noch gewesen sein muss, sich selbst im Erwachsenwerden treu zu bleiben und hierbei Standesdenken, gesellschaftliche Erwartungen, Streben nach einem vielleicht wohlhabenden Mann und auch Konkurrenz im engsten Kreis abzuwägen.
Die für “Bestes Kostümdesign” Oscar®-nominierte Jacqueline Durran hat für toll anzusehende, zeitgemäße Garderobe gesorgt, und Alexandre Desplat könnte erneut den Preis für die “Beste Filmmusik” mit nach Hause nehmen, untermalt er doch wieder einmal einen Streifen mit einem hervorragenden Score.
Greta Gerwig ist mit “Little Women” eine lohnende Neuverfilmung gelungen, die sowohl älteren Teenagern als auch Erwachsenen sehr gut gefallen dürfte mit ihrer gefühlvollen und Kitsch vermeidenden Mischung aus Lebensfreude, individuellen Geschichten, Familienbande und Tragik inmitten einer vergangenen, aber immer noch reizvoll anzusehenden Zeit.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten