Home MusikCD-Rezensionen Orange Blue überraschen nach 13 Jahren mit einem Doppel-Album, das auch deutsche Lieder enthält, und diese lohnen sich

Orange Blue überraschen nach 13 Jahren mit einem Doppel-Album, das auch deutsche Lieder enthält, und diese lohnen sich

Autor: Tobi

Orange Blue "White | Weiss"

Orange Blue

“White | Weiss”

(2CD, Orange Blue Bros. Records, 2020)

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Da sind sie wieder. Dem Jugendalter schon mindestens zwei Dekaden entwachsene Semester unter uns erinnern sich noch an das Jahr 2000, als Orange Blue mit ihrer zwar etwas kitschigen, aber hierbei wunderschönen Debütsingle “She’s Got That Light” einen großen Hit landen konnten, woraufhin das dazugehörige Album “In Love With A Dream” mit Platz 7 ebenfalls die Top Ten der Charts erreichte.

In solche Höhen sollte es für Volkan Baydar (Gesang, Komposition) und Vince Bahrdt (Komposition, Piano und Schlagzeug) allerdings nicht mehr gehen, erreichte der ein Jahr später folgende Longplayer “Songs Of Liberty” mitsamt seiner Singles doch nicht einmal mehr die Top 20, und mit “Panta Rhei” (2004) und “Superstar” (2007) sowie ihren Auskopplungen pendelten sich die Jungs doch deutlich in der unteren Hälfte der Top 100 ein.

Umso überraschender war es, als nach 12 Jahren Stille im Mai 2019 mit “Love Is Here” eine neue Single veröffentlicht und gleichzeitig ein neues Album angekündigt wurde. Auf dieses sollten die Fans aber noch länger warten. Ende August wussten Baydar und Bahrdt erst einmal erneut zu verblüffen, als mit “Echter Freund” eine Ballade über sich selbst, ihre Freundschaft und das, was sie verbindet, erschien, und zwar erstmals in deutscher Sprache.

Der Titel “White | Weiss” des neuen, nun endlich vorliegenden Doppelalbums lässt es bereits vermuten – eine CD ist mit englischen Songs bestückt, die andere mit deutschen Liedern. Insgesamt ergibt dies 35 Tracks, die das Duo aus Hamburg in den letzten fünf Jahren geschrieben und selbst produziert hat. Nachdem Orange Blue ihre Comebacksingle “Love Is Here” Ende Mai 2019 mit einem ausverkauften, über dreistündigen Konzert im Hamburger St.Pauli Theater mit 20 Musikern auf der Bühne feierten, das 2020 auch noch als Live-Mitschnitt veröffentlicht werden soll, erscheint der Longplayer nicht zufällig am Valentinstag.

Orange Blue (Foto: © Alexander Schönberg)

(Foto: © Alexander Schönberg)

Mit den 61 Minuten der ersten CD “White” bleiben sich Orange Blue treu und bieten vor allem gefühlvolle Songs über die Liebe, die mit anständigen Melodien und Volkans weiterhin starkem Gesang daher kommen, mit ergänzenden Streichern zusätzlich zum um Piano und Akustikgitarre angelegten Pop-Gerüst arrangiert. Somit wandeln die Jungs im Symphonic Pop, bieten aber wenig Neues.

Das Ganze lässt sich nett anhören, kommt aber insgesamt doch textlich wieder zu kitschlastig daher. Dass sie hierbei nicht ganz an die Klasse ihrer einstigen Erfolge heran reichen, verbergen die Hanseaten schon dadurch nicht, dass sowohl “She’s Got That Light” als auch der kleinere Hit “Can Somebody Tell Me Who I Am?”, ebenfalls vom Debütalbum und damals auch im Disney-Film “Dinosaurier” verwendet, hier auch noch einmal in neuen Einspielungen zu finden sind.

Um beim Comeback nicht im eigenen Trott stecken zu bleiben, haben Baydar und Bahrdt allerdings das einzig Richtige getan und bieten auf den 49 Minuten der zweiten CD “Weiss” noch 17 deutschsprachige Lieder. Dass die Hinwendung zur Muttersprache befreiend und inspirierend sein kann, haben schon andere bewiesen, wie zuletzt Sarah Connor.

So ist es auch hier, kommt dieser Silberling doch weit interessanter daher, und dies liegt zum großen Teil daran, dass inhaltlich weit mehr Tiefe geboten wird. So dreht sich die auf der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor live im ZDF erstmals vorgestellte Single “Die Welt steht still” mit kritischen wie auch hoffnungsvollen Tönen um den momentanen Zustand unseres Planeten, “Echter Freund” um besagte, langjährige Männerfreundschaft, “Wo sind die Starken” übt Gesellschaftskritik und “Präsident” greift Machteinfluss auf.

Noch viel spannender ist allerdings das packende “Es ist tief”, das sehr ausdrucksstark und intensiv daher kommt und in dem es Orange Blue so gut wie im Englischen kaum denkbar gelingt, mit bildhaft starkem Text unter die Haut zu gehen. Am Schluss bricht sogar etwas E-Gitarre über einen herein – mit Abstand der tollste Track des Doppel-Albums. Auch hier wird übrigens deutlich, dass Baydars Stimme bei den deutschen Liedern oft etwas anders abgemischt wurde und weniger Schmusefaktor mit sich bringt. Das anschließende “Alles anders” greift die erzeugte Stimmung noch auf, wird allerdings leider schon wieder von der Kitsch-Blase erfasst. Bei deutlicher auf alten Sound und Herzklopfen gebürsteten Stücken wie “Der Kuss” klingt der Gesang dann allerdings auch schon wieder gewöhnlicher.

Fast wie eine Musical-Einleitung anmutend kommt hingegen das schon durch Ben Beckers Stimme beeindruckende, besondere Stimmung erzeugende “Weiss” daher. Mit “Hamburg” gibt es nach dem kleinen, passenden Instrumental “Meer” dann auch noch eine Ode an die geliebte Heimatstadt, die ja nicht nur von den Einwohnern zu einer der schönsten Städte Deutschlands gezählt wird. Keine Frage, “Weiss” ist die weit bessere und interessantere der beiden CDs und macht das Doppelalbum zu einem lohnenden Comeback.

www.orangeblue.com
facebook.com/orange.blue.official

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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