Voll verschleiert
Darsteller: Camélia Jordana, Félix Moati, William Lebghil, Anne Alvaro
Regie: Sou Abadi
Dauer: 88 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.vollverschleiert-derfilm.de
Facebook: facebook.com/vollverschleiert.film
Nachdem wir auch dieses Jahr wieder einige Filme gesehen habe, die als “die neue französische Hitkomödie” beworben wurden und dann stark enttäuschten, kommt auf den letzten Drücker am letzten Kinostart-Tag des Jahres dann doch noch ein gelungener Film zum Lachen aus unserem Nachbarland auf die große Leinwand. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass es nicht nur um Humor geht, sondern auch ein schwieriges Thema hier leicht und locker aufgearbeitet wird.
Als Mahmoud (William Lebghil) aus dem Jemen zurück nach Frankreich kommt, sind seine Geschwister Leila (Camélia Jordana) und Sinna (Carl Malapa) geschockt – er hat sich radikalisiert, verhält sich herrisch und fanatisch, will zudem alle Erinnerungen an die guten Tage mit den verstorbenen Eltern auslöschen. Zudem verbrennt er Leilas französischen Pass, als er hört, dass sie nach New York gehen will, wo sie ein Praktikum bei den Vereinten Nationen antreten kann. Nicht die richtige Zeit für Leila, um den sympathischen Franzosen Armand (Félix Moati), den sie in der Uni kennen gelernt hat, als ihren neuen Freund vorzustellen, denn er ist ja kein Muslim. Um überhaupt noch an Leila heran zu kommen, hüllt sich Armand in einen Niqab, wird so zur verschleierten Muslima und wagt sich in die Wohnung der nicht eingeweihten Leila und ihrer Brüder. Mit verstellter Stimme stellt er sich als Scheherazade vor, die gesandt wurde, um von der gebildeten Leila zu lernen – und Mahmoud fällt nicht nur darauf rein, er verliebt sich Bart über Kopf in die geheimnisvolle Fremde, die mit klugen Weisheiten Wärme zurück in sein Herz bringt.
Mit “Voll verschleiert” legt die bisher für Dokumentationen bekannte Sou Abadi ihr Spielfilmdebüt vor. Der im Iran geborenen und in Frankreich lebenden Regisseurin gelingt es hierbei bestens, das Thema der Radikalisierung innerhalb der Komödie mit Fingerspitzengefühl zu behandeln und Mahmoud in seinem Zwiespalt zwischen eingeimpfter Härte und wieder auflebender Herzenswärme so zu zeigen, dass auch Sympathie für ihn entwickelt werden kann. Camélia Jordana und Félix Moati spielen das verliebte Paar sehr gut, Anne Alvaro und Predrag Manojlovic glänzen als Armands Eltern, die besorgt sind, was denn mit dem Sohn bloß los sein kann, als sie jede Menge Lektüre über den Islam in seinem Zimmer finden. Das Beste aber am Film ist, dass hier kein dümmlicher Klamauk mit Slapstick und doofen Gags geboten wird, sondern feinfühliger Humor, der einen oftmals zum Lachen bringt. Einer der besten französischen Filme des Jahres!