Am 4. April 2020 setzte sich der 26-jährige Ramon Roselly in der letzten Runde des Finals von “Deutschland sucht den Superstar” mit erdrutschartigen 80,82 % der Zuschauerstimmen gegen Chiara D’Amico durch. Seitdem ging es Schlag auf Schlag. Der von Dieter Bohlen komponierte Siegertitel “Eine Nacht” wurde sofort veröffentlicht und schoss auf Platz 1 der Charts, und nur fünf Tage nach dem Finale folgte mit “Herzenssache” bereits das vom sogenannten “Poptitan” produzierte erste Album.
Auf diesem finden sich elf Lieder, die Ramon klar da positionieren, wo er sich selbst sieht und wo er ja während der Show auch schon angekommen war – im Schlager, wo ihm Dieter Bohlen bereits eine goldene Zukunft voraus sagte. Neben dem im Casting bereits gesungenen 70er-Jahre-Hit “100 Jahre sind noch zu kurz” von Randolph Rose und den in den Liveshows dargebotenen “Mandy” als Neuinterpretation von Karel Gotts Adaption des Barry-Manilow-Hits und Bobby Solos 60er-Jahre-Schmelzer “Du hast ja Tränen in den Augen” findet man natürlich viele weitere Nummern.
Zum einen ist da natürlich die Siegersingle “Eine Nacht”, für die sich Bohlen während des Finals selbst in den Himmel lobte ob ihrer laut ihm selten gehört komplizierten Komposition. Ganz so spektakulär ist der Song dann zwar doch nicht, aber schon interessanter als viele andere Schlagertitel, auch hier. Natürlich geht es kitschig zu, ob nun bei den klar dominierenden schwungvolleren Stücken wie “Nachts, wenn ich so alleine bin”, “Ist es wahr?”, “Sag einfach ja” und “Eine Sommernacht mit dir” oder ruhiger angelegten Herzensbrechern wie “Wie zwei Sterne im Himmel” oder besagtem “Du hast ja Tränen in den Augen” – aber so ist das halt im Schlager, und hierfür ist die Scheibe zielgerichtet solide produziert worden.
Schon während der Liveshows hatte der symphatische, zurückhaltende Gebäudereiniger Ramon Kaselowsky aus Sachsen-Anhalt seinen Künstlernamen Ramon Roselly wieder angenommen, den er als Kind einer Zirkusfamilie und ausgebildeter Artist schon früher hatte. Nun wird er sich mit diesem im Schlager etablieren und hier vermutlich auch weit präsenter bleiben als viele “Superstars” vor ihm, denn für Fans des Genres bietet Ramon ein gutes Gesamtpaket. Ob er sich in Zukunft dann auch selbst musikalisch einbringen kann, wird man hingegen sehen.
Über seinen Sieg bei der Show, sein Album und einiges mehr führten wir ein Interview mit Ramon.
“Dass ich schnell wieder in Vergessenheit geraten könnte, darum mache ich mir keine Gedanken, denn die Fans die zu einem stehen, die vergessen einen nicht!”
MUM: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg bei “Deutschland sucht den Superstar”. Nun sind einige Tage ins Land gegangen – kannst du es schon richtig begreifen, dass du es geworden bist?
RR: Ja, vielen Dank erstmal! Ich weiß, dass es so ist, aber es ist trotzdem unglaublich! Einfach schön!
MUM: Du hast am Ende über 80% der Stimmen bekommen. So deutlich war es im Finale noch nie – Alexander Klaws erreichte einst 70%, Mark Medlock sogar 78%, aber niemand über 80%, wobei man fairerweise sagen muss, dass es die letzten vier Jahre ja immer vier Kandidaten in der letzten Abstimmung gab. Ist das noch etwas Besonderes, hier mit solch einem Vorsprung gewonnen zu haben?
RR: Also ich kann das nicht einschätzen, ob das etwas Besonderes ist. Für mich persönlich ist es aber etwas ganz Besonderes! Mich macht es unheimlich stolz und glücklich zu sehen, dass die Menschen mich mögen.
MUM: Du warst immer Dieter Bohlens großer Favorit – und so gestaltete es sich vermutlich auch eher einfach, mit ihm direkt am Album zu arbeiten, das nun nicht einmal eine Woche nach dem Finale schon veröffentlicht wurde. Wie war die Arbeit mit ihm?
RR: Die Arbeit mir Dieter ist ein Traum! Er ist ein so ehrlicher Mensch und da ich ja auch so ein ehrlicher Mensch bin, passt das einfach! Er ist absoluter Perfektionist und das spiegelt auch das Album wider. Ich bin unglaublich stolz, da kann ich nur Danke sagen!
MUM: Natürlich ist der Siegertitel “Eine Nacht” auf dem Album zu finden, ebenso wie das von dir im Casting gesungene “100 Jahre sind noch zu kurz” und die in den Liveshows performten “Mandy” und “Du hast ja Tränen in den Augen”. Wie viel Einfluss hattest du hier auf die Auswahl der weiteren Stücke neben dem Siegersong, und hattest du irgend einen Anteil daran, welche Stücke ansonsten für das Album aufgenommen wurden?
RR: Ja, ich habe voll und ganz den Leuten vertraut, die sich damit auskennen. Ich bin stolz darauf, dass ich das singen durfte und bin mit dem Album auch absolut zufrieden!
MUM: Ihr müsst ganz schön Gas gegeben haben, das Album aufzunehmen, oder hattet ihr damit schon vor dem Finale begonnen – dann ja jeder der Finalisten?
RR: Mit dem Siegersong haben wir vor dem Finale begonnen! Und das Album ist danach entstanden. Klar, hier haben wir wirklich richtig Gas gegeben! Wir hatten top Leute an der Seite, wir haben sehr gut zusammengearbeitet und hatten sehr viel Spaß! Das Resultat ist natürlich super geworden.
MUM: Welches ist dein Lieblingssong auf dem Album, und warum?
RR: Ich habe keinen Lieblingssong! Aber jedes einzelne Lied ist „mein Baby“. Jeder Text ist super, jede Melodie, einfach ein Traum!
MUM: Wie hat es sich angefühlt, die letzten Liveshows komplett ohne Publikum aufnehmen zu müssen?
RR: Ich habe mir einfach gesagt, dass wir das beste aus der Situation machen und uns der Situation annehmen müssen und so haben wir hoffentlich dem Publikum zu Hause eine gute Show liefern können.
MUM: Man hatte das Gefühl, dass du dir von allen Kandidaten deutlich am meisten Mühe gegeben hast, Sicherheitsabstand zu anderen zu wahren. Wie schwer war es, dies im Hinterkopf zu behalten, während tauschend andere Gefühle auf einen einprasseln?
RR: Wir Kandidaten waren immer zusammen, aber man hat es natürlich im Kopf. Uns wurde gesagt, immer Sicherheitsabstand zu halten und dann habe ich halt auch versucht diesen einzuhalten. Wir sind zum Glück alle gesund und hoffen das Beste für die nächste Zeit!
MUM: “Eine Nacht” ist auf Platz 1 der Offiziellen Deutschen Single Charts geschossen – wie fühlt sich das an?
RR: Ich konnte das zunächst gar nicht wirklich einschätzen, was das überhaupt bedeutet. Dann haben mir natürlich ganz viele Leute gesagt, dass es unglaublich ist, so etwas in der heutigen Zeit zu schaffen und jetzt bin ich natürlich richtig stolz, ganz klar!
MUM: Du hast während der Liveshows ja bereits den Künstlernamen Ramon Roselly angenommen. Das macht vermarktungstechnisch natürlich viel Sinn – aber hat sich das nicht auch komisch angefühlt?
RR: Nein, das hat sich nicht komisch angefühlt, da Roselly schon immer mein Künstlername war, also der Künstlername meiner Familie seit 60/70 Jahren. Von daher bin ich stolz diesen Namen weiterzuführen.
MUM: Der wunderbare Circus Jonny Casselly, bei dem meine Jungs in der Schule auch schon mitwirken durften in ihrer Zirkus-Woche, hat dir als Familienmitglied auch auf Facebook gratuliert. Erklär uns doch kurz den Hintergrund – warst du dort auch mal aktiv, oder sind aus eurer Familie Kaselowsky sowohl Circus Roselly als auch Circus Jonny Casselly hervor gegangen?
RR: Circus Jonny Casselly ist meine Familie, also meine Cousins, mein Onkel, meine Tante. Sie freut es, dass ich gewonnen habe und über die Glückwünsche habe ich mich natürlich gefreut.
MUM: Während der Coronakrise geht dein Stern auf, viele Zirkus-Familien bangen allerdings – wie so viele andere auch – gerade um ihre Existenz. Schlägt sich das auf deine Gefühlswelt nieder?
RR: Ja, ich bin natürlich ganz bei den Zirkusleuten, allerdings auch bei allen anderen Leuten da draußen und ich hoffe, dass alles ganz schnell wieder gut wird! Es geht ja nicht nur um die Zirkusse, sondern um alle und ich hoffe, dass ganz bald wieder bessere Zeiten kommen, alle wieder normal Geld verdienen und normal Leben können.
MUM: Wenn du dir drei Musiker oder Bands aussuchen könntest, um mit ihnen auf Tour zu gehen, welche wären dies?
RR: Weiß ich nicht, bin ich ganz ehrlich. Ich wäre glaube ich bei jedem Künstler stolz, etwas machen zu dürfen.
MUM: Welches sind deine drei Lieblingsalben aller Zeiten?
RR: Ich mag einfach gute Musik, ich kann es gar nicht so genau sagen, da ich sehr viele mag!
MUM: Durch die aktuelle Krise hast du keine Möglichkeit, kurzfristig auf Tour zu gehen. Hast du etwas Sorge, dass man dich so wieder schneller vergessen könnte, oder ist mit weiteren Singles und diversen TV-Schlager-Shows bereits genug geplant, um das zu verhindern?
RR: Wir müssen natürlich das beste aus der Situation machen! Dass ich schnell wieder in Vergessenheit geraten könnte, darum mache ich mir keine Gedanken, denn die Fans die zu einem stehen, die vergessen einen nicht! Sobald wieder alles normal läuft, starten wir und geben Vollgas! Und dann wird man auf jedenfall von mir hören!
MUM: Denkst du auch schon an ein zweites Album, bei dem du dann evtl. mit eigenen Texten oder Songs präsent sein könntest, also die Chance hättest, mehr von dir selbst einzubringen?
RR: Das erste Album ist ja gerade erstmal draußen, daher habe ich da zurzeit keine Gedanken dran! Lassen wir uns mal überraschen, was die Zukunft mit sich bringt!
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MUM: Mucke und mehr
RR: Ramon Roselly
Mehr Informationen zu Ramon Roselly findet man auf www.ramonroselly.net und facebook.com/RamonRoselly.