Monos – Zwischen Himmel und Hölle
Darsteller: Sofia Buenaventura, Julián Giraldo, Moisés Arias, Julianne Nicholson
Regie: Alejandro Landes
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: dcmworld.com/portfolio/monos-zwischen-himmel-und-hoelle
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Wenn “Monos – Zwischen Himmel und Hölle” am 4. Juni 2020 im Kino startet, dann steht hierbei nicht nur der Film im Mittelpunkt. Nach monatelanger, Pandemie-bedingter Schließung arbeiten die gebeutelten Lichtspielhäuser der Nation an einer Rückkehr, wobei die Normalität – zumindest in den nächsten Monaten – eine neue sein wird, mit besonderen Hygienevorschriften und Abstandsregeln, die auch für weit geringere Kapazität der Säle sorgt. Zusätzlich ist es nicht der Fall, dass alle Kinos schon wieder geöffnet hätten. Im Gegenteil, die meisten sind noch zu, weil sie entweder noch auf genaue Vorgaben warten, das Bundesland Kinobetrieb noch nicht wieder erlaubt (z.B. darf in Berlin erst wieder ab 30. Juni gespielt werden) oder eine Öffnung unter den gegebenen Voraussetzungen gar nicht wirtschaftlich wäre. So ist es dann also ein “flexibler Kinostart”, der hier vorliegt, mit dem Vermerk “Bei unterschiedlichen Länderentscheidungen wird der Einsatz auch flexibel zu einem späteren Zeitpunkt im Juni erfolgen.”
Die Umstände sind schade, und doch erfreut der Kinostart von “Monos – Zwischen Himmel und Hölle”, handelt es sich doch um einen ganz hervorragenden Film, der mit seinen grandiosen Bildern auf der großen Leinwand seine Wirkung so richtig entfalten kann und den Zuschauer in seine bedrückende Atmosphäre saugt. Der kolumbianisch-ecuadorianische Regisseur Alejandro Landes nimmt uns mit in den lateinamerikanischen Dschungel, der stellvertretend für die Situation in Kolumbien steht, die eine “tickende Zeitbombe” sei, wie er sagt, denn trotz Friedensvertrages ist die Lage zwischen Guerilla-Kämpfern und der Regierung weiterhin angespannt. Der Film spiegelt dies bestens wider.
In einer abgelegenen Bergregion hat sich eine achtköpfige Gruppe von Teenagern verschanzt, die stolz darauf sind, als “Monos” genannte Rebellen-Kampfgruppe zu fungieren und eine erwachsene Ärztin (Julianne Nicholson) als Gefangene zu halten. Hierfür sind “Rambo” (Sofia Buenaventura), “Schlumpf” Pitufo (Deibi Rueda), “Wolf” Lobo (Julián Giraldo), “Lady” Leidi (Karen Quintero), “Hund” Perro (Paul Cubides), “Boom-Boom” (Sneider Castro), “Bigfoot” Patagrande (Moises Arías) und “Schwedin” Sueca (Laura Castrillón) von Guerillas angeworben und ausgebildet worden. Zu diesen – nur “die Organisation” genannt – halten sie lediglich über Funk Kontakt, was sie aber wenn möglich vermeiden sollen, um nicht entdeckt zu werden. So kommt ihr harscher Anführer (Wilson Salazar) lieber hin und wieder vorbei und sieht nach dem Rechten, wobei der die Truppe auch gerne mal amtlich zusammenstaucht.
Grund hierfür hat er durchaus, schlagen die Kids doch auch gerne mal über die Stränge, wenn sie sich rituell mit Schlamm tarnen und dann alkoholisierte Feste feiern. Es ist dann auch ein Test für die Gruppe, als der Commandante die Milchkuh Shakira mitbringt und befiehlt, gut auf diese aufpassen, da die Organisation sie lediglich als Leihgabe erhalten habe. Gleichzeitig erteilt er dem als Anführer fungierenden Lobo die Erlaubnis, die erbetene Beziehung zu Leidi eingehen zu dürfen. Die nächste Feier allerdings eskaliert wieder, und Perro erschießt aus Versehen die Kuh, woraufhin sich Lobo als gefühlter Versager das Leben nimmt.
Um Perro und die ganze Gruppe vor Sanktionen zu schützen, teilen die anderen der Organisation mit, Lobo habe Shakira getötet. Zum neuen Anführer wird dann Patagrande bestimmt, der sowieso schon ein Problem damit hatte, einem anderen Kind gehorchen zu müssen. Ruhe kehrt allerdings nicht ein, denn als die Kinder überraschend angegriffen werden, fliehen sie samt der Ärztin in den Dschungel, wo es zu weiteren Reibereien kommt und der ehemalige Zusammenhalt immer mehr bröckelt.
Alejandro Landes hat einen umwerfenden Film geschaffen, der eine extrem dichte Atmosphäre erzeugt. Die mal ausgelassene, mal äußerst angespannte Stimmung innerhalb der jugendlichen Guerilla-Gruppe überträgt sich auf den Zuschauer genauso wie ein Gefühl der Bedrückung und Enge, vor allem dann auch im Dickicht des abenteuerlichen Dschungels.
Anfänglicher Zusammenhalt und Stolz der Gruppen-Zugehörigkeit weichen immer mehr aufkommendem Lagenkoller, Neid und nach und nach offen ausgelebten Aggressionen, so dass die eigentliche Mission der Bewachung der lange geduldig zurückhaltenden Ärztin in Gefahr gerät. Mit dieser als unschuldigem Opfer symphatisiert man natürlich, aber auch mit dem einen oder anderen Charakter der Monos, schließlich sind nicht alle im Grunde ihres Wesens böse veranlagt, was sich auch zeigt, als der Commandante jeden zwingt, etwas über die anderen zu beichten – ein ganz gefährliches Spiel.
“Monos – Zwischen Himmel und Hölle” bietet die mal ruhig beobachtende, mal spannende Geschichte nach einem Drehbuch, das Alejandro Landes selbst mit Alexis Dos Santos verfasst hat, in atemberaubend tollen Bildern, die Kameraarbeit von Jasper Wolf ist hier heraus zu heben. Ein ebenso berauschender wie bewegender Film, der einen ersten Kinobesuch nach Monaten in jedem Fall lohnt.
Trailer:
Bewertung: 10 von 10 Punkten