Home Film “Marie Curie – Elemente des Lebens” – ein gewöhnliches Biopic das selten wirklich fesselt

“Marie Curie – Elemente des Lebens” – ein gewöhnliches Biopic das selten wirklich fesselt

Autor: Mick

"Marie Curie – Elemente des Lebens" Filmplakat (© Studiocanal GmbH)

Marie Curie – Elemente des Lebens

Darsteller: Rosamund Pike, Sam Riley, Yvette Feuer, Anya Taylor-Joy
Regie: Marjane Satrapi
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.studiocanal.de/kino/radioactive-wie_marie_curie_die_welt_veraenderte
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY


Offensichtlich lässt die französisch-iranische Regisseurin Marjane Satrapi ihre Vergangenheit als Comiczeichnerin und Illustratorin auch nach ihren jüngeren Werken nicht los. Nachdem ihr Animationsfilm „Persepolis“ 2007 einschlug wie eine Bombe, in dem sie ihre Vergangenheit im Iran aufarbeitete und dabei gleich die eigene Comicvorlage fürs Kino adaptierte, ließ sie 2011 mit „Huhn mit Pflaumen“, wenn auch nicht ganz so erfolgreich, eine Realverfilmung einer ihrer zeichnerischen Veröffentlichungen folgen. Jetzt also nimmt sie sich nach einer vorrübergehenden Abkehr vom Comicgenre mit „Marie Curie – Elemente des Lebens“ Jack Thornes Graphic Novel „Radioactive“ vor, die uns die imposante Karriere der außergewöhnlichen Wissenschaftlerin schildert.

Den Einstieg in die Lebensgeschichte wählt sie erst recht spät, als Marie (Rosamund Pike) schon während ihres Studiums an der Pariser Sorbonne ausgangs des 19. Jahrhunderts erste bemerkenswerte Forschungsergebnisse präsentieren kann. Das jedoch macht dramaturgisch absolut Sinn, denn dass dieser trotzdem einzig wegen ihres Geschlechts eine Forschungsstelle verwehrt wird, sorgt gehörig für Empörung und befördert uns ohne große Anlaufzeit mitten ins Geschehen. Doch ist die Aufregung über die damals eben vorherrschende Diskriminierung erstmal verflogen, die Marie in eine Arbeitsgemeinschaft mit ihrem etwas fortschrittlicher eingestellten, zukünftigen Ehemann Pierre (Sam Riley) zwingt, folgt Satrapis Film doch dem gängigen Schema vieler Biografien und plätschert ohne größere emotionale Höhepunkte dahin.

"Marie Curie – Elemente des Lebens" Szenenbild (© Studiocanal GmbH / Laurie Sparham)

Marie Curie (Rosamund Pike) arbeitet besessen an der Entdeckung neuer Elemente (© Studiocanal GmbH / Laurie Sparham)

Natürlich ist es Maries ereignisreiches Leben allemal wert, nochmal detailliert nacherzählt zu werden. Und selbst wenn einem ihre Vita nicht allzu fremd sein sollte, arbeitet Satrapi immer wieder interessante Fakten ein, die man so noch nicht kannte. Richtig überraschen kann sie einen damit aber trotz des unbestrittenen, konstanten Lerneffekts nicht. Dabei geben die Darsteller, allen voran Rosamund Pike, wirklich alles, um einen in die Gefühlswelten ihrer Figuren folgen zu lassen, sind die Entbehrungen und Anstrengungen der Curies während ihrer Forschungen rund um die Radioaktivität ihrer neu entdeckten Elemente in der von Satrapi geschaffenen Atmosphäre nur zu gut nachzuvollziehen.

Aber richtig packend wird der Streifen erst, als Maries eigentliche Arbeit schon getan ist, für die sie als Einzige mit den Nobelpreisen verschiedener Disziplinen ausgezeichnet und in aller Welt bekannt wurde. Da nämlich werden auch kritische Töne angeschlagen, die die bahnbrechenden und allen Widrigkeiten zum Trotz erlangten Forschungsergebnisse in einem anderen Licht erscheinen lassen. Plötzlich sind gehäuft auftretende Krebserkrankungen Anlass für böseste Anfeindungen und sorgen eingeschnittene Atomexplosionen für einen alles andere als positiven Ausblick auf die zukünftige Nutzung ihrer Erkenntnisse, der durchaus nachdenklich macht.

Das ist unheimlich erfrischend, bricht leider etwas zu spät mit der über weite Strecken des Films verfolgten Glorifizierung der Protagonistin, die Kritik an ihrer Arbeit weitgehend ausblendet. Aber besser spät als überhaupt nicht, und so wird das Biopic zum Ende hin doch noch zu einer intensiven, ambivalenten Beschäftigung mit einer bemerkenswerten Frau, die nicht nur für die Wissenschaft sondern auch für die Frauenbewegung Mauern einriss und der wegen ihrer nicht zuletzt im Ersten Weltkrieg eingesetzten mobilen Röntgengeräte unzählige Menschen ihr Leben verdankten.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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