Home MusikCD-Rezensionen Archive veröffentlichen ein Album mit reduziert arrangierten Versionen einiger ihrer beliebtesten Songs

Archive veröffentlichen ein Album mit reduziert arrangierten Versionen einiger ihrer beliebtesten Songs

Autor: Tobi

Archive "Versions"

Archive

“Versions”

(CD, Dangervisit, 2020)

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Das englische Kollektiv Archive hatte Glück und konnte die Feierlichkeiten zu seinem 25-jährigen Jubiläum im letzten Jahr noch ausgiebig mit seinen zahlreichen Fans bestreiten. Nach Veröffentlichung der wundervollen Werkschau “25”, die in der ausgiebigen Deluxe-Variante bis zu 43 Songs inkl. acht neuer Tracks enthielt (lies unsere Rezension hier), folgte eine ausverkaufte, umjubelte Tour, bei der Archive ihre unumstrittenen Livequalitäten oftmals mal nicht in Hallen, sondern in bestuhlten Konzertsälen und Theatern unter Beweis stellten (lies unseren Bericht zum Konzert in Essen hier).

Als Dank für die tolle Tour boten Archive – auch das ist alles andere als gewöhnlich im zumeist Profit-getriebenen Musikgeschäft – danach ein Live-Album kostenlos zum Download an, mit über zweieinhalb Stunden großartiger Mitschnitte. Nun rundet die Formation aus London die Aktivitäten zum Bandjubiläum mit dem Longplayer “Versions” ab, der alternative Versionen von einigen ihrer beliebtesten Songs aus den bisherigen zwölf Studioalben enthält.

“We wanted to bring our 25th anniversary celebrations to a close by revisiting some of our favourite Archive songs and reimagining new versions of them. We wanted to put a creative full stop at the end of the celebrations, something new and fresh, and this felt like the best way of doing it”, erklärt Darius Keeler, neben Danny Griffiths Gründungsmitglied und kreativer Kopf der Band.

Archive (Foto: © Brian Cannon)

(Foto: © Brian Cannon)

Als erste Single wurde im Mai “Nothing Else (Version)” voraus geschickt, und das Stück aus Archives noch stark von TripHop geprägten Debütalbum “Londinium” (1996) ließ mit seiner sehr sphärischen, chilligen Interpretation und Gesang der erst 2012 dazu gestoßenen Holly Martin schon vermuten, welche Grundstimmung die neuen Versionen mit sich bringen würden.

Keeler: “‘Nothing Else’ captures the mood of the album beautifully, it’s a track Holly really enjoyed performing live on the last tour, and the video perfectly represents the sense of exploration that’s always been a key part of Archive’s music.”

Auf den 48 Minuten des Albums findet man insgesamt zehn Stücke, womit auch bereits klar ist, dass Archive ihre heiß geliebten, epischen Klassiker nicht in ähnlich langen Versionen neu interpretiert haben können. So findet man das im Original über 16 Minuten lange Meisterwerk “Again” aus dem hervorragenden Album “You All Look The Same To Me”, das der Band 2002 den Durchbruch bescherte, in einer von sanftem Piano geprägten, knapp sieben Minuten langen Variante, und das eigentlich über 18 Minuten lange, hypnotische Titelstück des Albums “Lights” (2006) in knapp über sieben Minuten, anfangs von Ambient umhüllt, dann von Piano begleitet. Auch wenn die abwechslungsreichen Arrangements der Originale hier sicher nicht erreicht werden können, bereiten die neuen Interpretationen sehr viel Freude und sorgen mit ihrem Verzicht auf Schlagzeug-Beats für besondere Stimmung.

Zu “Again (Version)” erklären Archive: “The new version is the first time that Archive vocalist Dave Pen has committed a version of the song that he’s been performing live for years to record. The new version distils the song down to its pure essence with its haunting and beautiful production.”

Es wundert also nicht, dass auf einige progressiver angerichtete Karriere-Hightlights wie “Take My Head” oder “Bullets” verzichtet wird, nicht allerdings auf das bitterböse “Fuck U”, das hier stellenweise mit brodelnden Elektroklängen statt Riffs aufkommende Energie erzeugt. Der Song aus dem Album “Noise” (2004) passt natürlich auch immernoch bestens in die heutige Zeit, ob nun ins politische Weltgeschehen oder zu welchen ungeliebten Fieslingen auch immer. Gleichzeitig wird hiermit eine weitere Sängerin in Reihen des Kollektivs begrüßt.

Keeler erklärt: “‘Fuck U’ is probably the most overtly political song Archive has released, coming as it did in the wake of the 2003 Iraq invasion. It was written very spontaneously, and came from a place of deep despair and anger. The fact that it still resonates to this day is a sad indictment on the state of the World in many ways, it never seems to lose its relevance, sad to say. But the thing I love most about this version is the way in which our new vocalist Lisa Mottram brings her own personal interpretation to the lyrics, which gives the song a whole new dimension. I know its a song that’s meant a lot to people in various troubled places around the world, I know because I’ve had so many messages to that effect over the years. It means a lot to me that we were able to give voice to their anger in some small way – it’s a song of defiance, a song for the people!”

Auch bei der dahin fließenden Neuinterpretation von “Bright Lights” singt Lisa Mottram, und beim schönen, mit sanftem Piano startenden und nach hinten raus etwas lauter werdenden “Erase”, hier zusammen mit Pollard Berrier. Dieser wiederum singt “Lights” und stand auch beim opulenter mit fetten Elektrosounds und hier auch mal vereinzelten Schlagzeugklängen daher kommenden “Pills” zusammen mit der lediglich hier vertretenen Maria Q am Mikrofon.

Dave Pen ist hingegen nicht nur einmal zu hören, singt er doch auch “Remains Of Nothing”, während Holly Martin das abschließende “End Of Our Days” vorbehalten bleibt. Ein Album, das den Fans von Archive sehr entspannt arrangierte Neu-Interpretationen bietet und einen würdigen Abschluss der Feierlichkeiten darstellt.

Die Tracklist:

01. Lights (Version)
02. Kid Corner (Version)
03. Bright Lights (Version)
04. Fuck U (Version)
05. Erase (Version)
06. Again (Version)
07. Pills (Version)
08. Nothing Else (Version)
09. Remains Of Nothing (Version)
10. End Of Our Days (Version)

www.archiveofficial.uk
facebook.com/ArchiveOfficial

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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