Alin Coen
“Nah”
(CD, Pflanz einen Baum, 2020)
Sieben Jahre haben ihre Fans auf das dritte Studioalbum von Alin Coen warten müssen, jetzt liegt “Nah” vor. Anfang der 2010er-Jahre sah es eigentlich eher nach einer Durchstarter-Karriere aus, mit der Veröffentlichung des Debüt-Longplayers “Wer bist du?”, TV-Auftritten bei “TV Noir” und “Inas Nacht”, dem Gewinn des Deutschen Musikautorenpreises, einem Auftritt beim Bundesvision Song Contest 2011 und umjubelten Konzerten, zu denen auch Support-Shows für Stars wie Suzanne Vega und Regina Spektor gehörten.
Nach Veröffentlichung des zweiten Albums “We’re Not the Ones We Thought We Were” (2013), auf dem die Alin Coen Band – ja, die ersten Alben erschienen als Formation – hauptsächlich englischsprachige Songs bot, wurde es ruhiger und Alin nahm sich viel Zeit, auch wenn 2016 mit “Alles was ich hab” noch ein Livealbum erschien.
“Ich habe mich zunehmend gefragt, ob diese Existenz als Musikerin überhaupt zu mir passt. Ob das jetzt einfach immer weiter wächst. Oder ob da nicht noch ein anderer sinnvollerer Weg auf mich wartet”, erzählt Alin. Sie änderte ihren Kurs, studierte Land- und Wassermanagement in den Niederlanden, arbeitete zudem bei Greenpeace in ihrer Geburtsstadt Hamburg. Und siehe da: Genau diese große Kurve im Leben führte letztlich zum Ziel. Der Abstand machte eine neue Nähe zur Musik überhaupt erst möglich.
“Ich habe gelernt, dass ich mir Zeit lassen und noch konsequenter auf mich hören darf.” Hochschwanger ging sie 2017 mit dem Pop-Poeten Philipp Poisel auf Tour und gab bald nach der Geburt ihres Sohnes einfach weiter Konzerte. “Es kamen immer mehr Leute, obwohl ich kaum neue Songs hatte.” Mit dem intensiven Live-Spielen wuchs der Wunsch, aktuelle Lieder präsentieren zu wollen.
Mit den 38 Minuten des neuen Albums “Nah” kehrt Alin zurück zu rein deutschsprachigen Liedern, und diese kommen oftmals sehr reduziert angerichtet daher, womit sie umso mehr auf Stimmung und Emotionalität setzen, was dank Alins guter Stimme auch funktioniert.
Die im Mai voraus geschickte, erste Single “Entflammbar” deutete dies mit ihrem fragilen Klanggerüst aus sanftem Piano, verhaltenem Bass und langsamem, gedämpftem Rhythmus schon an, und auch das im Juni ebenfalls vorab veröffentlichte “Du machst nichts” kam mit Akustikgitarre, Piano und nun weitaus präsenterem Schlagwerk im Midtempo ruhig daher.
Zusammen mit Bassist Philipp Martin und Schlagzeuger Fabian Stevens, die bereits seit 2007 zu ihrer Band zählen, sowie Gitarrist Andie Mette und Pianist David Schwarz als Gastmusikern spielte Alin die zwölf neuen Stücke in nur sechs Tagen im Januar 2020 in ihrer Wahlheimat Berlin live ein.
“Die Arbeit mit Tobias Fröberg als Produzenten hatte großen Einfluss auf das Selbstverständnis, mit dem ich gesungen habe. Er hat mich gefragt, ob er sich mit in den Aufnahmeraum setzen darf. Dadurch hatte ich ein Bewusstsein dafür, dass mir jemand gerade sehr aufmerksam zuhört”, erklärt Alin zu den Aufnahmen. “In den Liedern vermischen sich eigene und fremde Beziehungserfahrungen. Es ist herausfordernd und erfüllend zugleich, sich jedes Mal aufs Neue auf diese Situationen und Stimmungen einzulassen.”
Mit “Du bist so schön”, “Tiraden” und “Die Gefahr” gibt es weitere reduzierte Songs, mit dem soulig angerichteten “Bei dir” und dem flotten “Alles was ich hab” aber auch kraftvollere, gut abgroovende Lieder, und “Held” sowie das fließende “Beben” kommen passagenweise indie-rockig daher, bevor “Ultimatum” die Scheibe mit Streicherklängen bereichert abschließt. Ein schönes Album mit abwechslungsreichen, guten und eben auch gut gesungenen Singer/Songwriter-Stücken.
Im Frühling 2021 ist Alin Coen live zu sehen. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).
20.04.21 Magdeburg, Moritzhof
21.04.21 Erlangen, E-Werk
23.04.21 Dresden, Alter Schlachthof
24.04.21 Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
25.04.21 Essen, Weststadthalle
26.04.21 Köln, Gloria
27.04.21 Saarbrücken, Garage
29.04.21 Leipzig, Täubchenthal
30.04.21 München, Technikum
01.05.21 Stuttgart, Im Wizemann
02.05.21 Karlsruhe, Tollhaus
03.05.21 Frankfurt, Batschkapp
05.05.21 Osnabrück, Lagerhalle
06.05.21 Oldenburg, Kulturetage
07.05.21 Rostock, Mau-Club
08.05.21 Lübeck, Riders Café
09.05.21 Hannover, Pavillon
11.05.21 Hamburg, Docks
12.05.21 Berlin, Festsaal Kreuzberg
www.alincoen.com
facebook.com/alincoen
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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