Travis
“10 Songs”
(CD, BMG, 2020)
Wenn man ein Album schon zigmal durchgehört hat, bevor man es rezensiert, dann spricht dies nicht nur dafür, dass man es schon einige Tage verfügbar hat, sondern vor allem dafür, dass es gut ist. So ist es bei der neuen Scheibe von Travis.
Auf den 38 Minuten ihres neunten Studioalbums bieten die Schotten dem Titel entsprechend “10 Songs”, und diese lassen sich wieder mal ganz hervorragend anhören. Der Longplayer entstand – mit Grandaddy-Mitglied Jason Lytle am Synthesizer als Gast – zum Jahreswechsel 2019/2020 in Co-Produktion von Frontmann Fran Healy und Robin Baynton (Coldplay, Florence & The Machine) in den legendären RAK Studios in London – also noch vor all den Coronavirus-bedingten Problemen, die sich daher auch nicht in den Texten wiederfinden.
(© Ryan Johnston)
Fran Healy (Gesang, Gitarre), Andy Dunlop (Gitarre, Banjo), Dougie Payne (Bass) und Neil Primrose (Drums) bieten Stücke, die aus dem Leben erzählen und natürlich vor allem von Liebe, die nicht immer einfach ist. Geprägt sind die Stücke von gewohnt guten Melodien, die Scheibe kommt aber auch wieder abwechslungsreich daher.
Als Beleg hierfür kann man die ersten drei Stücke heraus greifen. Mit “Waving At The Window” eröffnet ein schönes Midtempo-Lied als Versuch, eine Trennung abzuwenden, bevor mit “The Only Thing” ein von Folk geprägtes, aber auch mit Streichern bereichertes Stück folgt, bei dem Healy zusammen mit The-Bangles-Frontfrau Susanna Hoffs über nicht unkomplizierte Liebe sinniert, während Greg Leisz als weiterer Gast die Lap-Steel-Gitarre spielt, was er auch schon für Beck, Emmylou Harris oder Bruce Springsteen tat.
Dass es aber nicht nur poppig zugeht, beweist dann das ebenfalls bereits vorab ausgekoppelte “Valentine”, bei dem das Quartett sich zwar auch im Midtempo bewegt, aber knarzig und fett abrockt, während zwischen Erinnerungen und Gegenwart balanciert wird. Hiermit wissen Travis auch progressiv zu überzeugen, es müssen also nicht immer nur die schönen Klänge sein.
Für diese kennt man die Jungs aber hauptsächlich, und sie dominieren auch das neue Album wieder. Ob Gitarrenpop a la “Butterflies”, das von Piano dominierte “A Million Hearts” oder das fragile, reduzierter angerichtete “All Fall Down” – Travis gehen ins Ohr und ans Herz, wie es nicht viele können.
Mit dem starken, packenden “A Ghost” bekommt man zwischendurch auch mal flotteren Gitarrenpop verabreicht, der einen aufmuntert, das Leben zu nutzen, wenn es heißt: “Oh but I saw a ghost in the mirror coming near, a little close for comfort tonight. He said ‘It’s easier to be alive than hide under your pillow, while your life is passing you by’. So live your life, don’t waste your time, oh live your life!”
Natürlich fehlt auch das wunderschöne “Kissing In The Wind” nicht, welches im Dezember 2019 bereits als erste Single voraus geschickt wurde. Zum Abschluss wird es dann wieder etwas sentimentaler. “Nina’s Song” ist ein weiteres Stück mit einer typischen Travis-Kombination aus Melodie und Text, die unter die Haut geht und auf ihr Gänsehaut erzeugt. “Holding the candle too long, burning my fingers and thumbs. Holding a candle too long, how can losing one leave you half as strong.”
Abschließend gibt es mit “No Love Lost” dann auch noch eine ruhige Ballade, die einen ebenso ergreift, wenn Healy fast nur zu Pianoklängen traurig singt. Keine Frage, satte 25 Jahre nach ihrer Bandgründung haben Travis nichts von ihrer Klasse und ihrem Charme eingebüßt und bieten mit “10 Songs” ein weiteres Album voller toller Stücke, die man immer wieder hören möchte.
www.travisonline.com
facebook.com/travistheband
Bewertung: 9 von 10 Punkten
(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)