Astronaut
Darsteller: Richard Dreyfuss, Colm Feore, Richie Lawrence, Krista Bridges
Regie: Shelagh McLeod
Dauer: 97 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: wepfilms.com/de/jets-filmverleih-vertrieb
Ach ja, unsere Senioren. Im Berufsleben oftmals noch mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut, wissen sie nach der Pensionierung mit ihrer ganz plötzlich hinzugewonnenen Zeit nicht allzu viel anzufangen. Genauso ergeht es Angus (Richard Dreyfuss), dem es im Spielfilmdebüt „Astronaut“ der kanadischen Schauspielerin Shelagh McLeod sichtlich schwerfällt, eine sinnvolle Beschäftigung für sich zu finden. Immerhin kümmert er sich rührend um seinen Enkel Barney (Richie Lawrence), an den er auch seine Begeisterung für den Weltraum weitergibt.
Ob ihn das nach dem Tod seiner Frau aber komplett ausfüllen kann, darf bezweifelt werden, auch wenn die beiden ihre Treffen, die regelmäßig hinter dem Sternenteleskop enden, immer sehr genießen. Da kommt die Ausschreibung des Milliardärs Brown (Colm Feore) – Parallelen zu real existierenden Personen können nur zufälliger Natur sein -, einen Wettbewerb um einen Platz auf seinem ersten kommerziellen Weltraumflug zu veranstalten, überaus gelegen. Denn nichts wünscht sich Angus so sehr, wie die Erfüllung seines Kindheitstraums. Und nichts ist leichter gefälscht als die Daten im Anmeldeformular, die er bezüglich Alter und vor allem Gesundheitszustand geringfügig frisiert.
Regisseurin McLeod gelingt es anfangs ganz gut, uns für die Sorgen und Nöte der älteren Generation zu sensibilisieren, holt uns mit dem authentisch agierenden Richard Dreyfuss sofort auf die Seite des sympathischen Angus. Dem wünschen wir demnach natürlich nur das Allerbeste, aber was sie uns in der Folge seiner Internet-Anmeldung für den Weltraum-Wettbewerb auftischt, kann der normal aufgeklärte Zuschauer nur als absolut haarsträubend empfinden. Gut, dass Angus die erste Auswahlrunde übersteht, kann mit viel Wohlwollen noch als durchgerutschter Systemfehler gewertet werden, auch wenn in unserem von Algorithmen beherrschten Zeitalter gerade das Internet nichts verzeiht. Dass sie uns in Browns weiterem hochtechnologischen Qualifikationsprozess jedoch glauben machen will, dass Angus seine massiven Herzprobleme vor ihm verheimlichen kann, müssen wir fast schon als Beleidigung auffassen.
Natürlich kann man ihr zugutehalten, dass sie die Verwirklichung des Traums einzig als Symbol für ihre Botschaft benutzt, dass man auch in höherem Alter an seine Träume glauben sollte. Dafür allerdings inszeniert sie Angus’ Alltag viel zu einfühlsam, als dass diese plötzliche Abstraktion auch nur ansatzweise gelingen könnte. Noch dazu ertrinkt ihr Film geradezu im Pathos, als sie den ehemaligen Straßenbauingenieur Angus auch noch zum Retter des gesamten Weltraumprojekts aufbaut, dem alleine ein Fehler bei der Bodenberechnung aufgefallen ist. Ihr dabei mit Angus als ungehörtem Warner ungelenk errichteter Spannungsbogen wirkt da reichlich gezwungen und ist bei überaus vorhersehbarem Handlungsverlauf eigentlich die Bezeichnung nicht wert.
Trotzdem ist McLeods Einsatz für alle unterbeschäftigten und oft sogar alleingelassenen Senioren dieser Welt aller Ehren wert, rückt sie doch deren Schicksal empathisch in den Mittelpunkt ihres Films. Der Versuch, dieses am Beispiel von Angus in ein fesselndes Drama zu betten, geht anhand ihres eigenen, hanebüchenen Drehbuchs aber gründlich in die Hose.
Trailer:
Bewertung: 2 von 10 Punkten