Home MusikKonzertberichte Lotte – Kritik des Konzerts in Köln am 27. Oktober 2017

Lotte – Kritik des Konzerts in Köln am 27. Oktober 2017

Autor: Tobi

Lotte Live 2017

Mit Lotte erschien kürzlich ein weiteres neues Gesicht in der deutschsprachigen Musiklandschaft. Mit den 13 Songs auf ihrem Debütalbum “Querfeldein” überzeugt die erst 22-jährige Künstlerin aus Ravensburg, bietet hier melodischen, guten Singer/Songwriter-Pop mit rockigen Momenten. Einen Hit in den Charts konnte sie zwar noch nicht landen, aber nicht nur ihre Singles “Auf beiden Beinen” und “Pauken” liefen durchaus im Radio, zudem spielte sie einige Festivals und begegnete einem am Straßenrand als Gesicht von Apples “UP NEXT!”-Kampagne.

Alles Gründe, warum am Abend des 27. Oktober das 450 Besucher fassende Luxor in Köln gut gefüllt war, wenn auch nicht ausverkauft. Wenn eine Künstlerin erst über einen Longplayer von 45 Minuten verfügt, kann man natürlich noch keine 90-minütige Show erwarten, aber doch etwas mehr als das Album erhoffen, und so kam es dann auch – Lotte spielte 80 Minuten und konnte in diesen auch live überzeugen.

Mit “Schönste Zeit der Welt” und “Auch wenns zu Ende geht” eröffnete Lotte den Abend, und es war schnell klar, dass hier unterstützt von vier guten Musikern eine sehr interessante Mischung aus unheimlich positiver Ausstrahlung und Nachdenklichkeit auf der Bühne steht. Geschmückt mit einem gefangen nehmenden Lächeln und Lachen berichtete Lotte zwischen den Songs in ihren sympathischen Ansagen, dass Liederschreiben für sie wie Tagebuchschreiben sei, und auch, dass sie oft mal ins Grübeln käme und früher sogar eine Zeit lang keine Lust mehr auf Parties gehabt habe, weil immer irgendwann ein Tiefpunkt kam, der sie in die Traurigkeit gezogen hätte. So wundert es einen dann auch gar nicht, dass sich in ihren Songs Optimismus und tiefgründiges Trübsal die Klinke in die Hand geben – weshalb die Stücke dann folgerichtig auch mal fröhlich, mal melancholisch daher kommen.

Mit “Stadt der Türme” widmete sie sich ihrer Heimatstadt Ravensburg, mit “Fluchtreflex” einem besonderen Menschen. Um den ging es auch danach, als Lotte einem männlichen Fan Geburtstagsglückwünsche übermittelte, denn “deine Lady hat uns geschrieben”. Apropos Fans, das Publikum war sehr gemischt, von kleinen Kindern, vielleicht vier Jahre alt, bis zu Besuchern jenseits der 50 Jahre. Merkwürdig, denn Kinderlieder wurden hier keine verabreicht, denn auch wenn Lotte alles andere als alt ist, singt sie doch aus einem Leben nach der Pubertät, aus dem Leben eines jungen Menschen in den 20ern halt, aus ihrem Leben. Und wer nun denken könnte, dass die älteren Semester nur die Begleitung der jüngeren Fans waren, der irrt – denn auch diese sangen viele Texte mit und hatten nur vereinzelt jemanden bei sich, der für den Nach-Hause-Weg einen Erziehungsberechtigten benötigte.

Die Fans waren gut drauf, Lotte und Band auch. Spielfreudig und gutgelaunt ging es weiter mit “Auf dich”, und hier legte Lotte dann auch mal die Gitarre zur Seite und tanzte, wie auch später beim flotten “Anders als geplant”, über die Bühne, animierte die Besucher auch zum gerne zelebrierten Mitklatschen. 45 Minuten Album, 80 Minuten Konzert – und keine Coverversionen, mit denen einige ja ihre ersten Touren auffüllen. Es gab also auch Lotte-Stücke, die nicht auf dem Longplayer zu finden sind. Im ersten hiervon, wie es auch immer heißen mag, ging es um Phantasie, später folgte noch ein laut Ansage spontan erst vor zwei Wochen geschriebenes, gutes Liebeslied namens “Farben”.

Von “Querfeldein” spielte Lotte alle Songs, also auch die melancholischen Balladen “Schwer” und “Wenns zu kalt wird”, das schöne “Unbeholfen” oder das traurig zurück blickende “Du fehlst”. Lotte stellte ihre vier Jungs vor und bedankte sich bei diesen genauso wie beim Publikum, wobei sie noch einmal heraus stellte, dass es ein phantastischer Abend sei und sie nie gedacht habe, dass sie auf ihrer ersten Tour vor so vielen Leuten spielen würde und dann auch noch so viele die Texte mitsingen würden.

Mit der gefeierten, flotten Single “Pauken” wurde das normale Set beendet. Nach kurzer Pause wurde es mit “Wer wir geworden sind” nochmal melancholisch, bevor das griffige “Auf beiden Beinen” nochmal die Stimmung zum Höhepunkt brachte. Ein allerletztes Stück, ebenfalls nicht vom Album, sang Lotte dann alleine mit ihrer Akustikgitarre, wobei es um die Frage nach dem Sinn des Lebens ging und darum, was denn wohl bleibt, wenn Lotte mal nicht mehr wäre – bleiben ihre Lieder? Mit “Wenn das alles vorbei ist, dann soll da Liebe sein” (oder ähnlich) entließ Lotte ihre sehr zufriedenen Fans in die Kölner Dunkelheit. Ein gut gelungenes Konzert einer Künstlerin, die manchmal stilistisch wie stimmungstechnisch an die frühen Juli erinnert. Weiter so, Lotte!

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Links:
Website von Lotte
Website des Luxor Köln

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