Martin Gore
“The Third Chimpanzee”
(CD-EP, Mute, 2021)
Martin Gore ist als Songwriter und Gründungsmitglied von Depeche Mode lange schon eine Musik-Ikone. Die Scheiben und Tourneen der früher im Synthiepop beheimateten Briten werden seit den frühen 80er-Jahren gefeiert, im November 2020 erst wurde die Band in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen.
Solo meldet sich Gore auch sporadisch immer mal zu Wort, bzw. zu Ton. 1989 veröffentlichte er auf der “Counterfeit E.P.” sechs melodische Coverversionen, mal elektronischer aufbereitet wie bei “Compulsion” und “In A Manner Of Speaking”, mal etwas akustischer wie bei “Never Turn Your Back On Mother Earth”. Mit “Counterfeit²” folgte 2003 ein erstes Solo-Album, ebenfalls mit Interpretationen von Songs anderer Künstler, und auch hier bot Martin neben elektronischen Stücken organische Momente mit dem von Piano und Streichern begleiteten “Lost In The Stars” oder dem über sanfte Gitarrenklänge gesungenen “Candy Says”.
Nachdem Gore mit dem einstigen Depeche-Mode-Bandkollegen und lange schon als Erasure-Songwriter fungierenden Vince Clarke 2012 als VCMG das technoide Instrumentalalbum “Ssss” veröffentlichte, war 2015 dann auch die Zeit reif für eine Gore-Soloscheibe mit eigenen Stücken. Unter dem Kürzel MG veröffentlichte er ein selbstbetiteltes, also ebenfalls als “MG” bekanntes Album und bewegte sich hierbei im rein instrumentalen, elektronischen Bereich – mal songlastiger, mal experimenteller. Eine Remix-EP folgte.
Fast sechs Jahre später gibt es nun neue Solo-Stücke von Martin Gore als MG. Auf den 24 Minuten der “The Third Chimpanzee” EP, die als CD, als limitierte, azurblaue 12″-Vinyl (inkl. Kunstdruck) und digital erhältlich ist, präsentiert der Brite uns fünf Tracks. Die EP betitelte er hierbei nicht umsonst nach Affen, wie er erklärt: “The first track I recorded had a sound that wasn’t human. It sounded primate-like. I decided to name it ‘Howler’, after a monkey. Then, when it came time to name the EP, I remembered reading the book ‘The Rise and Fall of the Third Chimpanzee’. It all made sense to call it that, as the EP was made by one of the third chimpanzees.”
Mitte November 2020 veröffentlichte Gore das durchaus tanzbar angerichtete, interessante “Mandrill” als ersten Vorboten, visuell begleitet von einer kosmischen Reise durch den Dschungel. Anfang Januar folgte das avantgardistischere, getragener servierte “Howler”, welches als Opener der EP fungiert. Zu dieser Nummer erklärt Martin: “I resynthesized some vocals that almost sounded human, but not quite. That’s why I decided to name the track after a monkey. I thought that would be a good theme to carry on with the rest of the tracks.”
Neben diesen beiden sehr unterschiedlichen Stücken gibt es mit “Capuchin” einen irgendwie fröhlich beschwingt anmutenden Midtempo-Track, mit “Vervet” einen über acht Minuten langen, eher progressiv und dramatischer wirkenden Song sowie als Abschluss “Howler’s End”, das die Melodie aus “Howler” noch einmal aufgreift, aber völlig ohne Rhythmen und am Schluss dann auch dem Titel entsprechend wie ein Abgesang verstummend.
Eine durchaus interessante EP von Martin Gore, mit der es ihm auch wieder gelungen ist, nicht nach Depeche Mode zu klingen. Ob man die Stücke allerdings auch hören oder überhaupt auf sie stoßen würde, wenn Gore nicht deren Mastermind wäre und man ihn nicht aus der Kultband kennen würde, ist fraglich. Da es sich aber um Martin Gore handelt, liegt eine willkommene Abwechslung vor, die vielleicht etwas die Wartezeit auf ein neues Album der Band verkürzen kann.
www.martingore.com
facebook.com/MartinGore
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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