Home MusikCD-Rezensionen David Gray besinnt sich auf seine Stärken und bietet wieder schöne Folksongs

David Gray besinnt sich auf seine Stärken und bietet wieder schöne Folksongs

Autor: Tobi

David Gray "Skellig"

David Gray

“Skellig”

(CD, Laugh A Minute Records, 2021)

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Nachdem David Gray auf seinem 2019er-Album “Gold In A Brass Age” damit überraschte, dass elektronische und auch experimentellere Klänge zu hören waren, und hiermit einen kommerziellen Flop verbuchte, kehrt der britische Singer/Songwriter mit seinem neuen Album “Skellig” wieder zu handgemachter Musik zurück.

Dass hierin seine Stärke liegt, das wissen wir schon seit seinem Durchbruch mit dem erfolgreichen Longplayer “White Ladder” im Jahr 1998. Mit “A New Day At Midnight” (2002), “Life In Slow Motion” (2005), “Draw The Line” (2009) platzierte er auch seine drei nachfolgenden Scheiben in den britischen Top Five, die ersten beiden davon sogar wie vorher schon “White Ladder” auf Platz 1. Mit “Foundling” ging es 2010 dann erstmals in die amerikanischen Top Ten, in UK hingegen verpasste er diese, um dann 2014 mit “Mutineers” immerhin wieder Platz 10 zu erreichen.

David Gray (© Derrick Santini)

(© Derrick Santini)

Die 56 Minuten von “Skellig” eröffnet Gray mit dem Titelsong, der sich als sphärische Folknummer mit mehrstimmigem Gesang getragen ins Ohr schmiegt. Mit dem ruhigen, schönen “Dún Langhaire” geht es noch traditioneller weiter und David verzichtet hier komplett auf Schlagzeug, das beim langsam voran schreitenden “Accumulates” dann wieder sanft einsetzt, und ergänzende Streicher bieten besondere Würze.

Die vor der Pandemie in Edwyn Collins’ Helmsdale Studio an der Küste von Sutherland aufgenommene und von Ben de Vries produzierte und während des Lockdowns mit Gray zusammen abgemischte Scheibe lässt sich hervorragend anhören und man ist froh, dass David nach dem 2019er-Ausflug in andere Klangwelten wieder die Musik spielt, die er so wunderbar beherrscht.

“Skellig” hat seinen Namen von einer Formation schroffer Felseninseln vor der Küste von Co. Kerry, dem westlichsten Punkt Irlands. Der vom Atlantik verwüstete, scheinbar unbewohnbare Ort Skellig Michael wurde 600 n. Chr. zu einem ungewöhnlichen Wallfahrtsort für eine Gruppe von Mönchen, die glaubten, dass sie durch die Führung einer solchen barmherzigen Existenz die Ablenkung der menschlichen Welt verlassen würden, um letztlich näher bei Gott zu sein. Gray bittet weder um eine wörtliche Übersetzung, noch schreibt er eine religiöse Zugehörigkeit vor – aber die Geschichte, die ihm ein Freund erzählte, spukt seither in seiner Fantasie herum. In seinen eigenen Worten:

“Je mehr ich über die Idee nachdachte, dass eine kleine Gruppe von Menschen auf diesen Felsen landen und dort ein klösterliches Leben aufbauen könnte, desto mehr wurde ich von einem schwindelerregenden Gefühl der Ehrfurcht überwältigt. Wie nahe konnte man Gott nur kommen wollen? Das Leben muss unglaublich hart für sie gewesen sein, und der Versuch, die tiefe spirituelle Überzeugung zu ergründen, die sie dazu veranlasste, der mittelalterlichen Welt zu entkommen, führte mich dazu, meine eigenen tiefsten Sehnsüchte zu erkennen, frei zu sein von all dem endlosen menschlichen Lärm, den wir heute so bereitwillig als einen so unausweichlichen Teil unseres täglichen Lebens akzeptieren. Träume von Offenbarung, Träume von einer reinigenden Reinheit, Träume von Flucht. Ideen, von denen ich denke, dass es fast jedem Menschen des 21. Jahrhunderts nicht allzu schwer fallen sollte, sie nachzuvollziehen!”

Mit den Mitgliedern seiner Live-Band, Caroline Dale, David Kitt und Rob Malone, sowie Niamh Farrell und Mossy Noalan hat David Gray 13 sehr feine Stücke eingespielt. Bei “Laughing Gas”, “The White Owl” oder der Ballade “No False Gods” ist sein guter Gesang zu Piano und Streichern zu hören, bei Songs wie dem eingängigen “Heart And Soul”, “Spiral Arms” oder “House With No Walls” ist vor allem Akustikgitarre sein Begleiter – und ein Stück wie “Dares My Heart Be Free” bietet dann die ganze Palette an Instrumenten auf, aber immer noch verhalten und ruhig.

Beim melancholisch getragenen “Can’t Hurt More Than This” singt David tief und kratzig, sonst eher klar, und immer wieder gerne mehrstimmig. Mit “All That We Asked For” wird eine schöne, homogen erscheinende Scheibe abgeschlossen, mit der Gray sich auf seine Stärken zurück besinnt.

www.davidgray.com
facebook.com/davidgray

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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