Home MusikCD-Rezensionen Lissie veröffentlicht feine Songs aus den Jahren vor ihrem Debütalbum

Lissie veröffentlicht feine Songs aus den Jahren vor ihrem Debütalbum

Autor: Tobi

Lissie "Watch Over Me (Early Works 2002-2009)"

Lissie

“Watch Over Me (Early Works 2002-2009)”

(CD, Cooking Vinyl, 2021)

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Nach vier Alben, mehreren EPs und unzähligen Auftritten nutzt Lissie die pandemiebedingt Tournee-lose Zeit, um zurück zu schauen. Die in Illinois geborene und in Iowa lebende Sängerin, Songwriterin und Gitarristin hatte 2010 mit dem eingängigen “When I’m Alone” eine vielbeachtete Nummer, und ihr Debütalbum “Catching A Tiger” erreichte Platz 5 der US-Folk-Charts und auch in Europa gute Verkaufszahlen (Rang 12 in UK, 4 sogar in Norwegen).

Nun veröffentlicht Lissie kurz nach der “Anniversary Edition” ihres Debüts kein “Best Of” mit Songs aus ihren vier Alben, von denen zuletzt “Castles” 2018 in Großbritannien mit Platz 9 sogar erstmals in die Top Ten einzog. Vielmehr widmet sich die sympathische, so natürlich wirkende Sängerin der Zeit davor, wie der Titel “Watch Over Me (Early Works 2002-2009)” schon verrät.

Lissie (© Elaine Constantine)

(© Elaine Constantine)

Auf den 33 Minuten des Albums findet man neun Stücke, die sich zwischen Singer/Songwriter-Gitarrenpop, Folk und manchmal auch Rock wieder bestens anhören lassen. Als Opener fungiert die reduziert angerichtete Folknummer “Watch Over Me”, bei der Lissie ihre stimmliche Klasse und Ausdrucksstärke voll unter Beweis stellen kann.

Dies gilt auch für das nachfolgende “Hey Boy”, das einige Jahre vor der Veröffentlichung von “Catching A Tiger” geschrieben wurde und progressiver daher kommt. Diese Kritik an Sexismus und Frauenfeindlichkeit, mit denen sie als junge Künstlerin konfrontiert war, weiß zu packen – auch hier in einer Live Acoustic Version:

Lissie reflektiert: “Ich bin so froh, dass ich ‘Hey Boy’ teilen kann, wenn auch fast 18 Jahre nachdem es geschrieben wurde! Als ich im College war, habe ich fast jeden Abend Live-Musik gesehen. Ich spielte bei Open Mics und wurde schließlich zum Opener für tourende Acts, die durch die Stadt kamen. Es gab eine Gruppe von Musikertypen, die sich immer über mich und meine Texte lustig machten, meine Plakate in der Stadt zertrümmerten und mir unterstellten, dass ich nur deshalb Chancen bekam, weil ich eine dumme junge Frau war, die flirtete. Das fühlte sich seltsamerweise wie eine normale Sache an, mit der man sich damals auseinandersetzen musste, also zuckte ich nur mit den Schultern und machte weiter.

Ich wollte einer der Jungs sein, in der Musikszene willkommen sein. Für meine Existenzberechtigung zu kämpfen und mit den Folgen der Zurückweisung männlicher Annäherungsversuche und Missverständnisse würdevoll umzugehen, fühlte sich wie ein Lebensstil an, etwas, das man akzeptieren und bewältigen muss. Es scheint, als würde sich das jetzt zum Besseren ändern.”

Fünf der bisher unveröffentlichten Tracks wurden während der originalen “Catching A Tiger”-Sessions im Jahr 2009 mit den Produzenten Jacquire King (Tom Waits, Modest Mouse) und Bill Reynolds (Band of Horses) aufgenommen, kein Wunder also, dass diese Stücke gut produziert daher kommen und nicht in Demo- oder klanglich limitiert ansprechenden Versionen.

Die gemütlicher angerichteten Stücke wie “On My Chest”, “All Be Okay” und “Wishing On A Star” wissen hierbei genauso zu überzeugen wie das kraftvolle, starke “No Sense At All”, und allesamt verfügen sie über tolle Melodien und bereiten viel Freude. Mit “Call Out The Beast”, “It’s The Alcohol” und dem aus einem Livemitschnitt als Abschluss gewählten, nur zur Akustikgitarre zelebrierten “Simple Woman” gibt es weitere gute Songs. Es ist schön, dass diese neun Stücke nun von Lissie doch noch veröffentlicht werden, denn sie sind viel zu gut, um als Ausschuss in Archiven zu verstauben. Andere KünstlerInnen wären froh, überhaupt solche Songs vorlegen zu können.

lissie.com
facebook.com/lissiemusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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