Billy Idol
“The Roadside EP”
(CD-EP, Dark Horse Records, 2021)
Billy Idol – dieser Name reicht für Mittelalte oder Ältere unter uns aus, um Erinnerungen zu wecken. Der 1955 in London geborene Rocker feierte in den 80er-Jahren nach seinem Umzug in die USA mehrere weltweite Hits, von denen man vor allem “Dancing With Myself”, “Rebel Yell”, “Flesh For Fantasy” und “White Wedding” noch bestens im Ohr hat und auch immer wieder gerne hört. An diese erinnert man sich mit Wohlwollen, aber auch an Auftritte wie 1984, als Idol in “Thommy’s Pop Show” sein “Flesh For Fantasy” zum Besten gab, dabei Spucke aus seinem Mund laufen ließ und diese dann genüsslich mit der Hand über sein ganzes Gesicht verteilte. Mahlzeit!
Wie auch immer, spektakulär war er, und so war es schade, dass Billys Karriere nach dem immer noch gut verkaufenden Album “Charmed Life” (1990) einen deutlichen Knick verzeichnete und man größtenteils nur noch über Drogeneskapaden lesen konnte. Nach Entzug kam Idol im neuen Jahrtausend zurück und veröffentlicht 2005 nach zwölf Jahren Pause das Comeback-Album “Devil’s Playground”, welches sich okay verkaufte – noch besser dann der nach weiteren neun Jahren im Jahr 2014 passend zu seiner Autobiografie “Dancing With Myself” auf den Markt gebrachte Longplayer “Kings & Queens Of The Underground”, mit Steve Stevens und anderen aufgenommen und von Trevor Horn produziert.
Ausnahmegitarrist Steve Stevens hatte Billys Karriere immer wieder begleitet, vor allem in den guten Phasen, während er in den schwierigen Abstand nahm. Da ist es wohl ein gutes Zeichen, wenn er auch bei der neuen “The Roadside EP” mit von der Partie ist. Diese enthält vier von Butch Walker (Green Day, Weezer) produzierte Songs, die Idols Facettenreichtum zeigen und allesamt bestens zu ihm passen.
Die Lead-Single “Bitter Taste” kommt im Midtempo eher getragen als druckvoll daher und beschäftigt sich mit Tod, Wiedergeburt und dem persönlichen Wachstum in den letzten 31 Jahren, die seit seinem fast tödlichen Motorradunfall im Jahr 1990 vergangen sind. “Ich glaube, jeder von uns war (während der Pandemie) sehr nachdenklich. Für mich bedeutete es eine logische und ganz natürliche Entscheidung, etwas über meinen Motorradunfall zu schreiben”, so Idol. “Ganz sicher hatte der Unfall für mich etwas kathartisches und war so eine Art Moment des Erwachens. Einen Teil von mir habe ich damals an diesem Straßenrand zurückgelassen. Doch am Ende war es nicht unbedingt eine schlechte Sache; es war ein Weckruf. Vielleicht habe ich mich damals am Straßenrand vom respektlosen, jugendlichen Billy getrennt, um so den Weg freizumachen, ein aufmerksamerer Vater und feinfühligerer Musiker zu werden.”
Eröffnet werden die 16 Minuten vom rockig treibenden “Rita Hayworth”, bei dem man die Bereicherung durch Steve Stevens doch weit mehr spürt. “U Don’t Have To Kiss Me Like That” kommt ebenfalls druckvoller daher, wenn auch in der Strophe durchaus auch mit elektronischen Licks arbeitend, bevor der Refrain wieder mehr abrockt. Abschließend gibt es mit “Baby Put Your Clothes Back On” noch eine atmosphärische, klanglich gemütlichere Nummer, die auch von Folk beeinflusst ist.
Alles in allem liegen hiermit vier Stücke vor, die untermauern, dass die Karriere von Billy Idol noch lange nicht zu Ende ist – und das ist gut so, solange sich seine Songs gut anhören lassen wie hier. In den USA folgt eine kleine Tour, und vielleicht sehen wir Billy ja nächstes Jahr auch mal wieder bei uns, das wäre schon fein. Hier noch eine coole kleine Akustik-Session, die Idol und Stevens kürzlich zusammen aufgenommen haben und die neben “White Wedding”, “To Be A Lover” und “Rebel Yell” auch “Bitter Taste” beinhaltet.
www.billyidol.net
facebook.com/BillyIdol
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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