Home Musik Kacey Musgraves bietet auf ihrem neuen Album Songs fernab klassischem Country

Kacey Musgraves bietet auf ihrem neuen Album Songs fernab klassischem Country

Autor: Tobi

Kacey Musgraves "Star-Crossed"

Kacey Musgraves

“Star-Crossed”

(CD, Interscope, 2021)

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Die mehrfache Grammy-Gewinnerin Kacey Musgraves hat mit “Star-Crossed” am 10. September 2021 ihr neues Album veröffentlicht und sich hiermit von klassischem Country-Style gelöst. Wir verlosen drei Exemplare der CD sowie drei schicke Vinyl-LPs – siehe unten. Hier in Kursiv die Presseinformationen:

Kacey Musgraves (© Sophia Matinazad)

(© Sophia Matinazad)

„Let me set the scene…“, mit diesen Worten beginnt Kacey Musgraves ihr neues Studioalbum star-crossed, um gleich danach tatsächlich den inhaltlichen Rahmen abzustecken, das Szenenbild für ihr neuestes Werk zu entwerfen. Wie persönlich dieser Longplayer ist, wie nah sie einen dieses Mal an sich heranlässt, hört man genau genommen schon davor: Da ist ein Ausatmen zu vernehmen – oder ist es ein Stöhnen? Zumindest holt die mehrfache Grammy-Gewinnerin, die zuletzt 2018 für Golden Hour den Preis u.a. in der so wichtigen „Album des Jahres“-Kategorie in Empfang nehmen konnte, noch einmal tief Luft, bevor sie die ganze Sache ein weiteres Mal aufrollt. star-crossed ist ein mutiges, wahnsinnig persönliches Album, mit dem Musgraves vor allem zeigt, wie sehr sie in den letzten Jahren als Mensch und als Songwriterin gereift ist…

Seit dem sensationellen Erfolg von Golden Hour ist viel passiert: Musgraves hat eine schwierige Scheidungsphase durchgemacht, sie hat lange gebraucht, um wieder zu sich zu finden, sich zurechtzufinden. Genau davon erzählt nun also star-crossed, das sie selbst als „moderne Tragödie“ bezeichnet: Ein Drama, in dessen Verlauf die komplexen, teils widersprüchlichen Gefühle sichtbar werden – Emotionen, die vielen Menschen ziemlich vertraut vorkommen dürften.

„Ich habe alles dafür getan, auch die Liebe, die zwischen uns war, nicht zu kurz kommen zu lassen, aber andererseits musste ich als Songschreiberin auch einfach die ganzen anderen schwierigen Gefühle einfließen lassen, die ich während dieser Phase hatte“, so Musgraves.

Seit ihrem Durchbruch im Jahr 2013 (mit Same Trailer, Different Park) ist Kacey Musgraves zu den größten Singer-Songwriterinnen der USA avanciert: Auf die wichtigsten Preise im Country-Segment folgten bald die ersten Grammy Awards; schon 2015 ging das zweite Album Pageant Material direkt auf die #1. Mit dem zuletzt veröffentlichten Golden Hour stieg ihr Stern dann sogar noch höher: Für den US-Rolling Stone direkt eines der „500 Greatest Albums of All Time“, kamen neue Elemente ins Spiel – Dance- und Pop-Anflüge etwa –, und neben vier weiteren Grammys gab’s auch eine große Tournee mit Harry Styles und Headliner-Slots bei den größten Festivals.

Gemeinsam mit ihren angestammten Producer/Songwriter-Partnern Daniel Tashian und Ian Fitchuk begann sie schließlich die Arbeit am neuen Album – und vertonte die Umbrüche im eigenen (Ehe-)Leben quasi in Echtzeit: „Wir machten einen nach dem anderen Song fertig, und hatten hinterher wirklich eine Art Chronologie der Ereignisse vor uns“, so Musgraves, die den Zyklus mit dem Titel „Good Wife“ begonnen hatte…

Anfang 2021 waren es dann schon 40 Songideen, höchste Zeit also für einen Abstecher ins Studio – allerdings hatte sie vorher noch ein kleines Experiment geplant: „Es gibt hier bei uns in Nashville so ein Paar, die bieten begleitete Magic-Mushroom-Trips an… und ich wollte wirklich zum Kern meines Schmerzes vordringen. Dieser Pilztrip löste eine richtige Explosion in mir aus: Tausende von neuen Ideen kamen mir, das ganze Konzept fürs Album stand danach, der Titel auch, es gab so viele Einsichten, ja, diese Erfahrung hat wirklich alles verändert und auf den Kopf gestellt.“

Tatsächlich hatte bereits dieser Pilztrip einen speziellen Soundtrack: Kuratiert von Spezialist*innen der Johns Hopkins Universität, Neurowissenschaftler*innen, die über die Effekte von psychedelischen Drogen und Musik aufs menschliche Gehirn forschen. Musgraves sollte ihre Erfahrungen danach zu Papier bringen – und als dann ein zweites Mal ein trauriges Stück von Bach lief, stand plötzlich das Wort „Tragödie“ auf dem Papier.

„Ich habe da echt eine Tragödie erlebt, das Leben ist eine Tragödie“, habe sie gedacht. „Warum also nicht gleich das Album wie eine klassische Tragödie aufbauen?! Wenig später landete ich beim Albumtitel star-crossed. Wir schrieben den Song dazu am Tag danach – und binnen weniger Tage stand auch schon das komplette Albumkonzept.“

star-crossed hat den Aufbau einer klassischen Tragödie: von der Exposition bis zum Höhe- und Wendepunkt, mündet die Handlung schließlich in die Auflösung des Problems. „Als Kunstform hat sich die Tragödie so lange bewährt, weil es das Moment der Katharsis gibt“, erläutert Musgraves. „Man nimmt das Publikum mit… und die Menschen fühlen dieselbe Erleichterung, dieses reinigende Element.“

Während Stücke wie „Cherry Blossom“ und „If This Was A Movie“ noch die intakte Liebesbeziehung nachzeichnen (obwohl auch hier schon erste Zweifel auftauchen), nehmen die Probleme in der Mitte des Albums Überhand: Besonders „Breadwinner“ sei dafür bezeichnend, meint Musgraves, die hier vom Machtgefüge innerhalb der Beziehung erzählt, von Ungleichgewichten und neuen Rollenbildern, die man erst erlernen müsse. „Camera Roll“ beleuchtet ein sehr modernes Problem: „selektive Nostalgie“ – „die Tatsache, dass wir alle mit so vielen Fotos in unseren Hosentaschen herumlaufen, und da natürlich nur die wunderschönen Momente zu sehen sind, weil keiner die Tiefpunkte festhält… diese Einseitigkeit kann einen richtig fertigmachen, wenn man nach einem Bruch darauf zurückschaut.“

Am Schluss kommt auch die Hoffnung wieder durch: „What Doesn’t Kill Me“ und „There Is A Light“ tragen diese Zuversicht schon im Titel, und der Abschlusstitel „Gracias a la Vida“ ist genau genommen ein Dankeschön ans Leben aus dem Jahr 1966: Geschrieben von der chilenischen Aktivistin und Songwriterin Violetta Parra (ein Jahr vor deren Selbstmord…), war es hier „diese Schönheit UND dieser Schmerz“, die sie dazu brachten, das neue Album damit ausklingen zu lassen.

Was das Klangspektrum angeht, hatte die Pilztrip-Playlist durchaus einen Einfluss auf den Sound von star-crossed: Neben persönlichen Favoriten (von Sade bis zu den Eagles) seien dadurch auch ganz andere Dinge wie z.B. Klassische Musik ins Spiel gekommen. Für die Songtexte hingegen habe sie dieses Mal bewusst auf die ganzen tollen Wortspiele verzichtet – schließlich könne „das auch die Gefühle kaputtmachen“. Sie wolle ja keine „Bumpersticker-Lyrics“ schreiben, sondern „die Sache so direkt wie möglich zum Ausdruck bringen.“

Dass sie inzwischen dermaßen entschlossen und selbstbewusst als Songwriterin agiert, habe sie auch ein paar Legenden zu verdanken, mit denen sie schon im Studio war – Willie Nelson, John Prine und Dolly Parton etwa. „Die nämlich hatten nie Angst davor, in eine Richtung zu gehen, die womöglich mit Gegenwind aus der kommerziellen Ecke verbunden war“, sagt Musgraves. „Sie haben diese Schritte einfach gemacht, haben etwas riskiert – und damit eine neue Normalität etabliert.“

Auf ihre eigene Situation übertragen, war es gewiss nicht leicht, dermaßen offen und ehrlich zu sein im Studio, was besonders im Finale des Dreiakters zu spüren war: „Ich fand es einfach unehrlich, wenn ich am Schluss sage ‘alles wieder gut’, denn ich bin zwar in die richtige Richtung unterwegs, aber natürlich ist der Heilungsprozess noch nicht abgeschlossen. Deshalb ist selbst in den zuversichtlichen Songs immer noch so ein Funken Traurigkeit drin.“

Nachdem sie zuletzt vermehrt als Designerin aktiv war, spielt auch das Visuelle eine noch größere Rolle im Kosmos von star-crossed: Es gibt einen 50-minütigen Film zum Album, der „die ganze Geschichte ins Surreale, fast schon Fantastische überführt“, wie sie sagt.

„Die Leute wollen weiterhin echte Geschichten von mir hören, und deshalb hätte es sich falsch angefühlt, dieses Kapitel einfach zu übergehen, all diese komplexen Gefühle auszuklammern, die ich im vergangenen Jahr hatte“, sagt sie abschließend. „Natürlich habe ich mich dabei ganz schön nackt gefühlt. Aber ich hatte ja keine andere Wahl. Ich musste mich damit einfach auseinandersetzen in diesen neuen Songs.“

www.kaceymusgraves.com
facebook.com/KaceyMusgraves

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