Die Dänen von Illdisposed zählen schon seit Anfang der 90er Jahre zu den Größen der nordischen Death Metal-Szene. Mit dem neuen, mittlerweile schon neunten Album “Burn Me Wicked” bestätigen die fünf Jungs aus Aarhus ihren guten Ruf. Die elf Songs auf 42 Minuten hauen wieder gut rein, kommen gewohnt hart und brachial mit Doublebassgewitter, fetten Riffs und bösem Shouten daher, aber auch mit einigen guten Gitarrenmelodien, teilweise klaren Gesangsmomenten und abwechslungsreichen Strukturen. Als Gastsänger für gleich vier Stücke holte man Mikkel Sandager von Mercenary ins Boot, der auf “Back To The Street”, “Our Heroin Recess”, “Burn Me Wicked” und “Nothing To Fear … Do It” zusammen mit Bo Summers zu hören ist und damit den Vocals noch mehr Druck verleiht. Nicht jeder Track knüppelt voll durch, ab und an wird auch mal im Midtempo abgerockt, und zum Schluss gibt es mit der witzigen Punknummer “Illdispunk’d” noch ein Schmankerl. Gelungene Scheibe, zu der wir ein Interview mit Songwriter und Gitarrist Jakob Batten führten.
“Aber auch ein Metaller ist privat wie jeder andere Typ.”
MUM: Ihr seid jetzt schon 14 Jahre im Musikgeschäft dabei, dies ist euer Album Nummer neun – welches waren die bedeutendsten Veränderungen für die Band in all den Jahren?
JB: Das war definitiv unser großer Einbruch rund um die Veröffentlichung von “Kokaiinum”. Damals wussten wir alle, dass es das Ende der Band sein würde, wenn wir mit dem Scheiß weiter machen würden, an den wir uns gewöhnt hatten. Das war eine einzige große Wodka-Sause und wir hatten keinen Plan, was überhaupt abgeht. Wir brauchten einige Änderungen im Line-Up und ein neues Label, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Jetzt haben wir etwas mehr Kontrolle, was mit uns passiert.
MUM: hat sich eure Musik im Vergleich zum letzten Album “1-800 Vindication” verändert? Welche Unterschiede siehst du?
JB: Ich sehe da keine großen Unterschiede. Wir nehmen einfach, was wir haben, und machen etwas mehr daraus. Und wir probieren gerne mal was Neues aus im Studio, so dass unsere Alben nicht gleich klingen. Einige Leute finden das gut, andere nicht. Wir führen unsere Musik gerne zu neuen Extremen.
MUM: “1-800 Vindication” war euer erstes Album beim Roadrunner-Label nach zehn Jahren bei Diehard. was hat sich mit der neuen Firma für euch geändert?
JB: Es hat sich nicht viel für uns geändert, wir können nach wie vor tun, was wir wollen, sie reden uns da nicht rein. Aber wir sind vielleicht etwas organisierter jetzt. Wenn wir ein Konzert spielen, dann wissen wir auch, wo wir überhaupt sind. Bis auf unseren Bassisten, der weiß nichts.
MUM: Bei vier Songs habt ihr zusätzlichen Gesang von Mikkel Sandager dabei. Wie kam es dazu, und ist dies vielleicht ein Zeichen dafür, dass ihr eventuell einen zusätzlichen Sänger in der Band braucht?
JB: Wir werden niemals einen zweiten Sänger haben. Wir sind nicht so eine Band, und das nächste Album kommt vermutlich komplett ohne solch schwulen Gesang aus. Wir wollten nur ab und an etwas Melodie unter das Grunzen packen.
MUM: Welches sind deine Favoriten auf “Burn Me Wicked”, und warum?
JB: Da ich alle Songs geschrieben habe, ist das schwer zu sagen. Jeder Song bedeutet mir etwas. Aber als ich den Titeltrack geschrieben habe, gab es gerade größere Veränderungen in meinem Privatleben, daher ist dies ein besonders wichtiger Song für mich. Und nein, ich hatte keine Geschlechtsumwandlung.
MUM: Bei Death Metal Stücken ist es ja nicht immer einfach, eine Botschaft rauszuhören. Ist es euch wichtig, dass die Fans eure Texte und auch deren Botschaft verstehen? Welches sind die Hauptbotschaften, die ihr verbreiten wollt?
JB: Es ist nicht wichtig, dass jeder alles versteht. Die Texte sind persönlich, vor allem für Bo, aber einige handeln auch von Dingen, die uns als Band und als Freunden passieren. Das Hauptthema auf dem neuen Album ist Liebe, aber die schlechte und schmerzhafte Seite der Liebe. Die Seite mit Kämpfen, Hass und Verlusten.
MUM: Bei “Illdispunk’d” singt ihr auch eine witzige Passage in Deutsch. Sprecht ihr alle Deutsch?
JB: Wir lernen Deutsch hier in der Schule, also sprechen wir es alle etwas, zumindest einige von uns. Deutschland war aber immer ein wichtiges Land für uns, eine zweite Heimat.
MUM: Eure Musik ist wahrlich hart. Wie seid ihr privat so drauf, wie sieht eure weiche Seite aus? Habt ihr bei “Titanic” geweint, habt ihr Angst vor dem Zahnarzt, zündet ihr herzförmige Kerzen für eure Freundinnen an? Wie ist ein Death Metal Kerl zu Hause?
JB: Jeder Kerl hat natürlich auch eine softe Seite. Ich bin nicht sicher, ob unsere darin liegt, bei “Titanic” oder beim Zahnarzt zu heulen. Aber auch ein Metaller ist privat wie jeder andere Typ. Darum benehmen wir uns auch wie normale Leute, wenn wir live spielen, und nicht wie die typischen bösen Metal-Idioten.
MUM: Was sind eure nächsten Pläne mit Illdisposed? Ihr seid ja gerade auf einer kleinen Tour zur Veröffentlichung des Albums unterwegs – wird es später noch eine weitere Tour geben oder beginnt ihr schon mit Arbeiten an neuem Material?
JB: Ja, wir machen diese kleine Tour und gehen dann eine Woche nach Neuseeland. Dann kommen einige Festivals und eine Tour in Europa zusammen mit Vader als Co-Headliner . Und dann ist es an der Zeit, das nächste Album zu schreiben.
MUM: Was waren die drei besten Alben der letzten 12 Monate für dich, was war eine große Enttäuschung?
JB: Die besten drei waren Katatonia mit “The Great Cold Distance”, Depeche Mode mit “Playing The Angel” und Spleen United mit “Godspeed Into The Mainstream”. Enttäuschend sind 90% aller veröffentlichten Musik.
MUM: Interessierst du dich für Fußball und freust dich auf die kommende WM, auch wenn Dänemark es nicht nach Deutschland geschafft hat? Und wer wird den Cup gewinnen?
JB: Ja, natürlich sind wir große Fußball-Fans, auch wenn die Dänen scheiße sind. Wir zählen also auf Deutschland.
_____________________
MUM: Mucke und mehr
JB: Jakob Batten
Mehr Informationen zu Illdisposed findet man auf www.illdisposed.dk.