Ron läuft schief
Animation
Regie: Sarah Smith, Jean-Philippe Vine
Dauer: 106 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: disney.de/filme/ron-laeuft-schief
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE
Mit “Ron läuft schief” startet das Debüt von Locksmith Animation im Kino, dem 2014 von Sarah Smith und Julie Lockhart gegründeten, in London ansässigen Filmstudio, und Sarah Smith führt hierbei auch zum zweiten Mal nach “Arthur Weihnachtsmann” (2011) Regie, zusammen mit Jean-Philippe Vine, der zuvor als Story Artist bei den Pixar Animation Studios u.a. an “Cars 3: Evolution”, “Arlo & Spot” und “Alles steht Kopf” beteiligt war. Kurzfazit vorab: Die Namen sollte man sich merken, wenn man gute, geistreiche Animationsunterhaltung mag – und wenn sie weiter wie hier mit 20th Century Studios und somit der Walt Disney Company zusammen arbeiten, sollte das mit dem Merken auch nicht allzu schwer fallen.
Im Film geht es um den Jungen Barney, der als Sohn eines alleinerziehenden, nicht wohlhabenden Erfinders zwar viel Liebe bekommt, vor allem von seiner herzlichen Oma, aber nicht all die Konsumgüter, die bei seinen KlassenkameradInnen angesagt sind. Tapfer fügt sich Barney diesem Schicksal und lässt sich auch von der einen oder anderen Drangsalierung durch Mitschüler nicht in Verzweiflung stürzen, als dann aber praktisch jeder außer ihm die neueste technische Errungenschaft besitzt, ist das schon frustrierend.
Hierbei geht es um Bubble Bots, die von einem weltweit führenden Technologie-Giganten erfunden wurden, um rein per Hand-Einlesen mit eigenen Daten und Vorlieben gespeist zu werden, um diese dann stets online mit den B-Bots anderer Kinder abzugleichen und optimale Freundschaften vorzuschlagen. Die B-Bots werden zum täglichen Begleiter der Jugend und haben in der Schule sogar ihren eigenen Park- und Ladeplatz, während die Kinder im Unterricht sitzen – nur der von Barney ist leer. Und wenn dann in der Pause alle anderen mit FreundInnen und ihren B-Bots interagieren, sitzt Barney auf Anraten einer es gut meinenden Lehrerin auf der Freunde-Such-Bank – wie peinlich!
Da Vaters Erfindungen nicht so richtig gut ankommen, erhält Barney von ihm schließlich keinen fabrikneuen B-Bot, sondern nur ein leicht beschädigtes Modell, über das er sich – anfangs auch unwissend – aber genauso freut. Irgendwie will sein Roboter zwar nicht alle Features so an den Start bringen wie bei anderen gesehen, aber schnell gewinnt er ihn lieb und nennt ihn “Ron”. Und dann zeigt sich, dass sein neuer bester Freund vielleicht nicht ganz korrekt funktioniert, aber auch viel Spaß bereitet und vielleicht sogar umso mehr kann, was Sicherheitsmechanismen bei anderen unmöglich gemacht hätten.
“Ron läuft schief” schafft es bestens, Spaß zu bereiten und hierbei jede Menge Gesellschaftskritik zu verabreichen. Ganz neu ist das natürlich nicht und auch die übermäßige und nicht aufzuhaltende Digitalisierung wurde schon diverse Male – auch in Familienfilmen – aufgegriffen, hier passiert dies aber sehr unterhaltsam und charmant.
Barney reißt einen dadurch mit, dass er vom Start weg immer positiv ist und dies auch bleibt, komme was wolle. Natürlich ist sein überforderter Vater ein totaler Nerd, aber in seiner eigenen Welt auch sehr liebenswürdig, und die auf ihre spezielle Weise ganz wunderbare Großmutter kann trotz ihrer überschwänglichen Art nicht kompensieren, was durch die fehlende Mutter vermisst wird. Während andere Kids aber vielleicht nicht einmal halb so viel häusliche Wärme erfahren, dafür aber mit allen gewünschten Konsumgütern wie Tech-Kram und Markenklamotten versorgt werden, bleibt Barney diesbezüglich am Ende der Nahrungskette.
Der Film fährt dann natürlich auch – und das kann man ihm nicht übel nehmen – jede Menge Stereotypen auf, von der Gang fieser, drangsalierender, cooler Jungs über die auf Grund ihres attraktiven Aussehens heute schnell selbstverliebten, Selfie-gesteuerten Mädels und die nicht empathische Lehrerschaft bis zum profitgierig die jugendliche Begeisterung geschickt ausnutzenden und hierbei bewusst Gefahren in Kauf nehmenden Technologie-Konzern.
Der Film bereitet jede Menge Spaß, gerade weil Barney herrlich locker über allem steht und dann mit seinem nicht so richtig funktionierenden B-Bot ganz wundervolle Dinge erlebt, anstatt ihn frustriert ins Eck zu stellen oder umzutauschen. Im Gegenteil, als Ron auf Grund seiner Fehlfunktionen zerstampft werden soll, tut Barney alles, um ihn zu retten – denn warum soll eine künstlich mit Seele ausgestattete Kreatur nicht auch eine Daseinsberechtigung haben … und als Sinnbild gegen Ausgrenzung steht das Ganze nebenbei auch noch.
Das ist sehr warmherzig, und so wirkt auch der gesamte Streifen, der auch an Rasanz einiges zu bieten hat. “Ron läuft schief” hievt Locksmith Animation direkt in die obere Liga der Animationsschmieden und macht jede Menge Spaß.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten