Die Geschichte von Alpha Safari begann damit, dass sich Misery Loves Co im Jahr 2000 auflösten, die frühere Band von Sänger Patrik Wirén. Zusammen mit dem Entombed-Gitarristen Ufo Cederlund, mit Patrik Thorngren am Bass und Olle Dahlstedt am Schlagzeug startete man unter dem Namen Washoe durch. Bald schon wurden die ersten Shows in Stockholm und Umgebung gespielt. Das erste Demo mit Songs wie “Björklinge” oder “It Wasn’t Designed For Us” erzielte gute Resonanz von Kritikern, bevor man den Namen in Alpha Safari änderte. Das Debütalbum “Commercial Suicide” wurde in Skandinavien am 18. August veröffentlicht, bei uns einen Monat später. Hier noch einmal unsere Rezension:
Was kann mehr Appetit auf das Durchhören eines Albums machen als ein packendes Eröffnungsstück? Nichts! Und Alpha Safari haben mit “Outsing The Pigs” nicht nur ein solches parat, sie fallen auch hinterher nicht groß ab. Auch wenn dies ihr Debütalbum ist, so sind zumindest zwei Bandmitglieder keine Unbekannten. Am Mikro steht Patrik Wirén, früher bei den aufgelösten Misery Loves Co. tätig, und Gitarrist Ufo Cederlund kennt man von Entombed. Komplettiert durch Patrik Thorngren am Bass und Olle Dahlstedt an den Drums haben die Jungs ein tolles Album eingespielt, welches richtig viel Spaß bereitet. Wer anhand der genannten Namen nun glaubt, es mit Metal zu tun zu haben, der irrt. Alpha Safari schenken 41 Minuten ein, die zwischen Alternative Rock und Punk liegen, erinnern damit an Formationen wie Idlewild oder Nomeansno. Sehr abwechslungsreich klingen sie, die zwölf Stücke – da kann natürlich auch mal Metal mit einfließen (“The Next Attack”) oder Noise gemacht werden (“As The City Falls On My Feet”). Starke Scheibe, weiter so!
Ende des Jahres 2004 führten wir ein Interview mit Frontmann Patrik Wirén:
“Wir dachte, jeder würde uns hassen.”
MUM: Wenn man von einer Band mit dir am Mikro und Uffe an der Gitarre liest, dann vermuten die meisten wohl Metal als Musikstil – diesen spielt ihr aber nicht. Wie kommt es, dass ihr eher in Richtung Alternative und Punk geht?
PW: Ich fand schon immer, dass die Ramones cooler sind als jede Metalband, und Uffe steht schon lange auf Gitarren-Noise. Sonic Youth, Fugazi, Dinosaur Jr., Nomeansno – das sind die Bands, die ihm am Herzen liegen. Außerdem wäre es für mich sehr langweilig, etwas zu wiederholen, was ich in der Vergangenheit schon gemacht habe. Das hat dieses Projekt für mich interessant gemacht – anders zu sein und einen anderen Anspruch zu haben.
MUM: Warum habt ihr euren Namen von Washoe in Alpha Safari geändert, und wofür steht dieser Name überhaupt?
PW: Washoe ist der Name eines indianischen Volkes in den USA, und wir wollten ihnen dann doch diesen nicht stehlen. Alpha Safari ist einfach nur ein Name. Ein Bandname. Ist er gut oder schlecht? Ich bin nicht sicher. Aber es ist definitiv der Name unserer Band. Entschuldige die bescheuerte Antwort.
MUM: Auch wenn Dinosaur Jr., Nomeansno und Sonic Youth als Einflüsse im Infoblatt eures Labels genannt werden, war die erste Band, an die ich beim Hören eures Debüts dachte, Idlewild. Magst du sie? Und habt ihr denn wirklich direkte Einflüsse?
PW: Idlewild? Wow. Das ist das erste Mal, dass jemand sie im Zusammenhang mit uns erwähnt. Kein Problem, aber ich vermute, dass ich der einzige in der Band bin, der je ihren Namen gehört hat. Ich denke, sie sind okay – ich habe eine EP in meiner CD-Sammlung, der Titel fällt mir aber gerade nicht ein. Hmm, ich sollte mir das nochmal genauer anhören. Wir haben wirklich viele Einflüsse – Olle zum Beispiel fährt total auf AC/DC ab.
MUM: Euer Album ist nun bereits einige Monate in Skandinavien auf dem Markt – wie sind die Reaktionen?
PW: Besser als wir angenommen hatten. Wir dachte, jeder würde uns hassen – meistens ist es so, wenn Bands nicht das abliefern, was man von ihnen erwartet hat. Aber die Leute scheinen uns zumindest mal zu akzeptieren, und einige haben sogar die CD gekauft.
MUM: Deine frühere Band Misery Loves Co hat sich ja aufgelöst, aber Uffes Band Etombed gibt es ja noch. Wie ist es also mit Alpha Safari – ist das für euch alle nur ein Seitenprojekt?
PW: Ich weiß nicht genau, wie wir es nennen sollen. Aber wenn wir vier im gleichen Raum sind, dann ist es für diese Zeit die wichtigste Sache der Welt, Seitenprojekt scheint also die falsche Bezeichnung zu sein.
MUM: Seid ihr auf Tour gewesen, um die Scheibe zu promoten? Vielleicht habe ich euch auch nur verpasst, aber ich kann mich nicht erinnern, Termine von euch gesehen zu haben. Gibt es Pläne, in naher Zukunft zu kommen?
PW: Nein, in Deutschland hatten wir bislang keine Konzerte und es sind momentan auch keine geplant. Hoffentlich kommen wir in 2005 dann mal zu euch. Liebfraumilch!
MUM: Eure Platte ist im Spätsommer erschienen – somit habt ihr die Festival-Saison wohl verpasst. Wenn ihr euch drei Festivals aussuchen könntet, bei denen ihr spielt, welche wären das?
PW: Festivals machen eigentlich immer Spaß, also würden wir überall spielen. Aber okay, schick mir ein Flugticket nach Italien, Venedig, zum Beach Bum festival, und ich wäre froh. Auch wäre es toll, bei Rock am Ring zu spielen, dort war ich noch nie. Und ein Festival, bei dem Nina Hagen abhängt, wäre auch gut.
MUM: Wie sehen eure nächsten Pläne mit Alpha Safari aus? Arbeitet ihr an einem zweiten Album?
PW: Momentan nicht, aber wir haben viele Ideen, und jeder in der Band scheint überzeugt zu sein, dass unser zweites Album ein Klassiker wird. Das haben wir natürlich vor dem ersten Album auch gesagt: “The next one will rule”.
MUM: was waren für dich die besten drei Alben des Jahres 2004, und was die größten Enttäuschungen?
PW: Ich fand das Album der schwedischen Band Silverbullit klasse. Social Distortion waren ziemlich cool, und all die Wiederveröffentlichungen von Nomeansno waren gut. Große Enttäuschungen fallen mir auf Anhieb nicht ein.
MUM: was wolltest du schon immer mal gefragt werden, und wie würde die Antwort lauten?
PW: “Was ist deine Lieblingsfarbe?” – “Rot” – “Warum?” – “Na gut, dann Blau!”
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MUM: Mucke und mehr
PW: Patrik Wirén von Alpha Safari