Home Film “Eternals” – eine neue Marvel-Superhelden-Truppe stellt sich dem Bösen entgegen

“Eternals” – eine neue Marvel-Superhelden-Truppe stellt sich dem Bösen entgegen

Autor: Tobi
"Eternals" Filmplakat (© Marvel Studios 2021)

(© Marvel Studios)

Eternals

Darsteller: Richard Madden, Salma Hayek, Angelina Jolie, Gemma Chan
Regie: Chloé Zhao
Dauer: 157 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: disney.de/filme/eternals
Facebook: facebook.com/MarvelDeutschland


2019 verabschiedeten die Marvel Studios ihre Vorzeige-Heldentruppe Avengers mit dem tollen, bombastischen Blockbuster “Avengers: Endgame” (lies unsere Filmkritik hier) in die wohlverdiente Rente – oder bei einigen auch das Jenseits. Gleichzeitig durfte der gemessen am Einspielergebnis von fast 2,8 Milliarden US-Dollar erfolgreichste Film aller Zeiten gefeiert werden – auch wenn er von “Avatar” durch seine 2021er-Wiederaufführung in China inzwischen knapp auf Platz zwei verdrängt wurde.

Mit “Spider-Man: Far From Home” (lies unsere Filmkritik hier) wurde die sogenannte dritte Phase im Marvel Cinematic Universe (MCU) dann im selben Jahr noch abgeschlossen. Nachdem Phase vier durch die Disney+-Serie “WandaVision” im heimischen Fernsehen eröffnet wurde und der erste Kinofilm “Black Widow” in puncto Zuschauerzahlen noch unter Pandemie-Bedingungs-Skepsis und zeitgleicher Streaming-Veröffentlichung litt, kommt nach dem sehr auf den asiatischen Markt ausgerichteten “Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings” nun mit “Eternals” eine neue Superhelden-Gruppe auf die große Leinwand. Da inzwischen einige Filme untermauern konnten, dass die Menschen wieder in die Kinos gehen, ist die Zeit also reif für den nächsten Marvel-Blockbuster, und bevor wir dann in den nächsten zwei Jahren mehr von den bekannten Charakteren Spider-Man, Doctor Strange, Thor, Black Panther, Captain Marvel, den Guardians Of The Galaxy und Ant-Man And The Wasp sehen, lernen wir ein neues Team kennen.

Um den Streifen nicht noch länger als seine 157 Minuten werden zu lassen, ist die Vorgeschichte anfangs schlicht zu lesen. Lose anknüpfend an die Geschehnisse um Thanos in “Avengers: Endgame” sollen sich die vom Planet Olympia stammenden, aber bereits mehr als 7.000 Jahre verstreut auf der Erde in Menschengestalt lebenden, nicht alternden und mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Eternals auf Anweisung ihres Schöpfers Arishem als Gruppe wieder zusammenfinden, um die Menschheit vor den fiesen Alien-Monstern der Deviants zu beschützen, die eigentlich als besiegt galten, nun aber plötzlich wieder aktiv sind – vielleicht ausgelöst durch mysteriöse, weltumspannend auftretende Erdbeben?

Die weise Anführerin Ajak (Salma Hayek) nimmt also wieder Kontakt auf, und bald ziehen der flott fliegend Laserstrahlen aus den Augen schießende Ikaris (Richard Madden), die Materie verändernde Sersi (Gemma Chan), die furchtlose Kämpferin Thena (Angelina Jolie), der mächtige Kraftprotz Gilgamesh (Don Lee), der über kosmische Macht verfügende Kingo (Kumail Nanjiani), die superschnelle Makkari (Lauren Ridloff), der geniale Erfinder Phastos (Brian Tyree Henry) und die in jugendlicher Gestalt mit alter Seele lebende Sprite (Lia McHugh) mit ihr in die Schlacht – und sogar der unnahbare, Gedanken manipulierende Druig (Barry Keoghan) stößt wieder zur Truppe, auch wenn er so seine Probleme mit der Philosophie der Eternals hat.

"Eternals" Szenenbild (© Marvel Studios 2021)

(© Marvel Studios 2021)

Nachdem sie als Regisseurin, Drehbuchautorin und Mitproduzentin für den großartigen, zwischen Realität und Fiktion ohne jegliche Action und Spezialeffekte tief berührenden Aussteigerfilm “Nomadland” (lies unsere Filmkritik hier) Oscar®-Trophäen in den Kategorien “Bester Film” und “Beste Regie” mit nach Hause nehmen konnte, widmet sich die in China geborene, aber vor allem in den USA tätige Chloé Zhao nun einem komplett gegensätzlichen Genre.

Auch wenn “Eternals” natürlich von seiner groß aufgemachten, 7.000 Jahre umspannenden Handlung, von rasanten Actionszenen und auch von seinen Effekten lebt, ist es Zhao gelungen, dem Streifen ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Die oft an realen Drehorten und mit natürlichem Licht gefilmten Szenen wirken authentischer, die gefühlvollen Szenen setzen auf mit Handkamera eingefangene Emotionen – so menschennah kam das MCU bislang kaum mal daher.

Die Besetzung des götterähnlichen Konglomerats baut ebenso wie die uns rund um den Globus mitnehmende Handlung auf Diversität. Hier treffen westliche auf südländische, afroamerikanische und asiatische Charaktere, hier geht es von London über Mumbai und die USA, Australien sowie Südamerika wieder zurück nach Europa. Zudem ist Homosexualität nicht nur kein Tabu mehr, der Lebenspartner des sympathischen Phastos ermuntert diesen in einer sehr rührigen Szene, wieder zu den Eternals zu stoßen, solange er sich um das gemeinsame Kind kümmert – mit einem Abschiedskuss.

Fans von “Game Of Thrones” haben doppelten Grund zur Freude, gehört neben Richard Madden als Sersis Ex-Partner Ikaris doch auch Kit Harington mit zum Ensemble, der als Dane Whitman den aktuellen, menschlichen Freund von Sersi verkörpert, aber nicht allzu viel Spielzeit bekommt – Sersi hat ja schließlich auch gerade Wichtigeres zu tun, wobei ihr aber tatsächlich die erste, harmlose Sexszene im MCU gegönnt wird. Auch zwischen Makkari and Druig knistert es – Chloé Zhao bringt also auch viel Zwischenmenschlichkeit, auch wenn die ProtagonistInnen hier nicht immer menschlich sind, was sich eine der Figuren aber doch so sehr wünscht.

Einzig am Humor krankt es in “Eternals” etwas, sitzt hier doch nicht jeder Gag. Man kann ja mal darüber lachen, dass der heutige Smartphone-Wahn auch die Welt der Superhelden nicht verschont, aber einmal hätte dann auch gereicht. Dass Kumail Nanjiani sich als Kingo zum Bollywood-Star aufgeschwungen hat und er der Menscheit weis machen möchte, Teil einer über viele Generationen reichenden Schauspielerfamilie zu sein, auch wenn es sich ja eigentlich immer um ihn selbst handelte, das ist durchaus witzig – im Gegensatz zum für eine Doku über ihn mit ins Planungs- und Kampfgeschehen geschleppten Kameramann Karun (Harish Patel), der eigentlich nur für platte Gags herhält.

Insgesamt aber weiß “Eternals” aber gut zu unterhalten und hätte sogar noch mehr für sich alleine stehen dürfen, anstatt mit etwas zu vielen Easter Eggs künstlich ans MCU angekettet zu werden, denn diese Referenzen wirken manchmal zu erzwungen und nehmen dem eigentlich erfrischend daher kommenden Streifen hin und wieder sogar etwas Wind aus den Segeln.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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