Home Film “Die Geschichte meiner Frau” – das Eifersuchtsdrama artet zum ermüdenden Abnutzungskampf aus

“Die Geschichte meiner Frau” – das Eifersuchtsdrama artet zum ermüdenden Abnutzungskampf aus

Autor: Mick

"Die Geschichte meiner Frau" Filmplakat (© Alamode Filmverleih)

Die Geschichte meiner Frau

Darsteller: Léa Seydoux, Gijs Naber, Louis Garrel, Luna Wedler
Regie: Ildikó Enyedi
Dauer: 169 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: diegeschichtemeinerfrau-film.de
Facebook: facebook.com/DieGeschichteMeinerFrau.Film


So richtig aufhorchen ließ die Ungarin Idlikó Enyedi eigentlich erstmals mit dem Gewinn des Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele 2017 für ihren feinfühligen „Körper und Seele“, in dem sie uns bezaubernd die sonderbare Seelenverwandtschaft zweier Menschen schilderte. Jetzt nimmt sie sich für ihren Nachfolger „Die Geschichte meiner Frau“ den gleichnamigen Roman ihres Landsmanns Milán Füst vor und entführt uns ins Europa der wilden Zwanziger – des vorigen Jahrhunderts wohlgemerkt.

Seelenverwandt sind der niederländische Kapitän Jakob Störr (Gijs Naber) und seine Frau Lizzy (Léa Seydoux) nicht gerade, kommt ihre Hochzeit doch ohne großes Kennenlernen unter äußerst kuriosen Umständen zustande. Die bestehen aus einer reinen Zufallsbekanntschaft, als Jakob in einem Café aus einer Laune heraus beschließt, die erste Frau zu heiraten, die hereinkommt. Und das auch noch, einzig um seine quälenden Verdauungsprobleme loszuwerden, die angeblich nur durch eine Ehe zu kurieren sind. Dafür hält ihn nicht nur sein Freund Kodor (Sergio Rubini) für verrückt, denn zu einer Hochzeit gehören ja bekanntlich immer noch zwei. Und doch reagiert die liebreizende Lizzy, die das Schicksal für Jakob auserwählt, ob der charmanten Begegnung mit dem sympathischen Seemann erstaunlich aufgeschlossen.

So willigt Lizzy kurzentschlossen ein und bereitet damit schnell die Bühne für Enyedis Drama, das uns von da an ganz aus der Sicht Jakobs mit hineinzieht in den Strudel der Emotionen, welche die Beziehung der durch ihre Spontanehe Zusammengeketteten für ihn bereithält. Damit geht schon der Titel der Romanvorlage eigentlich haarscharf am Thema vorbei, erzählt der Film doch vorwiegend die „Geschichte eines Mannes“, an der zugegebenermaßen seine Frau entscheidend mitschreibt. Das allerdings tut er überaus ruhig und einfühlsam, wenn die trotz Jakobs langer Abwesenheit auf See überraschend harmonisch verlaufende Ehe erste kleine Risse bekommt. Zwar ist der seine gesundheitlichen Probleme tatsächlich los, hat die jedoch für einen ganzen Sack neuer eingetauscht, die ihm jetzt das Leben schwermachen.

"Die Geschichte meiner Frau" Szenenbild (© Alamode Filmverleih)

(© Alamode Filmverleih)

Schon die Tatsache, dass sich Lizzy auf das Spontanabenteuer einlässt, zeugt von gesundem Selbstbewusstsein, das sie dann auch in ihrer Beziehung nicht einfach so ablegt. Gerade das fasziniert Jakob anfangs so sehr an ihr, und doch sieht er sich schon nach kurzer Zeit immer dann gefangen in seiner zermürbenden Eifersucht, wenn sich die lebenslustige Lizzy im schwerelosen Trubel der 20er Jahre amüsiert. Als wäre die wiederholte lange Trennung von ihr nicht schon belastend genug, verliert er damit obendrein immer mehr die Kontrolle über seine Gefühle, aus denen es für ihn kein Entkommen gibt.

Das ist die ganz große Stärke von Enyedis Film, der Jakobs Gefühlsachterbahn nur allzu nachvollziehbar macht und uns dabei gleichzeitig gekonnt im Unklaren darüber lässt, ob seine Eifersucht begründet ist. Léa Seydoux gibt dabei ihre Lizzy genauso jugendlich unbeschwert wie verführerisch emanzipiert, die sich mit fortschreitender Dauer ihrer Macht über Jakob zunehmend bewusstwird. An den folgenden, fein inszenierten Psychospielchen scheint sie dann auch besonderes Gefallen zu finden und macht sich geradezu einen Spaß daraus, immer dann Indizien für ihre Untreue zu streuen, wenn er sie mal wieder mit Vorwürfen überhäuft.

Und das ist die große Schwäche des Streifens, weiß man bis zum Ende nicht, worauf Enyedi eigentlich hinauswill, wenn sie sich die beiden in epischer Länge aneinander abarbeiten lässt. Hat Jakob allein durch Lizzys Eheversprechen überhaupt ein Anrecht auf Vorwürfe, wo doch die Hochzeit ohne Vorbedingungen von ihm forciert wurde? Ist es von Lizzy denn verwerflich, bei Monate langer Abwesenheit ihres Mannes ein selbstbestimmtes, wenn auch für die damalige Gesellschaft ungewöhnliches, Leben zu führen? Das sind die Fragen, die das Drama aufwirft, letztendlich aber eine eindeutige Positionierung schuldig bleibt, nachdem man zusammen mit Jakob knappe drei Stunden im eigenen Saft geschmort hat.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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