The 355
Darsteller: Jessica Chastain, Penélope Cruz, Diane Kruger, Lupita Nyong’o
Regie: Simon Kinberg
Dauer: 124 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/159217/the-355.html
Facebook: facebook.com/The355.DerFilm
Mit “The 355” kommt geballte Frauenpower-Action ins Kino, die laut Werbetext versucht, Jason Bourne und James Bond starke weibliche Konkurrenz zu machen – hierbei aber doch amtlich scheitert. Dabei sind die Vorzeichen für einen unterhaltsamen Film durchaus gut, und an Unterhaltung mangelt es am Ende auch gar nicht mal – sehen wir doch eine starbesetzte, solide spielende Frauenriege an diversen reizvollen Orten unseres Planeten im actionreichen Einsatz für das Gute.
Nachdem in Kolumbien der Verkauf einer Festplatte, mit der man sämtliche computergesteuerten Systeme der Welt manipulieren kann und somit immense Macht hat, im Kugelhagel gescheitert ist, gelangt die Cyber-Waffe nach Paris, wo ihr eher unwissender Neu-Besitzer Luis (Édgar Ramírez), ein kolumbianischer Polizist, sie für verhältnismäßig kleines Geld von drei Millionen Dollar an die CIA verkaufen will.
Also macht sich die toughe CIA-Agentin Mason “Mace” Browne (Jessica Chastain) mit ihrem Partner Nick (Sebastian Stan), mit dem sie dann rasch auch noch anbandelt, auf den Weg in die Stadt der Liebe. Der deutsche BND hat allerdings ebenfalls Wind vom Deal bekommen und die ebenfalls kampferprobte Marie (Diane Kruger) entsandt. So platzt auch diese Übergabe. Wie es kommen muss sind natürlich nicht nur die Guten dieser Erde hinter dem wertvollen und so gefährlichen Sonderstück her, sondern auch einige Bösewichte, und so wird Masons Partner ermordet und die Festplatte landet wieder in falschen Händen.
Mit Hilfe ihrer alten Freundin, der Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong´o) vom britischen MI6, bleibt Mason aber am Objekt dran, die beiden verbünden sich mit Marie, und bald ist auch die kolumbianische Psychologin Graciela (Penélope Cruz) als Bekannte von Luis mit im Spiel, das die Damen weiter um den Erdball führt, ob in die marokkanischen Souks, nach London oder ins fernöstliche Shanghai.
An der mit Fokus auf Klasse, Aussehen und Diversität gewählten Darstellerinnen-Riege – und hier wird nicht aus Gendering-Gründen die weibliche Version des Worts gewählt – liegt es nicht, dass “The 355” im Mittelmaß stecken bleibt. Jessica Chastain, Penélope Cruz, Diane Kruger, Lupita Nyong’o und auch Bingbing Fan, die als chinesische Computerexpertin später ins Spiel kommt, bilden nicht nur ein außergewöhnlich attraktives Agentinnen-Quintett, sie spielen auch sehr ordentlich und sorgen zusammen mit den ebenso reizvollen Drehorten für Unterhaltung.
In puncto Action hat der Film einiges zu bieten, nicht allzu übertrieben, aber auch nicht zimperlich, setzt hierbei aber zu sehr auf hektische Kameraführung und anstrengende Schnitte als Unterstützung von Rasanz, da wäre eine weniger stressende Choreografie doch weit angenehmer gewesen. Und auch die Handlung hat ihre Defizite, wobei die kleinen Schwächen auf Dialogseite von viel zu großer Vorhersehbarkeit noch deutlich übertroffen werden – bis hin zu den Wendungen am Ende überrascht hier gar nichts, und zusätzlich werden auch noch jede Menge Klischees bedient.
Immerhin gelingt es, die Charaktere der Damen recht gut auszumalen, von der unterkühlten deutschen Einzelgängerin mit ihrem im kalten weißen Licht des BND sitzenden, staubtrockenen Chef (Sylvester Groth) und der berechnenden Amerikanerin als Geheimwaffe der CIA-Männerkollegen über die familiär ausgerichtete, aber dem Agentinnentum eben doch verschriebenen Britin bis zur nur eher zufällig in die Schusslinie geratene, emotionalere Kolumbianerin mit Sehnsucht nach Mann und Kindern und der kühl dirigierenden Chinesin.
Mit Regiearbeiten weiß Simon Kinberg also bislang nicht wirklich zu glänzen, der als Drehbuchautor mit Filmen wie “Mr. & Mrs. Smith”, “X-Men: Der letzte Widerstand” oder “Sherlock Holmes” bereits zu überzeugen wusste und als Mit-Produzent von “Der Marsianer – Rettet Mark Watney”, “Deadpool” oder “Mord im Orient Express” durchaus schon einige gute Filme mitverantwortete und Erfolge zu verbuchen hatte. Nachdem er mit “X-Men: Dark Phoenix” aber einen enttäuschenden Erstling vorlegte, ist seine zweite Regiearbeit, bei der er auch wieder mitschrieb und -produzierte, trotz aller Abzüge immerhin schon eine Steigerung.
Auch wenn “The 355” uns erst am Ende – und das recht unzufriedenstellend – auflöst, warum der Film seinen Titel trägt, könnte er mit seiner unrealistisch erzwungenen Frauenpower durchaus einiges an Publikum ins Kino locken, und viel Spielraum für einen Nachfolgeauftrag der zusammengefundenen Agentinnen-Truppe ist in jedem Fall gegeben.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten