Home MusikCD-Rezensionen Die Eels präsentieren sich auf ihrem 14. Album rauer und weniger melancholisch

Die Eels präsentieren sich auf ihrem 14. Album rauer und weniger melancholisch

Autor: Tobi

Eels "Extreme Witchcraft"

Eels

“Extreme Witchcraft”

(CD, E Works, 2022)

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Nachdem die Eels auf ihrem 2020er-Album “Earth To Dora” (lies unsere Rezension hier) ruhigere Songs zwischen Optimismus und der gewohnten Traurigkeit boten und sich somit entspannter präsentierten, legt die Band um Mastermind Mark Oliver Everett alias E mit “Extreme Witchcraft” ein 14. Studioalbum vor, auf dem es wieder rauer und weniger melancholisch zugeht.

Ein Grund mag sein, dass die Amerikaner nach ihren europäischen Top-Ten-Erfolgen mit “The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett”, das 2014 Platz 10 in Deutschland und Rang 7 in Großbritannien erreichte, und “The Deconstruction” (lies unsere Rezension hier), das sich 2018 mit Rang 4 bei uns sogar noch besser platzierte als auf Nummer 10 in UK, mit “Earth To Dora” enttäuschend abschnitten. Lediglich Platz 18 stand bei uns zu Buche, und in Großbritannien schnitten die Eels mit Rang 37 so dürftig wie nie zuvor in ihrer seit 1996 andaueernden Karriere ab.

Eels (© E Works / PIAS)

Eels-Mastermind Mark Oliver Everett alias E (© E Works / PIAS)

Ein weiterer Grund für den progressiveren Sound liegt sicher aber auch in der nach langer Pause revitalisierten Zusammenarbeit mit Produzent John Parish. Mit ihm hatten die Eels ihr viertes Album “Souljacker” 2001 erarbeitet, und nun erinnert ihn Mark Romanek, der Regisseur des allerersten Eels-Videos zu “Novocaine For The Soul”, an die alte Verbindung. “I hadn’t been in touch with Mark for years and he told me he was going through an intense ‘Souljacker’ phase, listening to that album a lot”, erzählt E. “And it got me thinking… it might be time to check in with John and see what we might make these days. John Parish is one of the most even-tempered, polite people I’ve ever met. But when he gets into the studio he becomes a mad scientist. If you make music with John Parish, you get stuff no one else does. He has a really unique toolbox and musical outlook.”

Natürlich hatte aber auch die Pandemie ihren Einfluss auf die Art der neuen Zusammenarbeit. Parish machte sich in seinem HonorSound-Studio in Bristol sofort an die Arbeit und begann, Everett Songskizzen zu senden. Die Beiden tauschten in den folgenden Wochen Ideen und Aufnahmen aus und schickten diese zwischen UK und L.A. über den gesamten Globus hin und her. “Pandemic recording was a new approach for me”, erzählt der Sänger über die erste gemeinsame Zusammenarbeit seit über 20 Jahren. “I’d sneak out of bed at 4 in the morning to hear the latest thing John had sent, and try to add my part to it and get it back to him quickly before my 4 year old son woke up.”

Die 39 Minuten von “Extreme Witchcraft” werden mit “Amateur Hour” kraftvoll eröffnet, und der Song beschäftigt sich mit Schmetterlingen im Bauch und dem wachsenden Bewusstsein, dass man doch nicht zusammen sein sollte: “Baby you’re an amateur, you gotta go pro someday.”

Auch die Vorab-Single “Good Night On Earth” kommt knarzig rockig daher und thematisiert, dass man mit der richtigen Einstellung alles zum Positiven wenden kann und über den Dingen stehen sollte, mit Textpassagen wie “Soak it all in like tonic and gin, everything for what it’s worth is relative, but look my friend, it’s a good night on earth” und dem augenzwinkernd Kritik an der Band aufgreifenden “Everyone’s a critic, ‘I can’t stand Eels’ so says Colin Firth. Rain on my parade, then the clouds fade, it’s a good night on Earth.”

Mit dem rock’n’rolligen “Steam Engine”, “The Magic” und “Better Living Through Desperation” gibt es weitere energiegeladene Tracks, und bei “What It Isn’t” geben sich getragene Strophen die Hand mit einem verzerrt krachigen Refrain. Dieser wirkt für Eels-Verhältnisse ungewöhnlich ausbrechend, aber genau hierum geht es ja auch: “Make it what it isn’t, shut up! Let’s make it what it isn’t, come on, I’m not up for this.”

Mit dem folkigen “Strawberries And Popcorn”, dem gut groovenden, trockenen “Grandfather Clock Strikes Twelve” und dem gemütlichen “Learning While I Lose” gibt es aber auch sanfter angerichtete Stücke. So richtig melancholisch wird es zumindest klanglich allerdings selten, fließen doch lediglich die schönen “Stumbling Bee” und “So Anyway” mit altgewohnter, liebgewonnener Traurigkeit ins Ohr. Ein abwechslungsreiches, erneut gutes, aber vielleicht etwas zu wenig der Eels-typischen Melancholie aufbietendes Album wird vom starken “I Know You’re Right” abgeschlossen, einen kompletten Eingeständnis eigener Fehler und Dummheit, wie es jeder Partner sicher gerne mal hören möchte.

Im März und April werden die Eels bei uns live zu sehen sein. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

21.03.2022 München – Zenith
22.03.2022 Köln – Palladium
23.03.2022 Hamburg – Edel-Optics-Arena
25.03.2022 Berlin – Verti Music Hall
05.04.2022 A-Wien – Gasometer

www.eelstheband.com
facebook.com/THEEELS

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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