Home MusikKonzertberichte Madrugada beglückten live mit starken neuen und vielen alten Stücken (Köln, 25. März 2022)

Madrugada beglückten live mit starken neuen und vielen alten Stücken (Köln, 25. März 2022)

Autor: Tobi
Madrugada (© Knut Aaserud)

(© Knut Aaserud)

Als Madrugada 2018 elf Jahre nach dem Tod von Gründungsmitglied und Gitarrist Robert Burås in der Formation mit Sivert Høyem (Gesang, Gitarre) und Frode Jacobsen (Bass) sowie dem 2002 ausgestiegenen Drummer Jon Lauvland Pettersen zusammen fanden, um ihre Auszeit zu beenden und 2019 zur Feier des 20-jährigen Jubiläums ihres grandiosen Debütalbums “Industrial Silence” eine umjubelte Tournee mit fast 100 Konzerten zu spielen, da konnte man schon vermuten, dass es für die norwegischen Indie-Rocker weiter gehen würde.

So war es dann auch, und mit dem kürzlich veröffentlichten “Chimes At Midnight” (lies unsere Rezension hier) gibt es nach 14 Jahren endlich wieder ein neues Album, das mit außergewöhnlich guten, atmosphärischen Stücke aufwartet und völlig zu Recht auch in den Charts nach oben klettern konnte, auf Platz 2 in Norwegen und bei uns mit Rang 6 erstmals auch in die Top Ten.

Kein Wunder also, dass das ca. 1.600 Besucher fassende Carlswerk Victoria in Köln gut gefüllt war, als Madrugada am Abend des 25. März 2022 auf dem Plan standen – und dort auch blieben, was im so lange ersehnten Ausklingen der Pandemie ja noch nicht selbstverständlich ist, schließlich werden auf Grund hoher Inzidenzzahlen immernoch viele Konzerte verschoben. Mit Maske ging es also in den Saal, der nicht ganz voll war, aber doch gut besetzt – ehrlich gesagt genau richtig, so dass man dem Nachbar nicht auf den Füßen stehen musste, was momentan noch sehr angenehm ist.

Nachdem die Vorband Darling West ab 20 Uhr mit ihren Stücken zunächst durchaus spannend klang, die sie selbst als Cosmic Folk bezeichnet, konnte sie das Publikum im weiteren Verlauf ihrer Songs zwischen Folk, Americana und sphärischen Momenten nicht mehr so richtig fesseln, und so sehnten die meisten den Act herbei, für den man gekommen war.

Um 21 Uhr dann betraten Madrugada die Bühne, wobei Sivert Høyem, Frode Jacobsen und Jon Lauvland Pettersen wie schon auf der 2019er-Tour von Cato Salsa Thomassen (Gitarre) und Christer Knutsen (Keyboard, Gitarre) live zum Quintett umfunktioniert wurden. Da beide auch beim aktuellen Album Teile mit eingespielt hatten, wirkten die fünf als gute Einheit.

Mit dem intensiven “Nobody Loves You Like I Do” vom aktuellen Album wurde das Konzert eröffnet, und hier wurde schon untermauert, dass Sivert Høyems Stimme nichts von ihrer Grandiosität eingebüßt hat, gesanglich haute er einen auch in diesem Konzert wieder mal vom Hocker und hebt sich von einer Menge vieler guter Stimmen in der Musikszene durchaus ab. Mit “Running From The Love Of Your Life” und “Slowly Turns The Wheel” blieben die Norweger der neuen Scheibe noch etwas treu, um dann mit “Hands Up – I Love You” vom zweiten Longplayer “The Nightly Disease” (2001) ein erstes älteres Stück anzustimmen.

Mit “Help Yourself To Me”, “Imagination”, “Dreams At Midnight”, “Stabat Mater” und “Call My Name” wurden im Lauf des Abends noch weitere neue Stücke gespielt, gefeiert wurden aber vor allem die Klassiker, wobei von “Industrial Silence” mit “Vocal”, “Strange Colour Blue”, “Electric” und “Salt” einige Stücke natürlich wieder enthalten waren, von “The Nightly Disease” zudem das mitreißende “Black Mambo”, vom dritten Album “Grit” (2002) das tolle “Blood Shot Adult Commitment” und der gefühlvoll immer wieder umwerfende, umjubelte Fanfavorit “Majesty”, von “The Deep End” (2005) das starke “The Kids Are On High Street” und von der selbstbetitelten 2008er-Scheibe “What’s On Your Mind?”, “Look Away Lucifer” und das den Abend abschließende “Valley Of Deception”.

Gehüllt in rotes und blaues, bestens passendes Licht und hin und wieder begleitet von Projektionen auf dem hinter der Bühne angebrachten Vorhang zeigten sich Madrugada mit dieser bunten Mischung von Songs aus ihrer Karriere spielfreudig und äußerst hochklassig. Ihr mal auf getragene Stimmung setzender, mal aber auch energetisch ausbrechender Indie-Rock weiß zu begeistern, natürlich auf Grund eines überragenden Sivert Høyem, aber auch sonst sind Madrugadas Songs abwechslungsreich und spannend, erinnern in einigen Momenten an hypnotische Momente von The Doors, in anderen klingen sie dann wieder frisch und modern. Nach zwei Stunden verließen hier wohl alle glücklich die Halle, glücklich auf Grund endlich wieder möglicher Livemusik und glücklich nach dem Genuss einer ganz hervorragenden Band.

Hier sind Madrugada noch live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):

27.03.2022 Stuttgart – Im Wizemann
29.03.2022 München – Muffathalle
01.04.2022 Berlin – Tempodrom
02.04.2022 Dresden – Schlachthof
04.04.2022 Hamburg – Markthalle
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Links:
Website von Madrugada
Website des Carlswerk Victoria Köln

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