Home Film “Stasikomödie” – Leander Haußmanns (n)ostalgischer Blick auf den DDR-Alltag ist nur bedingt komisch

“Stasikomödie” – Leander Haußmanns (n)ostalgischer Blick auf den DDR-Alltag ist nur bedingt komisch

Autor: Mick

"Stasikomödie" Filmplakat (© Constantin Film)

Stasikomödie

Darsteller: David Kross, Henry Hübchen, Jörg Schüttauf, Antonia Bill
Regie: Leander Haußmann
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.constantin-film.de/kino/stasikomoedie
Facebook: facebook.com/constantinfilm


Schon in seinen beiden äußerst populären früheren Werken „Sonnenallee“ (1999) und „NVA“ (2005) leistete sich Leander Haußmann einen ausgesprochen humoristischen Blick auf den Alltag in der DDR und machte sich dabei gezielt (N)ostalgie-Effekte zunutze. Auch in seinem neuen Film „Stasikomödie“, mit dem er jetzt diese DDR-Trilogie komplettiert, spielt er wieder mit der Verklärung der Lebensumstände im damaligen Unterdrückungsstaat und zieht diesmal, wie schon der Titel verrät, die Machenschaften der Staatssicherheit ins Lächerliche. Als ebenso fragwürdig jedoch empfindet man es, wenn allein der Titel vorab Humor pur suggeriert. Und so verwundert es dann auch kaum, dass das Ganze nicht ganz so lustig ausfällt, wie es vorher der Name versprochen hat.

Es geht um den jungen Ludger (David Kross), der sich in einer fast surrealen Anfangsszene an einer einsamen, manipulierten Ampel durch seine buchstäbliche Standhaftigkeit für höhere Aufgaben empfiehlt und vom durchtriebenen Stasioffizier Siemens (herrlich überdreht: Henry Hübchen) kurzerhand rekrutiert wird. Zwar hat Ludger mit der Verteidigung des Systems im Überwachungsstaat herzlich wenig am Hut, bekommt mangels Alternative im Ostberlin der 80er Jahre aber so ganz plötzlich die einmalige Gelegenheit, sich in die Bohème der oppositionellen Künstlerszene im Prenzlauer Berg – oder negativ-dekadenter Kreise, kurz „neg-dek“, wie sie hier die Stasi mit satirischer Verfremdung nennt – einschleusen zu lassen. Dadurch erhält der bisherige Außenseiter nicht nur Zugang zu den Wohnungen der von ihm bewunderten jungen Leute, sondern begibt sich nahezu augenblicklich in ein Geflecht von Beziehungen zum sexuell aufgeschlossenen weiblichen Geschlecht.

Das inszeniert Leander Haußmann wieder mit gewohnt plattem Humor, dessen Spiel mit gängigen Klischees einem allenfalls hin und wieder ein Lächeln abnötigt, und doch erfreulich kurzweilig, lässt man sich erstmal auf die schicksalhaften Verstrickungen seines Protagonisten Ludger ein. Den spielt David Kross trotz dessen Skrupellosigkeit mit enormer Empathie, so dass man ihn fast sofort als Sympathieträger akzeptiert. Und so grotesk einem die Umsetzung des wieder von Haußmann selbst verfassten Drehbuchs in mancher Situation auch vorkommen mag, so konsequent treibt dieses die Handlung im Szeneviertel rund um die Schönhauser Allee doch voran.

"Stasikomödie" Szenenbild (© Constantin Film)

(© Constantin Film)

Da lässt Haußmann den inzwischen von seiner Freundin Corinna (Antonia Bill) in die alternativen Kreise eingeführten Ludger dann ganz in deren Sphären abtauchen und entlarvt in den hellen Momenten seines Films deren elitäres Gebaren durch den eher geerdeten Spitzel als selbstverliebte Schaumschlägerei. Dass der seine regelmäßig von Siemens abgerufenen Berichte aus einer Verlegenheit heraus zu einem Roman verarbeitet und damit seine Tarnung vollkommen macht, soll ihn schon bald zu einem akzeptierten, systemkritischen Schriftsteller machen, den seine zwielichtige Vergangenheit erst beim pressewirksamen Öffnen seiner Stasi-Akte im Familienkreis weit nach der Wende einholt.

Diese zweite Zeitebene bildet nicht nur die abwechslungsreiche Rahmenhandlung für die als Rückblick präsentierte Geschichte, allein diese nutzt Haußmann zu so etwas wie einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Dass er dabei weniger die Stasi-Mitarbeit des inzwischen ergrauten Ludger (Jörg Schüttauf) ins Zentrum rückt, sondern vielmehr dessen Beziehung zu mehreren Frauen, lässt tief blicken und passt ins Bild des Streifens, der mehr auf Klamauk aus ist als auf eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Unrecht in der DDR. Ob allein die Darstellung der Stasi-Schergen als Volltrottel eine humoristische Herangehensweise an die ernste Thematik rechtfertigt, mag jeder für sich beurteilen, komisch ist Haußmanns „Stasikomödie“ deswegen lange noch nicht. Trotzdem ist der Film durch sein schlüssiges Drehbuch erstaunlich unterhaltsam und lässt zumindest in vereinzelten Situationen überraschenden Witz aufblitzen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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