Home Film “The Black Phone” – der packende Retro-Thriller ist intelligent aufgebaut

“The Black Phone” – der packende Retro-Thriller ist intelligent aufgebaut

Autor: Mick

"The Black Phone" Filmplakat (© 2021 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

The Black Phone

Darsteller: Mason Thames, Madeleine McGraw, Ethan Hawke, Jeremy Davies
Regie: Scott Derrickson
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/the-black-phone
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Gerade erst konnte Ti Wests Retro-Slasher „X“ überzeugen, der mit deutlichen Reminiszenzen an einschlägige Werke wie „The Texas Chainsaw Massaker“ die 70er Jahre wiederaufleben ließ. Jetzt begibt sich Scott Derrickson („Sinister“, „Doctor Strange“) auf ganz ähnliches Terrain, wenn er die Kurzgeschichte von Joe Hill, im übrigen Sohn der Horror-Schriftstellerikone Stephen King, verfilmt und seinen Horrorfilm „The Black Phone“ im Jahr 1978 ansiedelt.

Wie es sich gehört, stimmt von der Ausstattung bis zu den Klamotten alles, und schon befinden wir uns mit reichlich nostalgischen Gefühlen im Gepäck wieder tief in den 70ern, wo wir mit dem 13-jährigen Finney (Mason Thames) zur Schule gehen dürfen. Dürfen oder müssen? Denn mit Nostalgie ist recht schnell Schluss, als Finney nicht nur beliebtes Mobbingopfer einer Clique von Halbstarken wird, sondern Regisseur Derrickson mit einem Faustkampf unter den Schülern gleich mal klarstellt, wo der Hammer hängt. Den inszeniert er nämlich dermaßen realistisch und blutig, dass einem schon bei dieser eigentlich harmlosen Keilerei angesichts der expliziten Brutalität gewaltig der Schreck in die Glieder fährt.

Doch das ist nur der gewalttätige Auftakt einer Geschichte, die sich um eine Reihe von Kindesentführungen dreht, welche Finneys Viertel schon seit einiger Zeit in Atem hält. Immer wieder verschwinden da Jungen spurlos, und es macht das Gerücht die Runde, dass diese vom mysteriösen „Greifer“ (Ethan Hawke) in seinen schwarzen Van gezogen wurden. Und da erwischt es bei weitem nicht nur die Schwächsten, denn zu den Opfern zählt nicht nur der in der stimmungsvollen Eröffnungsszene vorgestellte populäre Baseballstar unter den Schülern, sondern vor allem der eben noch erfolgreich aus der Schlägerei hervorgegangene, kampfsporterprobte Robin (Miguel Cazarez Mora). Grund genug zumindest, nach Verdächtigen Ausschau zu halten und sich vor schwarzen Vans in Acht zu nehmen. Erst recht für Finney, dessen kleine Schwester Gwen (beeindruckend authentisch: Madeleine McGraw) seit längerem von Träumen über die Verschwundenen geplagt wird und Details zu deren Verbleib preisgibt.

"The Black Phone" Szenenbild (© 2022 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

(© 2022 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

Von Anfang an gelingt es Derrickson in der typischen amerikanischen Vorstadt eine Atmosphäre des Unbehagens zu erzeugen, zitiert den im gleichen Jahr erschienenen „Halloween“ und lässt uns zunächst gezielt im Unklaren über das Verschwinden der selbstbewussten Jungs, das nur durch Mutmaßungen und Gwens Träume erklärt wird. Bis das Unvermeidliche passiert, und auch Finney Beute des „Greifers“ wird. Von dem Moment an haben wir Gewissheit, etabliert Derrickson den Entführer als abstoßenden Bösewicht mit imposanten, zu Fratzen verzogenen Masken, der Finney im Keller seines Hauses einsperrt.

Der Rest ist Überlebenskampf pur unseres sympathischen Protagonisten, der im schalldichten Verlies außer einer Matratze nur das namensgebende Wandtelefon vorfindet, dessen Kabel allerdings erwartungsgemäß gekappt ist. Weniger erwartungsgemäß klingelt es trotzdem, und Finney erhält von den früheren Entführungsopfern am anderen Ende der Leitung Hinweise, wie er dem verrückten Serienmörder doch noch entkommen kann. Was der mit ihm vorhat, bleibt der Spekulation überlassen, aber Ethan Hawke spielt den Maskierten derart durchgeknallt, dass man ihm wirklich alles zutraut.

Die Idee, das Telefon als Kommunikationsmittel mit den Opfern zu nutzen, mischt dabei neben Gwens Träumen gekonnt übersinnliche Elemente in den ansonsten realistischen Plot, und lässt einen mit dem Fluchtpläne schmiedenden Finney mitfiebern. Das erlaubt der stimmigen Handlung die eine oder andere Wendung und erzeugt bei Finneys Gesprächen noch dazu regelmäßig Gänsehaut. So wird der Retro-Thriller zum packenden Erlebnis, das sich durchaus von der Masse der regelmäßigen Veröffentlichungen aus der Horror-Schmiede Blumhouse abhebt.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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