Don’t Worry Darling
Darsteller: Florence Pugh, Harry Styles, Olivia Wilde, Gemma Chan
Regie: Olivia Wilde
Dauer: 123 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/dont-worry-darling
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Als Schauspielerin Olivia Wilde, die man früher vor allem aus TV-Serien wie “O.C., California” (2004-2005) und “Dr. House” (2007-2012) kannte, die aber auch immer wieder mal in Kinofilmen wie “Cowboys & Aliens” (2011) oder “Rush – Alles für den Sieg” (2013) zu sehen war, 2019 mit der sehr viel Spaß bereitenden Komödie “Booksmart” (lies unsere Filmkritik hier) ihr Langfilm-Regiedebüt vorlegte, erregte sie hiermit einiges Aufsehen, und die Produktionskosten von sechs Millionen Dollar wurden mehr als vierfach wieder eingespielt.
Mit “Don’t Worry Darling” inszenierte Wilde nun einen zweiten Film, der in einem völlig anderen Genre angesiedelt ist und als namhaft besetzte Hollywood-Produktion eines großen Studios (New Line Cinema) mit einem Budget von mehr als 20 Millionen US-Dollar auch ein ganz anderes Kaliber darstellt. Dass sich eine scheinbar heile Welt als alles andere als heil heraus stellt, das gilt dann allerdings nicht nur für die Handlung des Streifens, auch die Produktion und Veröffentlichung hätte weit harmonischer ablaufen können.
Dass Florence Pugh und die selbst auch eine der tragenden Neben-Charaktere verkörpernde Wilde ihre eigentlich geplanten Rollen tauschten, konnte man als schlichtweg neue Planung ansehen, das Ausscheiden des eigentlich für die männliche Hauptrolle vorgesehenen Shia LaBeouf sorgte dann aber für einigen Wirbel durch sehr konträre Angaben zum Grund. An seiner Stelle stieg Harry Styles ein, den man vor allem als schillerndes Mitglied der Boygroup One Direction und Solosänger kannte und der einzig in “Dunkirk” 2017 schon Schauspielerfahrungen sammeln konnte, sieht man mal von einem kurzen Cameo-Auftritt in einer Mid-Credit-Szene von “Eternals” (2021) ab.
Als wäre Styles’ Mitwirken nicht schon gefundenes Fressen genug für die Regenbogenpresse, wurden immer mehr Geschichten verbreitet. Über vermeintliche Streitigkeiten zwischen Wilde und Pugh wurde spekuliert, eine während des Drehs begonnene Affäre zwischen Wilde und Styles konnte allerdings nicht mehr geleugnet werden, was dann auch zur Trennung von ihrem Ehemann, dem Schauspieler Jason Sudeikis und Vater der beiden gemeinsamen Kinder, führte.
Während sich Wilde und Styles offiziell zum Paar erklärten, wurde das Promotion-Engagement Pughs für “Don’t Worry Darling” immer geringer, wohl auch auf Grund eines von LaBeouf der Presse zugespielten Videos, in dem Wilde ihn einst zur Rückkehr bewegen wollte und sich über Pughs Verhalten wenig positiv äußerte. Als der Film am 5. September bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere feierte, blieb Pugh vorher der offiziellen Pressekonferenz fern, um dann aber doch später glamourös über den roten Teppich zu schreiten. Der überraschenderweise nicht belegbaren Weisheit “any press is good press” entsprechend gab es also genug Wirbel im Vorfeld des Kinostarts, der endlich dafür sorgt, dass über den Film selbst diskutiert werden kann und nicht über all das Brimborium drum herum.
Wir lernen Alice (Pugh) und Jack (Styles) als anscheinend glückliches Paar in den 1950er-Jahren kennen. Warum sollten sie das auch nicht sein, leben sie doch umgeben von Palmen in einer sonnigen Gegend in einem tollen Haus. Mit ihnen tun das auch etliche weitere Paare, und jeden Morgen fahren die Männer nach einem Abschiedskuss der liebenden Frauen in der Einfahrt in ihren tollen Autos allesamt um exakt die selbe Zeit in Kolonne los zur Arbeit für das geheime “Victory”-Projekt. Dass der Arbeitsplatz inmitten eines Berges zu liegen scheint und die Frauen nicht erfahren dürfen, was genau denn dort als “Entwicklung progressiver Materialien” passiert, das nehmen die meisten von ihnen ohne große Bedenken hin – denn es geht ihnen ja gut, meist viel besser als früher. Wenn Jack dann noch nach Dienstschluss ins täglich penibel geputzte Haus zurück kommt, zu allererst einen Drink von Alice gereicht bekommt und die beiden sich dann noch umgehend hemmungslos lieben – das Leben könnte kaum schöner sein.
Oder doch? Auch wenn der Victory-Chef Frank (Chris Pine) für gute Laune sorgt und dafür mit Partnerin Shelley (Gemma Chan) auch mal selbst protzige Feste schmeißt, scheint es nicht nur lachende Gesichter im mitten in eine Wüstengegend gebauten, wie am Reißbrett entworfenen Städtchen zu geben. Nachdem ihre Nachbarin Margaret (KiKi Layne) einen Verlust erleiden musste, lebt sie traumatisiert und wird von den anderen der Einfachheit halber als verrückt erklärt und gemieden. Natürlich ist Alice mit Hausarbeiten wie dem gewohnten Putzen und Wäsche machen, Fahrten mit dem “Victory Town Link”-Pendelbus zu Einkäufen oder dem täglichen Ballet-Tanzkurs für alle Damen genug beschäftigt, und doch fängt sie an, sich Gedanken zu machen. Was ist mit Margaret passiert? Woran arbeiten die Männer eigentlich täglich? Warum ist das so geheim, und warum bebt immer wieder mal die Erde?
Ihre neue Nachbarin Bunny (Olivia Wilde), eine trinkfeste Mutter mit witzigen Anekdoten, warnt sie noch, hier besser nicht zu viel zu hinterfragen, aber als Alice dann im Bus sitzend Zeugin eines Flugzeugabsturzes wird, will sie zuerst einmal helfen und verlässt hierfür ihre erlaubte Zone – wodurch sie mehr erfährt und ihr Dasein in Gefahr bringt.
“Don’t Worry Darling” wartet mit toller Optik auf, der zweifach Oscar®-nominierte Kameramann Matthew Libatique hat hier erneut überzeugende Arbeit geleistet. Das Idyll inmitten der Wüste wird ebenso reizvoll eingefangen wie das scheinbar so wundervolle Leben und Liebesleben von Alice und Jack, in einer famosen 50er-Jahre-Ausstattung, die sich wunderbar anschauen lässt.
Die Handlung des Films weiß durchaus Interesse zu wecken und als Zuschauer ist man noch schneller als Alice misstrauisch. Dass diese dann immer wieder mal durch surreale, in Schwarz-Weiß inszenierte Traumfetzen wie Synchron-Tänzerinnen oder Unterwassermomente in voller Bekleidung aus ihrer vermeintlichen Luxus-Idylle gerissen wird, wirkt schon unbehaglich, und doch braucht es mehr, um sie schließlich zum Ausbruch aus der Norm zu bewegen.
Olivia Wildes Film entwickelt sich nach und nach zu einem veritablen Thriller, der von grandiosem Schauspiel Florence Pughs getragen wird, der man jede Regung abkauft und die eine umwerfende Leinwandpräsenz beweist. Neben ihr agiert Harry Styles zwar solide und ambitioniert, kann aber schauspielerisch schlichtweg nicht mal Ansatzweise mithalten.
Das Drehbuch aus der Feder der “Booksmart”-Autorin Katie Silberman nach einem Skript von ihr und Carey sowie Shane Van Dyke will dann allerdings zu viel und verhebt sich beim Versuch, die Unterdrückung und Selbstbestimmungsbeschneidung von Frauen auch heutiger Zeit in der Handlung zu spiegeln, dafür packt einen der Film dann doch nicht genug und dafür kommt die Auflösung auch etwas zu platt daher.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten