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“Manifesto” – anstrengend und doch interessant

Autor: Tobi

Manifesto

Manifesto

Darsteller: Cate Blanchett, Erika Bauer, Ruby Bustamante
Regie: Julian Rosefeldt
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: dcm.film/Manifesto
Facebook: facebook.com/dcmworld


Wer so richtig Lust auf leichtes Unterhaltungskino hat – der sollte “Manifesto” meiden, denn dieser Film ist das Gegenteil davon. Eigentlich ist das Ganze auch gar nicht als Film gedacht, sondern eine filmische Kunstinstallation von Julian Rosefeldt, die im Dezember 2015 im australischen Melbourne erstmals in einem Museum gezeigt bzw. ausgestellt wurde, seither Station in verschiedenen Städten wie Berlin, Sydney, New York, München oder Aarhus machte. “Manifesto” besteht aus einem vierminütigen Prolog und zwölf jeweils zehneinhalb Minuten langen Kurzfilmen, die in Dauerschleife auf verschiedene Flächen eines großen Raums projiziert werden – bereits von mehr als 350.000 Besuchern weltweit bestaunt.

In jedem dieser Kurzfilme sieht man Cate Blanchett, die in insgesamt 13 verschiedene Rollen schlüpft und aus ca. 60 verschiedenen Manifesten zitiert, gekürzt und zusammen gefügt, so dass sie für den jeweiligen Film Sinn machen. Hierbei kommen politische Ziel- und Absichtserklärungen wie das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels genauso zur Geltung wie Kunst-Manifeste zum Dadaismus, Fluxus oder Pop Art, sowie Leitschriften aus der Architektur oder sogar dem Film, ist doch auch “Dogma 95” der dänischen Filmemacher Lars von Trier und Thomas Vinterberg vertreten, und ist der jüngste verwendete Text doch aus den Goldenen Regeln des Filmemachens von Regisseur Jim Jarmusch (2004).

Nun gibt es “Manifesto” auch im Kino, dementsprechend in einer linearen Umsetzung, gekürzt auf insgesamt 95 Minuten. Wenn man Lust auf anspruchsvolles Kopfkino hat, dann bereitet es durchaus Freude, die zweifache Oscar®-Gewinnerin Cate Blanchett in den verschiedenen Rollen als Börsenmaklerin, Fabrikarbeiterin, Wissenschaftlerin, Puppenspielerin oder sogar männlichem Obdachlosen zu sehen, wo sie alle Facetten ihrer Schauspielkunst ausleben kann. Am zugänglichsten und vertrautesten, auch am witzigsten in den jeweiligen Situationen, wirkt sie hierbei in den Rollen als Lehrerin und als Trauerrednerin.

Die Manifeste selbst kommen in der Summe dann aber doch etwas anstrengend daher und es fällt auch schwer, sie durchgängig zu unterscheiden – denn wer kennt schon alle 60, und sie werden nicht durch Untertitel oder Ähnliches identifiziert. Natürlich aber sind hier auch sehr interessante Leitlinien zu finden, ob nun über die Abkehr von Normen oder den Fokus auf die Gegenwart. So kann jeder für sich vermutlich einige der Ziele als sinnvoll heraus filtern – wenn er es schafft, die Konzentration hoch zu halten, was hier unabdinglich ist.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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