Home Film “See How They Run” – der Whodunit im Agatha-Christie-Umfeld bereitet Freude

“See How They Run” – der Whodunit im Agatha-Christie-Umfeld bereitet Freude

Autor: Tobi

"See How They Run" Filmplakat (© 20th Century Studios)

See How They Run

Darsteller: Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson
Regie: Tom George
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.searchlightpictures.com/films/see-how-they-run
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE


Wohl kaum einen anderen Namen verbindet man mehr mit dem Genre des Krimis als Agatha Christie. Der 1890 im britischen Devon geborenen Schriftstellerin verdanken wir Figuren wie Hercule Poirot oder Miss Marple, deren diverse Fälle ja auch schon oftmals Verfilmungen dienten – so wie einige weitere Werke. Nachdem ihr Theaterstück “The Mousetrap” am 25. November 1952 im Londoner West End Premiere feierte, gute Kritiken einheimste und ständig ausverkauft war, dauerte es dann auch nicht allzu lange, bis sich eine kleine Firma die Filmrechte sicherte, auch wenn Christie verfügte, dass die Arbeit an einer Adaption (ebenso übrigens wie eine Aufführung am New Yorker Broadway) erst sechs Monate nach der Absetzung in London beginnen dürfe.

1976 verstarb Agatha Christie – und hätte sicher zu Beginn nie damit gerechnet, dass das Theaterstück im West End sie überleben würde. Und nicht nur dies, “The Mousetrap” wurde zum – wenn man mal von einer erzwungenen 14-monatigen Pause durch die COVID-19-Pandemie absieht – am längsten ununterbrochen aufgeführten Stück der Welt und wird bis heute täglich in London gespielt. Dieser absolut außergewöhnliche Fakt ist allerdings für Tom Georges Regiedebüt “See How They Run” gar nicht mal entscheidend, siedelt Mark Chappell die Handlung in seinem Drehbuch doch im Jahr 1953 an.

Wir kommen gerade rechtzeitig zur Feier der 100. Aufführung von “The Mousetrap”, bei der die DarstellerInnen um Sheila Sim (Pearl Chanda) und ihren Mann Richard Attenborough (Harris Dickinson) gemeinsam mit der Produzentin des Stücks, Petula Spencer (Ruth Wilson), und einigen anderen natürlich auf gute Laune aus sind. Diese wird ihnen allerdings verhagelt, als der arrogante amerikanische Regisseur Leo Kopernick (Adrien Brody) den Filmproduzenten John Woolf (Reece Shearsmith) als Rechteinhaber für eine kommende Kino-Adaption mitsamt Drehbuchautor Mervyn Cocker-Norris (David Oyelowo) erst bedrängt, ihm die Inszenierung zu übertragen, und sich dann nach ausbleibender Zusage maßlos betrinkt, um erst herum zu pöbeln und dann schließlich in der Feier-Torte zu landen.

Nicht so toll, das finden wohl alle – und eine Person ganz besonders, schließlich liegt Kopernick kurz darauf als Leiche vor ihnen. Um den Mörder zu finden, tritt Scotland-Yard-Inspektor Stoppard (Sam Rockwell) auf den Plan, dem gegen seinen Willen kurz darauf die ambitionierte, aber unerfahrene Constable Stalker (Saoirse Ronan) zur Seite gestellt wird. Auch wenn anfängliche Differenzen unübersehbar sind, ermitteln sie gemeinsam in dem Fall und identifizieren hierbei einige Verdächtige.

"See How They Run" Filmplakat (© 20th Century Studios)

(© 20th Century Studios)

Dass “See How They Run” natürlich aus den oben genannten Gründen keine Verfilmung von “The Mousetrap” darstellen kann, ist klar, und doch nimmt uns der Streifen von Tom George auf ganz geschickte Weise mit in die Welt des Stücks und baut eine sehr intelligent erarbeitete Meta-Ebene auf.

Der Film profitiert davon, dass Sam Rockwell als ebenso trocken auftretender wie dem Alkohol zugeneigter, kauziger und gerne auch zynischer Inspektor und Saoirse Ronan als teilweise unüberlegt agierende und übereifrig alles penibel mitschreibende Gehilfin ein sehr amüsantes Gespann ergeben, dem man gerne zuschaut. Der restliche Cast spielt ebenfalls überzeugend, Adrien Brody darf dank einiger Rückblicke auch immer wieder Präsenz zeigen, und sogar Agatha Christie selbst kommt noch ins Spiel, verkörpert von Shirley Henderson.

Im Stile eines Whodunit kann man es sich gemütlich machen und miträtseln, wer denn nun der Mörder oder die Mörderin sein könnte, und das bereitet durchaus Freude, ob man nun hinter die Kulissen des Theaterstücks schaut, dem Ermittler-Duo zu einzelnen Verdächtigen folgt oder in Gesprächen und Erinnerungen mehr über die einzelnen Charaktere erfährt. Hinzu kommt, dass das Ganze mit feinem Humor gewürzt und rein optisch ein Genuss ist mit seiner wundervollen 50er-Jahre-Ausstattung, filmtechnisch nicht nur durch einige Splitscreens abwechslungsreich gestaltet. Auch wenn “See How They Run” im Endeffekt nicht ganz an den großartigen “Knives Out” als Benchmark der in den letzten Jahren gebotenen Whodunits heran kommt, lässt sich der auch nicht auf Selbstironie verzichtende Film sehr gut anschauen.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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