Home Film “Io Sto Bene – Was am Ende bleibt” – eine ungewöhnliche Beziehung führt zum einfühlsamen Rückblick mit Migrationsthematik

“Io Sto Bene – Was am Ende bleibt” – eine ungewöhnliche Beziehung führt zum einfühlsamen Rückblick mit Migrationsthematik

Autor: Mick

"Io sto bene" Filmplakat (© Der Filmverleih)

Io Sto Bene – Was am Ende bleibt

Darsteller: Alessio Lapice, Renato Carpentieri, Sara Serraiocco, Marie Jung
Regie: Donato Rotunno
Dauer: 94 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: iostobene.der-filmverleih.de
Facebook: facebook.com/DerFilmverleihDE


Leo (Sara Serraiocco) staunt nicht schlecht, als der Rentner Antonio (Renato Carpentieri) sein Auto auf dem nächtlichen Parkplatz plötzlich ohne ersichtlichen Grund in eine Blumenrabatte setzt. Spontan eilt sie ihm zu Hilfe, doch eigentlich ist sie es, die dringend Hilfe benötigt. Oft sind es Zufallsbekanntschaften wie diese, aus denen später eine tiefere Beziehung entsteht und die so den besten Stoff für Filme ergeben. So baut auch der Luxemburger Donato Rotunno seinen „Io Sto Bene – Was am Ende bleibt“ auf dieser Begegnung auf, und lässt in der jungen Leo und dem schon etwas senilen Antonio zwei grundverschiedene Figuren aufeinandertreffen, die sich bald wunderbar ergänzen sollen.

Denn die italienische Grafikdesignerin Leo scheint irgendwie in Luxemburg gestrandet, wo ihre angestrebte Karriere als VJ – diesen Beruf muss sie Antonio erstmal plausibel erklären – nicht so recht in Fahrt kommen will, und sie sich mehr schlecht als recht als DJ und Barfrau durchschlägt. Dass sie dabei nicht allzu umgänglich agiert und schließlich sogar von ihrem Vermieter sexuell belästigt wird, macht ihre Situation nicht unbedingt besser. Und so ist sie nach der nächtlichen Begegnung auf dem Parkplatz und anfänglicher, misstrauischer Skepsis ganz dankbar für Antonios Angebot eines Dachs über dem Kopf. Auch der treibt nach dem Tod seiner Frau vor einem halben Jahr ziellos und einsam durchs Leben und freut sich jetzt, Leo ein wenig Halt geben zu können.

Doch ist es nicht auch er, der durch seine Fürsorge für die junge, orientierungslose Leo wieder Halt findet? Zumindest fühlt er sich durch Leos Schicksal erstmal stark an sein eigenes erinnert, das tatsächlich auffällige Parallelen aufweist und ihn jetzt zu einem emotionalen Rückblick auf die wichtigen Entscheidungen seines Lebens veranlasst. Das fängt Rotunno in langen Rückblenden ein und nimmt uns anfangs mit in die frühen 60er Jahre, als Antonio (Alessio Lapice) ähnlich wie jetzt Leo sein Glück im Ausland suchte. Damals mit seinen Freunden nach Deutschland aufgebrochen, war für ihn die Reise jedoch in Luxemburg zu Ende, wo er sich aber schnell als Handwerker etablierte und bald sogar auf die Liebe seines Lebens treffen sollte.

"Io sto bene" Szenenbild (© Der Filmverleih)

(© Der Filmverleih)

Es ist fast nostalgisch, wie sich der Regisseur Antonios Migrationsgeschichte annähert und mit seinem charmanten Retro-Look leichtfüßig das Lebensgefühl der damaligen Aufbruchszeit transportiert, als so vielen Südeuropäern mit dem Verlassen der Heimat plötzlich die Welt offenstand. Gleichzeitig jedoch ließen sie wie Antonio und seine Freunde für die Aussicht auf ein besseres Leben neben der Familie auch einen großen Teil ihrer Identität zurück, die sie in der Fremde nicht ganz so leicht wiederfanden. Briefe und Postkarten erhielten den Kontakt aufrecht, und die Zeile „io sto bene“ – mir geht es gut – war irgendwie Pflicht, ob sie nun zutraf oder nicht. Gut für Antonio, dass er bald in der Tochter aus gutem Hause Mady (Marie Jung) die große Liebe findet, die zu seinem neuen Lebensmittelpunkt wird und damit seine Integration trotz aller Sprach- und Herkunftsbarrieren enorm beschleunigt.

Diese Liebesgeschichte, die schon selbst alles andere als geradlinig verläuft, bettet Rotunno obendrein in einen noch weitaus dramatischeren Plot aus Verrat, Freundschaft und Familie ein, der Antonio zusätzlich isoliert und einen mit seiner Atmosphäre der Sechziger einnimmt. Gleiches will Rotunno mit seiner gegenwärtigen Zeitebene trotz bester Voraussetzungen nicht so recht gelingen, bewegen sich Antonio und Leo, die gleichfalls in der Heimat ein gutes Maß an verbrannter Erde hinterlassen hat, zwar allmählich aufeinander zu, große Herzenswärme überträgt sich dabei aber nicht. So lässt einen Leos Geschichte, die sich bei der Verzahnung mit den Rückblenden zu Antonios Vergangenheit fast wie ein Fremdkörper anfühlt, merkwürdig kalt, auch wenn sie dem sympathischen Rentner wieder neues Leben einhaucht. Dadurch finden die zwei Teile des Dramas irgendwie nicht zueinander, von denen jedoch zumindest Antonios Migrationsgeschichte bestens unterhält.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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