M3GAN
Darsteller: Violet McGraw, Allison Williams, Ronny Chieng, Amie Donald
Regie: Gerard Johnstone
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/m3gan
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesHorror
Eine vom Kind liebgewonnene Puppe wird zum brutalen Mörder-Spielzeug … ja, das klingt nicht neu und man denkt automatisch an die “Chucky”-Filme oder das Reboot “Child’s Play”, und auch aus Streifen wie “The Boy” oder “Annabelle” sind diabolische Puppen bestens bekannt. Bei “M3GAN” wird das Prinzip modern aufbereitet und mit Facetten versehen, die dafür sorgen, dass man sich keinesfalls langweilt, wobei die Erörterung der möglichen Auswirkung Künstlicher Intelligenz gepaart mit satirischen Einwürfen durchaus im Gleichgewicht mit Schockmomenten serviert wird und brutale Szenen rarer gesät sind als erwartet.
Nachdem die Eltern von Cady (Violet McGraw) bei einem Autounfall ums Leben kommen, den sie als einzige überlebt, wird die Achtjährige von ihrer Tante Gemma (Allison Williams) aufgenommen. Diese hat als Entwicklerin im Technik-Spielwaren-Konzern Funki zwar viel zu tun und traut sich die Vormundschaft kaum zu – da sie aber ja Spielzeug kreiert, kann etwas mehr Kind-Bezug ja auch nicht schaden.
Aktuell soll Gemma daran arbeiten, eine mit weniger Kosten produzierte Version der erfolgreichen, sprechenden “Purrpetual Petz”-Stofftierchen zu erschaffen, um mehr Profit erzielen zu können. Viel lieber aber widmet sie sich ihrem Herzensprojekt, der Entwicklung einer Roboter-Puppe, die mittels Künstlicher Intelligenz voll auf ihre Besitzerin oder ihren Besitzer eingeht und so schnell zum BFF werden kann, wie die Kids heutzutage den Best Friend Forever abkürzen.
Als sie Cady in ihr Projekt einweiht und ihr den Prototyp “M3GAN” (für “Model 3 Generative ANdroid”) vorstellt, reagiert diese völlig begeistert und das Ziel der Anfreundung wird umgehend erreicht. Also baut Gemma die Nichte in ihre kleine Firmen-Präsentation mit ein, und als ihrem Chef (Ronny Chieng) so klar wird, wie weit sie mit der Entwicklung bereits ist, da wittert er einen möglichen Geldregen und beauftragt sie, das Spielzeug so schnell wie möglich für eine Serienproduktion fertig zu stellen.
Nachdem es zwischen Cady und M3GAN, die nun auch zu Hause an ihrer Seite ist, zunächst wunderbar läuft und Letztere neben der Funktion als Spielpartnerin auch wie gewünscht bei der Erziehung mitwirkt, was gestresste Eltern als Käufer-Zielgruppe – denn der Preis wäre natürlich nicht gering – extrem entlasten würde, kommt es dann aber zu Komplikationen, denn M3GANs KI erzeugt einen übersteigerten Beschützerinstinkt, der für potentielle BedroherInnen mörderisch ausgeht.
Mit “M3GAN” legt der Neuseeländer Gerard Johnstone nach seinem hochgelobten Debüt “Housebound” (2014) erneut einen Horrorfilm vor, der von schwarzem Humor durchzogen ist, auch wenn er diesmal nicht selbst das Drehbuch verfasste, sondern Akela Cooper (“Malignant”, “The Nun 2”), basierend auf einer von ihm mit James Wan erdachten Story.
Auch wenn man Wan vor allem für die Regie bei “SAW” oder die ersten beiden “Conjuring”-Streifen und für seine Produktion zahlreicher “SAW”-Fortsetzungen plus diverser Horrorfilme kennt, in denen es nicht selten blutig zugeht, kommt der von ihm zusammen mit Jason Blum produzierte “M3GAN” in puncto gezeigter Brutalität vergleichsweise harmlos daher und erhielt in den USA auch eine PG-13-Einstufung, während hierzulande dann doch eine Freigabe ab 16 Jahren durch die FSK erfolgte.
Der Film ist vielleicht nicht innovativ, aber doch unterhaltsam, da er optisch ansprechend daher kommt und sehr zeitgemäß an das Puppen-Thema heran geht, hierbei die möglichen Gefahren der KI auf dem Silbertablett serviert. Zudem funktioniert er auch als Satire auf das Horror-Genre und zugleich die Spielzeug-Industrie – vom Start weg, wo ein Werbespot für die “Purrpetual Petz” eindeutig auf die Furbys anspielt, die seit 1998 durch Hasbro vertrieben werden, welche dann auch noch explizit als Haupt-Konkurrent von Funki genannt werden.
Wie so gerne in Horror-Filmen gibt es (nicht immer tödliche) Opfer, um die man als Zuschauer nicht allzu sehr trauert, wie die nervige, aufdringliche Nachbarin von Gemma oder den fiesen Schulkameraden von Cady. Mit Wissen bis zum Rand gefüttert ist M3GAN aber auch ein guter Sparringspartner für jeden Erwachsenen und weiß aus ihrer Sicht falsche Erziehungsmethoden zu kontern.
Hierbei reichen der oft emotionsarme, manchmal aber auch bitterböse Gesichtsausdruck der Androidin oder ein leichtes Kopfneigen alleine schon aus, um eine unheimliche Atmosphäre zu befeuern. Und wenn sie dann noch den Dance-Hit “Titanium” von David Guetta feat. Sia zart zu Streicherklängen singt oder sogar mit Tanz-Bewegungen überrascht, die nach Erscheinen des Trailers als Meme in sozialen Medien direkt einen Hype auslösten, dann fällt es einem nicht schwer, dieses Upgrade einer Mörderpuppe schon sehr cool zu finden.
Ein tanzender und singender Roboter? Ja, denn M3GAN wird im Original zwar von Jenna Davis gesprochen, die man auch singen hört, hinter der Fassade der Puppe steckt aber in Wirklichkeit mit der 12-jährigen Neuseeländerin Amie Donald auch eine Nachwuchstänzerin und -schauspielerin. Diese erledigt ihren Job überzeugend, ebenso wie Allison Williams als überforderte Robotik-Expertin und Violet McGraw als traumatisiertes Mädchen – übrigens die kleine Schwester von Nachwuchsschauspielerin Madeleine McGraw, die im letztjährigen Horror-Hit “The Black Phone” als Gwen zu sehen war.
Ein seichter, schwarzhumoriger Horror-Film, der eine düstere Stimmung solide aufbaut und in puncto Story wie Umsetzung funktioniert, auch wenn die Logik ab und an auf der Strecke bleibt und man sich schon fragt, wie die kleine, eher zarte Roboter-Puppe gegen Ende plötzlich so kräftig werden kann. Da “M3GAN” am Startwochenende in den USA sein Budget bereits zweieinhalbfach wieder einspielte und die Erwartungen damit deutlich übertraf, ist es äußerst wahrscheinlich, dass eine sowieso schon angedachte Fortsetzung realisiert werden wird.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten