Ein Mann namens Otto
Darsteller: Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, Manuel Garcia-Rulfo
Regie: Marc Forster
Dauer: 126 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.Ein-Mann-Namens-Otto.de
Facebook: facebook.com/EinMannNamensOtto
Wenn “Ein Mann namens Otto” in unseren Kinos startet, dann handelt es sich nicht um die erste Verfilmung des Bestsellers “Ein Mann namens Ove” von Fredrik Backman aus dem Jahr 2012, und nicht wenige erinnern sich an Hannes Holms mehrfach ausgezeichnete, schwedische 2015er-Erstadaption mit Rolf Lassgård in der Hauptrolle, in der Ove noch Ove war und nicht Otto. Nun scheint der Vorname Ove aber für ein US-Remake mit dem großen Tom Hanks nicht mehr salonfähig, was sicher auch Sinn macht, spielt die Handlung doch auch nicht mehr in Schweden, sondern in der Vorstadt des US-amerikanischen Pittsburgh, und unser Protagonist fährt keinen Saab mehr, sondern einen Chevrolet.
Ansonsten aber ist vieles sehr gleich. Direkt zu Beginn sehen wir, wie Otto Anderson (Hanks) seinen Selbstmord durch Erhängen akribisch vorbereitet, der dann aber scheitert. Für Frust hierüber bleibt ihm allerdings wenig Zeit, fährt doch ein Wagen mit Anhänger vor und hat massive Probleme, einzuparken. Nicht weil er hilfsbereit wäre, sondern weil er so viel Unfähigkeit kaum ertragen kann, eilt Otto heraus und steuert das Vehikel in die Lücke. So lernt er Marisol (Mariana Treviño) und Tommy (Manuel Garcia-Rulfo) kennen, die mit ihren beiden Töchtern Abby and Luna zu neuen Nachbarn werden.
Auch wenn Otto nur seine – am liebsten ewige – Ruhe haben möchte, wird diese nun eingeschränkt, denn bald schon klopft die freundliche und lebhafte Marisol, um sich mit einem selbstgemachten Essen zu bedanken. Otto präsentiert sich von seiner anscheinend angestammt mürrischen Seite, und nach und nach lernen wir in Rückblicken mehr darüber, was ihn so verbittert und lebens-müde gemacht hat. Da wäre der Tod seiner geliebten Frau Sonya (Rachel Keller) vor sechs Monaten, die er einst im Zug kennenlernte, nachdem ihm auf Grund einer Herzkrankheit der Militärdienst verweigert wurde. Da wäre die an Vorliebe für unterschiedliche Automarken zerbrochene Freundschaft mit seinem besten Kumpel Reuben (Peter Lawson Jones), der nun nach einem Schlaganfall im Neben-Reihenhaus im Rollstuhl sitzt und dem er trotzdem nie verziehen hat, was dessen liebende Frau Anita (Juanita Jennings) nicht versteht. Und da wären weitere Schicksalsschläge für die einst glücklichen Sonya und Otto.
Auch wenn Otto weiter grummelig ist, bringen die neuen Nachbarn wieder Schwung in sein Leben – ob er nun den von der Leiter gefallenen Tommy ins Krankenhaus fahren soll oder die Mädels vor seiner Tür stehen. Nachdem er selbst bei einem weiteren Selbstmordversuch scheitert, will er sich eigentlich vor den Zug werfen, rettet dann aber einem in Ohnmacht auf die Gleise fallenden Mann das Leben – und wird so zum Held, als ein aufgenommenes Video hiervon viral geht. Als er auch noch eine zugelaufene Katze bei sich aufnimmt, scheint klar – bei Otto tritt langsam eine Veränderung ein, seine Gefühlskälte nimmt ab und die Lebenslust kehrt zurück.
Unter der Regie von Marc Forster (“Wenn Träume fliegen lernen”, “World War Z”) und nach Drehbuch von David Magee (für “Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger” und “Wenn Träume fliegen lernen” zweimal Oscar®-nominiert) entstand mit “Ein Mann namens Otto” ein gelungenes, unterhaltsames US-Remake.
Direkt die Eröffnung sagt schon viel über die Ordnungsliebe und Akkuratesse von Otto aus, der vor dem Erhängen all seine offenen Rechnungen bezahlt, seine Energieversorgung abgemeldet und das Strangulierungszimmer penibel mit Folie ausgelegt hat. Der Selbstmord will aber nicht gelingen, zum Glück, denn nur so lernen wir in Rückblicken den eigentlich gutmütigen und fröhlichen Otto kennen, den das Schicksal dann hart getroffen hat – wobei der Zwist mit dem armen Reuben durchaus aus unnötiger, fast kindischer Verbohrtheit resultierte.
Vor allem durch Marisol kommt wieder Schwung in sein Leben, auch wenn er sich dagegen sträubt. Die Handlung springt sinnvoll zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, wo er sich mit neuem Lebensmut und Kampfgeist ausgestattet dann auch noch mit der Immobiliengesellschaft anlegt und ein Herz für den Transgender-Teenager Malcolm (Mack Bayda) entwickelt, den Sonya als Lehrerin einst förderte. Sowieso spielt die Nachbarschaft mit ihren so unterschiedlichen Charakteren eine wichtige Rolle und bildet unterschwellig einige Teile unserer Gesellschaft ab.
In “Ove” war der Nachbarsjunge noch schwul, hier geht es nun noch etwas zeitgemäßer zu, ansonsten sind die Änderungen im Vergleich zum Original aber marginal. Der Spielort wurde zur USA, die Iranerin Parvaneh zur Mexikanerin Marisol, aber die Geschichte bleibt bestehen und lässt sich sehr gut anschauen. Dies liegt auch an einem brillierenden Tom Hanks, der die Titelfigur mal wieder großartig verkörpert. Als jungen Otto sehen wir übrigens seinen jüngsten Sohn Truman Hanks, der in seinem erst zweiten Film, den Toms Frau Rita Wilson durch Mitproduktion zum Familienprojekt machte, gut spielt.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten