Der andere Liebhaber
Darsteller: Marine Vacth, Jérémie Renier, Jacqueline Bisset, Myriam Boyer
Regie: François Ozon
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.derandereliebhaber-film.de
Facebook: facebook.com/DerandereLiebhaber
Der französische Regisseur François Ozon ist dafür bekannt, dass Sexualität und der tabulose Umgang mit ihr in seinen Filmen oftmals eine entscheidende Rolle spielen, und dass sich seine Geschichten gerne um einen kleinen Kreis an Protagonisten drehen. “Der andere Liebhaber”, mit dem Ozon bei den 70. Filmfestspielen von Cannes in 2017 im Wettbewerb zu sehen war, bestätigt beides.
Die Hauptrolle im Film, der lose auf einem Roman von Joyce Carol Oates basiert, besetzte Ozon mit der auch als Model aktiven Marine Vacth. Dies tat er nicht zum ersten Mal, verhalf er ihr doch 2013 bereits mit “Jung & Schön”, auch im Wettbewerb von Cannes zu sehen, zu größerer Bekanntheit und Anerkennung als Schauspielerin, nachdem sie als 20-jährige zwei Jahre zuvor in Cédric Klapischs “Mein Stück vom Kuchen” in einer Nebenrolle debütierte.
In “Jung & Schön” spielte Vacth eine Schülerin, die Prostitution für sich entdeckt, nicht nur ob des Geldes. In “Der andere Liebhaber” verkörpert sie die 25-jährige Chloé, die immer wieder unter Bauchschmerzen leidet und generell auch alles andere als lebenslustig zu sein scheint. Da Schmerzen ja auch gerne mal psychosomatischer Natur sein können und andere Ärzte ihr nicht helfen konnten, sucht sie beim Psychotherapeuten Paul (Jérémie Renier) Rat. Dieser vermag es tatsächlich, ihr zu helfen, bald schon geht es ihr besser. Begeistert hiervon und von der ruhigen Art des charmanten Seelenklempners verliebt sich Chloé in ihn und beide beginnen eine Beziehung, ziehen dann sogar zusammen.
Als Chloé Paul irgendwann aus dem vorbei fahrenden Bus heraus mit einer anderen am Straßenrand sieht, bricht für sie eine Welt zusammen. Paul leugnet ein Fremdgehen, verschweigt ihr allerdings, dass er einen Zwillingsbruder hat. Wie Chloé heraus findet, ist dieser, Louis, ebenfalls als Psychotherapeut tätig. Um zu verstehen, warum Paul sie anlügt, begibt sie sich unter falschem Namen auch bei Louis in Behandlung. Dieser ist vom Typ her ganz anders, arrogant und unverschämt – und doch verfällt Chloé auch ihm, mit dem sie ihre Lust auf ungehemmten, härteren Sex ausleben kann. Doch ist Louis ehrlich, und wie soll das Ganze weiter gehen?
“Der andere Liebhaber” ist lange Zeit spannend und gut anzuschauen, nicht nur wegen der äußerst hübschen und aufreizenden Marine Vacth, die weit mehr einbringt als ihr Aussehen – neben einem ja ebenfalls in puncto Optik wie Spiel ansprechenden Jérémie Renier, und den gibt es ja sogar doppelt. Was François Ozon dann aber macht, erinnert an seinen Film “Swimming Pool” aus dem Jahr 2003. Er lässt den Zuschauer im Ungewissen, was Realität ist und was der Phantasie entspringt, und das sogar rückblickend, so dass man am Ende mit Grübeln und Stirnrunzeln doch durchaus unbefriedigt das Kino verlässt, da eine komplette Auflösung ausbleibt, auch wenn eine Richtung vorgegeben wird. Wer gerne interpretiert, der wird hier gut bedient. Wer nicht, der nicht.
