The Limehouse Golem
Darsteller: Olivia Cooke, Bill Nighy, Douglas Booth, Sam Reid
Regie: Juan Carlos Medina
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.limehousegolem-film.de
Facebook: facebook.com/LimehouseGolem.Film
Limehouse, der Londoner Altstadtbezirk an der Themse mit seinen verwinkelten Gassen, eignet sich nun wirklich als Schauplatz für einen handfesten Krimi. Siedelt man ihn dann auch noch im Jahr 1880 an, wo die Gegend noch richtig abgewrackt war, dann wird er nur noch düsterer. So wie die erfolgreiche, gleichnamige Romanvorlage von Peter Ackroyd weckt jetzt auch die Filmversion unweigerlich Erinnerungen an den Fall von “Jack the Ripper”, dem zu etwa gleicher Zeit diverse bestialische Morde an Prostituierten angelastet wurden.
Hier allerdings folgt der mutmaßliche Serienkiller keinem ganz so einfach gestrickten Muster und stellt damit Inspektor Kildare (Bill Nighy) vor eine besondere Herausforderung. Dem wird bei Scotland Yard keine allzu große Zukunft mehr zugetraut und so wird er mehr als Prügelknabe als zur wirklichen Aufklärung auf den komplizierten Fall des grausamen Mörders angesetzt, der an den Tatorten kryptische, in Blut geschriebene, lateinische Botschaften hinterlässt.
Durch die nicht ganz faire Behandlung des Inspektors, der natürlich mit dem Sympathieträger Bill Nighy blendend besetzt ist, holt Regisseur Juan Carlos Medina (“Painless”) geschickt gleich zu Anfang den Zuschauer mit ins Boot, der sich im Folgenden dann am beliebten Ratespiel “Wer war’s?” beteiligen darf. Doch halt, für den im dunklen Milieu der verruchten Londoner Musicalszene rund um Superstar Dan Leno (Douglas Booth) verorteten Thriller ist die Formulierung deutlich zu salopp gewählt, denn zum Lachen ist hier eigentlich nichts. Vielmehr leidet man mit der blutjungen, ambitionierten Elizabeth (Olivia Cooke) mit, die, kaum dass ihre Karriere am Musical-Theater richtig Fahrt aufgenommen hat, in den Strudel von Intrigen, Eifersucht und Mordverdacht gerät. Da ihr Mann als Hauptverdächtiger, der Killer zu sein, den alle wegen seiner Grausamkeit nach der Literaturfigur nur noch “Golem” nennen, Opfer eines Giftanschlags wird, rückt sie nämlich schnell ins Zentrum der Verdächtigungen, obwohl Kildare deutliche Sympathien für sie entwickelt.
Es ist wirklich stark, wie man in das Setting hineingezogen wird, wie die düstere Stimmung des viktorianischen Zeitalters in dunklen Brauntönen eingefangen wird und einen regelrecht runterzieht. Doch neben dem spannend in Szene gesetzten Kriminalfall, der von vorne bis hinten tadellos funktioniert, hat der Film noch so viel mehr zu bieten und nimmt einen mit in eine Welt der tragischen Lebensgeschichten. Die sind virtuos verflochten und lassen uns dank eines wundervollen Darsteller-Ensembles und der aus der Perspektive des Inspektors – Bill Nighy beweist einmal mehr, dass er nicht nur lustig kann – beleuchteten, mit zahlreichen Holzpfaden versehenen Ermittlungen bis zum Ende mitfiebern.