Bukahara
“Tales Of The Tides”
(CD, BML Records, 2023)
Mit Bukahara legt eine der interessantesten deutschen Bands ein neues Album vor, und die neun Songs auf den 35 Minuten von “Tales Of The Tides” untermauern mal wieder, dass die Musik des Quartetts in vielen Punkten besonders ist.
Alleine schon die Tatsache, dass hier vier Multiinstrumentalisten am Werk sind, die alle auch verschiedene Kulturen mit einbringen, klingt spannend. Während ihres Studiums an der Kölner Musikhochschule lernten sich der mit tunesischen Wurzeln ausgestatte Soufian Zoghlami (Gesang, Gitarre, Schlagzeug), der in Syrien geborene und in Palästina aufgewachsene Ahmed Eid (Kontrabass, Percussion, Gimbri), der jüdisch-schweizerische Daniel Avi Schneider (Violine, Mandoline) und der in Münster aufgewachsene Max von Einem (Trombone, Sousaphon, Trompete) kennen, gründeten dann 2009 die Band.
(© Rheinproduktiv)
Spielfreude hört man ihren Songs nicht nur an, bei bis zu 100 Konzerten im Jahr kann man diese auch erleben, und so haben sich die bisher auf vier Studioalben zurück blickenden Bukahara mit ehrlicher, handgemachter Musik immer mehr Bekanntheit erspielt – so dass im Rahmen der anstehenden Tour 2023 (siehe unten) bereits zahlreiche Termine ausverkauft sind, hierbei auch große Hallen wie die Westfalenhalle Dortmund, das Haus Auensee in Leipzig oder das Zenith in München auf dem Plan stehen und die Jungs auch beim Hurricane und Southside Festival aufspielen werden.
Mit dem letzten Album “Canaries In A Coal Mine” (2020) hatten Bukahara 2020 politische und antirassistische Töne gesetzt, nun hat Soufian Zoghlami Sachbücher und Romane zu den Themen studiert, die ihm vorschwebten und ist das Songwriting für “Tales Of The Tides” konzeptuell angegangen. Um Flut geht es, um Überflutung, mal real wie in Klimatatastrophen, mal an Reizen oder Geschichten, mal metaphorisch.
Der Titelsong “Tales Of The Tides” eröffnet die Scheibe und erzählt von der Natur, die sich mittels steigender Pegelstände für ihren Missbrauch rächt, musikalisch ebenso schön wie melancholisch im Folk angesiedelt, mit Bläsern und Streicherklängen veredelt. Das folgende “Border”, als dritte Single des Longplayers erkoren, bringt – nicht als einzige Nummer auch mit einem Schuss Swing gewürzt – schwungvoll das Selbstverständnis der Band auf den Punkt: “On the map they drew so many lines”, wundert sich Zoughlami über willkürliche Grenzziehungen. “And I don’t know why. Anyone should still listen to these rules.”
Mit arabischen Klängen kommt “In My Mind” daher und groovt hierbei mächtig ab, bei dem Soufian nach ein paar Glas Wein nachts in seiner Phantasie den Himmel in Brand steckt. Zunächst melancholischer präsentiert sich das mit Bluegrass-Klängen versehene, als zweite Single gewählte “Same Kind Of People”, das dann an Intensität gewinnend und sehr fein mit Streichern und Bläserklängen bereichert das Leidgefühl beschreibt, nicht dazuzugehören, wobei der gesanglich immer überzeugende und bestens passende Zoghlami sehr ausdrucksstark und hier auch soulig verkündet, dass die Zeit gekommen ist, das zu ändern – der mitreißendste Song der Scheibe.
Auch “Storytelling Animal” lässt Bluegrass-Folk hochleben und zieht einen hiermit in seinen Bann, mitsamt der Hoffnung, dass man sich die Welt auch einfach schöner reden kann, und das sogar mit Wahrheiten statt Fake-Geschichten.
Mit “Stein”, das als erste Single vorausgeschickt wurde, gibt es einen deutschsprachigen Song, und zwar einen sehr schönen über die Schwere eines Steins im Meer, die einen manchmal ergreift. Und wenn die Jungs gerade bei nicht-englischen Titeln sind, folgt mit “Assad” dann auch gleich der nächste, als einziger nicht von Soufian Zoghlami geschrieben, sondern von Ahmed Eid, der hier dann seine Herkunft einfließen lässt und auch über Flucht aus einer verrückten Welt und Hoffnung auf eine neue Vision singt, während der polnische Schlagzeuger Kuba Gudz als Gast Rhythmen liefert.
Abgeschlossen wird die Scheibe vom mit tiefem Bläserklang und Klatschen startenden, dann noch etwas voller werdenden “Trails Of Bones”, das an Gospel-Soul erinnernd nicht sehr hoffnungsvoll voran marschiert, und dem feinen Folk-Song “Follow The Moon”, das weit positiver beschreibt, wie der Wind und der Mond einen durch die Nacht ins Licht führen. “Tales Of The Tides” ist ein gelungenes Album, welches sich bestens durchhören lässt, immer wieder.
Hier sind Bukahara live zu sehen:
26.02.2023 Köln, Gloria (ausverkauft)
07.03.2023 Münster, Gleis 22 (ausverkauft)
08.03.2023 Flensburg, Volksbad (ausverkauft)
09.03.2023 Rostock, Peter Weiss Haus (ausverkauft)
10.03.2023 Hannover, Faust (ausverkauft)
11.03.2023 Göttingen, MUSA (ausverkauft)
18.03.2023 Dortmund, Westfalenhalle – Halle 1 (ausverkauft)
24.03.2023 A-Wien, Arena (ausverkauft)
25.03.2023 München, Zenith
26.03.2023 Wiesbaden, Schlachthof (ausverkauft)
30.03.2023 Leipzig, Haus Auensee
31.03.2023 Berlin, Columbiahalle (ausverkauft)
02.04.2023 Hamburg, Große Freiheit 36 (ausverkauft)
03.04.2023 Hamburg, Große Freiheit 36 (ausverkauft)
17.06.2023 Scheeßel, Hurricane Festival
18.06.2023 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
www.bukahara.com
facebook.com/Bukahara
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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