Home MusikCD-Rezensionen Katie Melua beschert auf ihrem neuen Studioalbum schöne, wieder positivere Lieder

Katie Melua beschert auf ihrem neuen Studioalbum schöne, wieder positivere Lieder

Autor: Tobi


Katie Melua "Love & Money"

Katie Melua

“Love & Money”

(CD, BMG Rights Management, 2023)

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Bei Katie Melua kann sich wahrlich niemand beschweren, dass musikalisch nicht immer wieder mal etwas Neues geboten werden würde. Nach diversen Alben im typischen Singer/Songwriter-Stil mit Hits wie “Nine Million Bicycles oder “The Closest Thing To Crazy” erfolgte die musikalischen Trennung von Entdecker, Mit-Komponist und Produzent Mike Batt, woraufhin sie 2016 das “In Winter”-Themenalbum mit dem Gori Women’s Choir aus ihrem Heimatland Georgien veröffentlichte, ein Jahr später in einer Special Edition noch einmal neu aufgelegt, mit einem zusätzlichen Track und einer lohnenswerte Bonus-CD mit 70 Minuten Livemitschnitt.

Es folgten 2018 die rückblickende Songsammlung “Ultimate Collection” (lies unsere Rezension hier) und 2019 der Mitschnitt “Live in Concert” (lies unsere Rezension hier), bevor die georgisch-britische Künstlerin auf ihrem achten, 2020 schlicht “Album No. 8” betitelten Studioalbum (lies unsere Rezension hier) bei ihrer Rückkehr zu neuen Songs über das Leben einige Tracks mit klassischer Ergänzung des Georgian Philharmonic Orchestra aufnahm und mit treibendem Rhythmus in der Single “A Love Like That” auch einige neue Töne anschlug, außerdem nach Trennung von ihrem Mann James Toseland beziehungskritische Momente nicht aussparte.

Mit dem “Acoustic Album No. 8” erschien 2021 eine klanglich reduziert akustische und sehr schöne Neueinspielung des letzten Studioalbums (lies unsere Rezension hier), bevor sie sich einem ganz neuen Projekt widmete und 2022 mit dem in Berlin lebenden Violinisten und Komponisten Simon Goff zusammen das sehr interessante Album “Aerial Objects” (lies unsere Rezension hier) ablieferte, abseits vom oft schlichter gehaltenen Pop-Kosmos balancierend.

Katie Melua (© Mariam Sitchinava)

(© Mariam Sitchinava)

Mit den 36 Minuten ihres neuen Albums “Love & Money” präsentiert sich die sympathische Musikerin nun wieder in ihrem angestammten Fach und liefert zehn neue Singer/Songwriter-Songs, die angekündigt wurden als höchst persönliches Werk, das einen tiefen Einblick gewährt, was innerhalb der letzten zwei Jahre in Katies Leben geschehen ist.

Und ja, da gab es einiges, vor allem auch wieder Positiveres. Produziert von Leo Abrahams (Ghostpoet, Brian Eno, Regina Spektor) wurde der Longplayer im Sommer 2022 in Peter Gabriels Real World Studios nämlich aufgenommen, während Katie mit ihrem mittlerweile neugeborenen Sohn erstmals schwanger war. Privat gibt es also prägende glückliche Momente, und die Positivität, die sich mit einer neuen Liebe und der Freude einer werdenden Mutter einstellt, klingt durch.

Als erster Vorbote wurde im Januar die Single “Golden Record” voraus geschickt, die nun auch das Album eröffnet. Im getragenen Song reflektiert Katie darüber, wo sie im Leben steht, was ihr die Musik bedeutet und wie man die Balance zwischen Karriere und Familie finden und halten kann.

Katie erklärt: “Es geht darum, wie sich alles verändert. Darum, wie es ist, eine Frau in der Musikindustrie zu sein und wie seltsam und glücklich ich mich fühle, einen Job zu haben, nach dem ich regelrecht süchtig bin. Dies hat mich fast 20 Jahre lang dazu gebracht, sehr dogmatisch zu sein und meinem Privatleben sehr wenig Raum zu lassen. Ehe ich mich versah, waren die Jahre wie im Flug vergangen und ich war 36, frisch geschieden und immer noch wie verrückt mit der Musik beschäftigt, während um mich herum alle meine Freunde verheiratet waren und Kinder bekamen. Und obwohl es immer noch reizvoll ist, Platten zu machen und auf der Bühne zu stehen, und mir all das gibt, was ich glaubte, für meine Seele zu brauchen, begann es doch allmählich an mir zu nagen, keine erfüllte Beziehung zu haben und eine Familie gründen zu können. Als ich ‘Golden Record’ schrieb, war es, als würde ich endlich Frieden mit allem schließen. Akzeptieren, wie sich die Dinge in der Branche verändert haben, wie es um mein Privatleben bestellt ist und bereit, mich der Angst zu stellen, dem ewigen Jahrmarkt der Musikindustrie den Rücken zuzukehren.”

Nachdem die Eröffnung noch etwas nachdenklich klang, folgt mit “Quiet Moves” ein beschwingter Gute-Laune-Song, zugleich ein Liebeslied, inspiriert vom Gefühl, welches sie hatte, als sie ihren Partner zum ersten Mal tanzen sah. Mit dem feinen “Lie In The Heat” über einen gemeinsamen entspannten sonnigen Tag am Fluss gibt es ein weiteres von wohligen, verschossenen Momenten getriebenes Stück, und auch das etwas atmosphärischer angelegte, warme “Darling Star”, das schöne, ruhigere, mit Piano durchsetzte “Pick Me Up” und das etwas jazzig anmutende, mit sanfter E-Gitarre verzierte “First Date” drehen sich um die Liebe.

Etwas schwerer und schleppender im Grundton wirkt “14 Windows”, öffnet sich dann aber auch dem Befreienden, und auch die Hoffnung, dass jemand bildlich die Korallenriffe in “Reefs” retten möge, klingt nicht ganz simpel – erneut mit geschlichener E-Gitarre bereichert und somit bluesig angehaucht, ohne aber rockig zu werden.

Das entspannt jazzige, zudem mit Gospel-Anleihen im Refrain aufwartende “Those Sweet Days” wurde als zweite Single vorausgeschickt. Katie Melua sagt über den Track: “In dem Song geht darum, dass man gut zu sich selbst ist. Ich bin mir bewusst, wie sehr die Zeit und der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, mich geprägt haben – ich habe das Gefühl, immer produktiv sein zu müssen. Dennoch stimme ich den Menschen nicht zu, die sagen, dass Du in Vergessenheit gerätst, sobald Du eine Pause einlegst. Ganz im Gegenteil bevorzuge ich die Idee, dass eine gewisse Sehnsucht nach dir entsteht und die Menschen anfangen, dich zu vermissen. Alle Lebewesen müssen sich erholen und von Zeit zu Zeit wieder auftanken. Ich möchte so lange wie möglich mit der Musik weitermachen und deshalb versuche ich gerade herauszufinden, wie ich das kontinuierlich tun kann.”

Abgeschlossen wird Katies neuntes Studioalbum vom Titelsong “Love & Money” als ruhigstem Stück der Scheibe, bei dem sich Streicherklänge zur Akustikgitarre als Untermalung von Meluas immer wieder schöner Stimme gesellen. Ein weiteres feines Album der 38-jährigen Singer/Songwriterin, das sich dank gewohnt melodischer, schöner Titel wieder gut durchhören lässt und bei dem es auch nicht schlimm ist, dass keine absoluten Ohrwürmer auszumachen sind, die zu großen Hits taugen – denn schlechte Songs findet man keine und die Gesamtheit bereitet wieder viel Freude.

Das Album erscheint CD im dreiteiligen Papp-Klappcover mit 12-seitigem Booklet, das die Texte und Fotos enthält, als Deluxe CD mit zusätzlichen Bildern, vor allem aber vier bislang unveröffentlichten Bonus-Tracks inkl. Katies Coverversion von Labi Siffres “Watch Me” und “Dann erinner ich” im Duett mit Philipp Poisel. Die Deluxe CD ist auch mit handsigniertem Einschub zu haben. Auf 140g schwarzem Vinyl erscheint das Album samt Art Card mit den Texten, und auch hier gibt es eine Ausgabe mit signierter Einlage. Digital ist der Longplayer natürlich ebenso verfügbar.

Hier ist Katie Melua im April live zu sehen – was sich immer lohnt:

15.04.23 Hannover – Theater Am Aegi
18.04.23 Frankfurt – Jahrunderthalle
19.04.23 Hamburg – Laeiszhalle
20.04.23 Berlin – Admiralsplast
22.04.23 Lingen – Emsland Arena
23.04.23 Köln – Palladium
28.04.23 Leipzig – Haus Auensee
29.04.23 München – Isarphilharmonie
30.04.23 Jazz & Blues Wendelstein Open Festival

www.katiemelua.com
facebook.com/katiemeluamusic

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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