Cocaine Bear
Darsteller: Keri Russell, Alden Ehrenreich, O’Shea Jackson Jr., Brooklynn Prince
Regie: Elizabeth Banks
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/cocaine-bear
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
1985 wurde in der Wildnis Georgias ein toter Schwarzbär gefunden, der an einer Überdosis Kokain verendet war. Als dann zeitnah im nicht allzu weit entfernten Tennessee auch noch ein zu Tode gestürzter Drogenschmuggler samt Kokspäckchen entdeckt wurde, lag der Verdacht nahe, dass zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Ereignissen durchaus ein Zusammenhang bestehen könnte. In ihrer Komödie „Cocaine Bear“ – unter dem naheliegenden Namen firmierte der Fall schnell in der Presse – greift Elizabeth Banks („Pitch Perfect 2“, „3 Engel für Charlie“) nun die legendäre Geschichte auf und präsentiert uns eine schwarzhumorige Splatterorgie par excellence.
Dementsprechend hält sie sich auch gar nicht lange mit Vorgeplänkel auf und präsentiert uns sofort, wie sich das spektakuläre Geschehen damals höchstwahrscheinlich zugetragen hat. Da wirft der Schmuggler eiligst Drogenpäckchen aus dem schlingernden kleinen Flugzeug, nur um sich kurze Zeit später beim Absprung am Türrahmen bewusstlos zu schlagen. Das ist zwar nur eine Erklärung dafür, warum er später mit geschlossenem Fallschirm gefunden wurde, stellt aber mit dem ersten Lacher zum Einstieg schon mal klar, mit welcher Art von Humor wir es hier zu tun bekommen.
Eine Bestätigung lässt nicht lange auf sich warten, bekommt das Touristen-Pärchen auf der Suche nach dem schönsten Fotomotiv im Chattahoochee-Nationalpark doch gleich einen imposanten Schwarzbären geboten, dessen Verhalten so gar keiner Norm entspricht. Dass das mit Elsa ein blutiges Opfer fordert, und uns erste Gliedmaßen entgegenfliegen, ist dank ordentlicher CGI nicht nur nett inszeniert, sondern präzisiert zusätzlich, wo die Regisseurin ihr Werk verortet. Denn trotz aller Blutrünstigkeit des Bären, der abweichend von der Realität hier einen recht munteren Eindruck macht, kann man sich bei der expliziten Geschmacklosigkeit der Szene zumindest ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber auch eine Art Handlung hat das von Jimmy Warden rund um seinen überaus lebendigen Bären entwickelte Drehbuch zu bieten, ist dieser als Protagonist der Geschichte erst einmal eingeführt.
Es geht um die kleine Dee Dee (Brooklynn Prince), die mit ihrem Freund Henry (Christian Convery) die Schule schwänzt, um mit ihm im Nationalpark nach den malerischen Wasserfällen zu suchen, wo vor kurzem der Familienausflug dorthin doch schon ausgefallen ist. Das kann ihre Mutter Sari (Keri Russell) natürlich nicht gutheißen und begibt sich sofort auf deren Verfolgung. Damit sind sie aber nicht die Einzigen, die sich in die Wälder aufmachen, in denen der Schwarzbär auf Koks sein Unwesen treibt. Auch Drogenboss Syd (der 2022 verstorbene Ray Liotta in einer seiner letzten Rollen) sowie seine Schergen Eddie und Daveed machen sich nämlich auf die Suche nach dem verschwundenen Kokain, genauso wie sich der Sheriff um Aufklärung im Fall des toten Schmugglers bemüht.
Das alles aber ist in Banks‘ Komödie nebensächlich und dient letztendlich nur als Gerüst, auf dem sie sich von einer Splatterszene zur nächsten hangelt. Natürlich könnte das in Kombination mit den weitestgehend flachen Figuren übel in die Hose gehen, ihre Schauspieler jedoch holen mit Wortwitz aus jeder noch so albern konzipierten, absurden Szene immer noch einen guten Schuss Situationskomik heraus. Da muss man sich schon schwer zusammenreißen, um bei den wegen einer Gehirnerschütterung gerufenen Sanitätern, die in der Hütte der durchgreifenden Parkwächterin auf ein veritables Blutbad treffen, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Oder sieht mit diebischem Vergnügen, wie sich Bär und Mensch auf Droge bei der Jagd aufeinander zu sportlichen Höchstleistungen antreiben.
Wer hier große philosophische Diskurse erwartet, ist mit Sicherheit fehl am Platz, obwohl Regisseurin Banks ihre Komödie laut eigener Aussage als Rache des Bären an der Menschheit angelegt hat. Als reine Unterhaltungsveranstaltung auf überschaubarem Niveau aber funktioniert „Cocaine Bear“ mit seinem 80er-Jahre-Retro-Look ganz hervorragend und rechtfertigt so auch den vorangegangenen Social-Media-Hype, mit dem er es sogar in die diesjährige Oscar®-Zeremonie geschafft hat.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten