Home Film “Spoiler Alarm” – das schwule Beziehungsdrama nimmt einen zum Schluss wirklich mit

“Spoiler Alarm” – das schwule Beziehungsdrama nimmt einen zum Schluss wirklich mit

Autor: Mick

"Spoiler Alarm" Filmplakat (© 2022 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.)

Spoiler Alarm

Darsteller: Jim Parsons, Ben Aldridge, Sally Field, Bill Irwin
Regie: Michael Showalter
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/spoiler-alarm
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE


Der Name „Spoiler Alarm“ ist Programm in Michael Showalters („The Big Sick“) Verfilmung der 2017 erschienenen Autobiografie „Spoiler Alert: The Hero Dies: A Memoir of Love, Loss and other Four-Letter-Words“ des TV-Journalisten Michael Ausiello, deren Titel die Vorwarnung noch viel treffender umschreibt. Denn gleich die erste Szene stellt uns zum tränenreichen Abschied direkt ans Sterbebett, ein Happy End ist daher anschließend eher nicht zu erwarten und ein Spannungsbogen somit nur schwerlich aufzubauen. Mehr Spoiler geht also nicht, noch bevor der Spezialist für romantische Komödien Showalter überhaupt ansetzt, uns die Liebesgeschichte von Michael Ausiello aus dessen Sicht zu erzählen, deren tragischen Ausgang wir nun ja schon gesehen haben.

Abgesehen vom ungewöhnlichen Einstieg jedoch verfolgt der Regisseur darauf in Rückblicken ganz konservativ den gängigen Ablauf handelsüblicher RomComs, und so dauert es auch nicht lange, bis sein Protagonist Michael (Jim Parsons) in einem New Yorker Club nach kurzer Unterhaltung mit Kit (Ben Aldridge) Feuer und Flamme für ihn ist. Nanu, eine schwule Romantic Comedy? Da war doch was, ebnete doch erst vor kurzem Nicholas Stoller mit seinem „Bros“ dem Genre den Weg aus seinem Nischendasein. Und auch sonst entdeckt man hier so manche Parallele zu Stollers Werk, das allerdings weitaus radikaler und freizügiger angelegt war.

So erkennt man die Konstellation durchaus wieder, wenn der etwas nerdige Fernsehserien-Experte Michael auf den für ihn unerreichbar scheinenden, ungemein selbstbewussten Fotografen Kit trifft und dabei auch nach den ersten stimmigen Dates kaum seinen Minderwertigkeitskomplex ablegen kann, der sich in der von Schlümpfen nur so wimmelnden Wohnung des passionierten Sammlers manifestiert. Ist sein dunkles Geheimnis aber erstmal gelüftet, und hat sich Kit von seinem anfänglichen Schock erholt, finden auch hier die beiden Beziehungsmuffel zueinander und bilden ein gleichberechtigtes Paar, wie es harmonischer nicht sein könnte.

"Spoiler Alarm" Szenenbild (© 2022 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.)

(© 2022 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.)

Denn auch Kit hat seine Leiche im Keller, wie sich beim Besuch seiner Eltern Marilyn (Sally Field) und Bob (Bill Irwin) herausstellt, vor denen er wegen seines bisher ausgebliebenen Outings seine sexuelle Beziehung zu Michael tunlichst geheim halten will. Das aber ist mit den beiden nicht zu machen, und ihre unerwartet lässige Reaktion lässt die vier schnell zu einer Familie zusammenwachsen. Was uns Michael Showalter bis hierher aus der Sicht von Michael präsentiert, ist bestes Wohlfühlkino, bei dem wir die beiden Hauptfiguren dank der einfühlsamen Interaktion der Schauspieler Parsons und Aldridge wirklich ins Herz schließen. Doch schon bald ziehen dunkle Wolken auf, wie man aufgrund des Anfangs unschwer erahnen kann.

Doch auch das kann Showalter, zeigt uns nach einem Zeitsprung, wie sich die beiden nach über zehn Jahren Beziehung extrem auseinandergelebt haben und letztendlich trennen, als Kit nur kurze Zeit später unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Das aber bestärkt Michael nur in seinen Gefühlen für ihn und lässt ihn darüber völlig alle nichtigen Beziehungsprobleme vergessen, die ihnen die ganze Zeit im Weg standen. Der Rest ist ein schmerzvoller Abschied auf Raten, bei dem wir Michael begleiten und schon gehörig mitleiden.

Unabhängig von der sexuellen Orientierung der Hauptfiguren lässt uns Michael Showalter nämlich mit seiner Romanverfilmung hier in eine Gefühlsachterbahn einsteigen, und das, obwohl wir von Anfang an mit dem bitteren Ende vertraut sind. Gerade das Wissen um deren Ausgang und deren Wahrheitsgehalt macht die feinfühlig erzählte Geschichte überraschenderweise aber so herzergreifend. Da verzeiht man dem Film auch gerne sein Kokettieren mit der Homosexualität und das Pathos des allzu rührselig geratenen Finales.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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